Unbewilligte Demonstration in ZürichMolotowcocktails und eine «erschreckende Gewaltbereitschaft»
In der Nacht auf Sonntag haben linksextreme Demonstrierende im Langstrassenquartier die Polizei angegriffen. Sieben Stadtpolizisten wurden verletzt, die Höhe des Sachschadens ist unklar.
Am Sonntagmittag liegt auf dem Boden der Langstrassenunterführung noch überall Gummischrot. An der Ecke Langstrasse/Neufrankengasse ist das Trottoir mit roter Farbe verschmiert. Weitere Spuren der Zerstörung sind am Sonntag vor allem in Form von Graffiti sichtbar. Sie verteilen sich über die Langstrasse im Kreis 5 sowie die Schönegg- und die Feldstrasse im Kreis 4.
Gummischrot, Farbflecken und Graffiti sind die Überreste einer unbewilligten Demonstration von Linksextremen, die in der Nacht auf Sonntag stattgefunden hat. Wie die Stadtpolizei Zürich am Sonntagnachmittag in einer Medienmitteilung schreibt, ist «massive Gewalt» gegen die Polizei ausgeübt worden. «Wie gewaltbereit die Demonstrierenden waren, ist erschreckend», sagt Judith Hödl, Mediensprecherin der Stadtpolizei Zürich, auf Anfrage dieser Zeitung.
Während viele Leute schon schliefen, wurden die Einsatzkräfte der Stadtpolizei von grösstenteils vermummten Demo-Teilnehmenden mit Eisenstangen, Steinen, pyrotechnischen Gegenständen sowie Molotowcocktails attackiert, wie es in der Mitteilung weiter heisst.
Die Bilanz: sieben verletzte Mitarbeitende der Stadtpolizei Zürich. Eine Person musste für weitere Abklärungen ins Spital gebracht werden. «Nur mit viel Glück gab es dabei keine Schwerverletzten», sagt Judith Hödl. Insgesamt kontrollierte die Stadtpolizei sechzig Personen. Siebzehn wurden festgenommen.
Durchbrochene Polizeisperren und beschädigte Fahrzeuge
Am Samstagabend gegen 22.15 Uhr sei bei der Stadtpolizei Zürich die Meldung eingegangen, dass mehrere Hundert Personen an der Heinrichstrasse im Kreis 5 einen Demonstrationszug durchführen würden, schreibt die Stadtpolizei in ihrer Mitteilung. Wie Bilder zeigen, trug die vorderste Reihe ein Transparent mit der Aufschrift «Let the night shine bright like a diamond» («Lass die Nacht hell wie ein Diamant leuchten»).
Als die ersten Patrouillen eintrafen, wurden diese «unvermittelt und mit massiver Gewalt» angegriffen. Verstärkung wurde gemäss der Mitteilung sofort aufgeboten. Danach bewegte sich der Demonstrationszug weiter auf der Langstrasse in Richtung Kreis 4. Bei der Unterführung durchbrach er eine Polizeisperre.
Die Demonstrierenden beschädigten auch parkierte Fahrzeuge, verübten Sprayereien an Hausfassaden sowie an Fahrzeugen der VBZ. Die Botschaften der Sprayereien sind thematisch breit: Es gibt Graffiti gegen das Patriarchat, gegen zu hohe Mieten, diverse Aufrufe zum 1. Mai und zum Klassenkampf, «Reclaim the Streets»-Parolen und Gewaltaufrufe gegen die Polizei.
Die Stadtpolizei setzte gegen den «gewalttätigen Mob», so die Stadtpolizei in der Mitteilung, Gummischrot, Reizstoff und Wasserwerfer ein. Zwischenzeitlich hätten sich die Demonstrierenden in verschiedene Gruppen aufgeteilt, die sich teilweise mit dem Partyvolk gemischt hätten.
Bei der Piazza Cella wurde die Polizei mit Flaschen beworfen
Bei der Piazza Cella kesselte die Polizei eine grössere Gruppe ein und begann mit Personenkontrollen. Während dieser Aktion, so die Medienmitteilung, sei die Stadtpolizei immer wieder mit Flaschen beworfen worden. Aussenstehende versuchten, festgenommene Personen zu befreien. «Es fand eine Solidarisierung von Leuten statt, die nichts mit der Demo zu tun hatten», sagt Polizeisprecherin Hödl. Ein Polizist wurde gemäss der Mitteilung zudem in einen Hauseingang gedrängt und von rund einem halben Dutzend Personen zu Boden geworfen und mit Fäusten und Fusstritten gegen den Kopf und den Körper traktiert.
Auch hier musste der Wasserwerfer eingesetzt werden, um die Situation zu entschärfen. Nach 1 Uhr war die Kontrolle beendet, und die Situation beruhigte sich. Der Verkehr an der Langstrasse und in den umliegenden Strassen war bis 1 Uhr beeinträchtigt.
Laut der Stadtpolizei kann der angerichtete Sachschaden noch nicht beziffert werden. Sie hat die Ermittlungen aufgenommen.
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