Möglicher Fifa-Wegzug aus ZürichDer Stadtrat geht davon aus, dass die Fifa bleibt
Nach der Statutenänderung herrscht in Zürich Ungewissheit über die Zukunft des Fifa-Hauptsitzes. Die FDP fordert, um den Fussballverband zu kämpfen.
Atmosphärisch fremdeln Zürich und die Fifa schon länger. Nun ist das Fremdeln offiziell.
Am Freitag hat der Fifa-Kongress mit grosser Mehrheit beschlossen, dass Zürich künftig nicht mehr zwingend der Fifa-Hauptsitz sein muss. Neu darf der Kongress den Standort bestimmen.
Was das bedeutet, ist unklar. In einer Mitteilung schrieb der Fussballverband: «Wir sind glücklich in der Schweiz.»
Davon geht auch der Zürcher Stadtrat aus. «Die Stadt Zürich hat – auch nach Rückfrage bei der Fifa – keine Kenntnis von konkreten Plänen der Fifa, mit ihrem Hauptsitz nach über 90 Jahren aus Zürich wegzuziehen», heisst es im Präsidialdepartement von Corine Mauch (SP).
In den letzten 15 Jahren wurde die Fifa oft kritisiert in Zürich, vor allem von linker Seite: Der Fussballverband sei bestechlich, hofiere Autokraten, dulde Menschenrechtsverletzungen. Damit schade die Fifa dem Image von Zürich. Ausserdem zahle die Fifa als Verein zu wenig Steuern im Verhältnis zu den Milliardeneinnahmen. Konkrete Massnahmen gegen die Fifa wie der Entzug des Baurechts am Sonnenberg oder die Aufhebung der Fifa-Strasse fanden aber keine Mehrheit im Stadtparlament.
Ein möglicher Wegzug der Fifa würde die städtische Linke kaum stören. «Wegen der unzähligen Korruptions- und Menschenrechtsskandale würde ich der Fifa nicht gross nachtrauern», sagt Oliver Heimgartner, Co-Präsident der städtischen SP. Eine grosse Mehrheit der Leserinnenkommentare in dieser Zeitung teilt diese Haltung.
FDP: Zürich profitiert stark
Ganz anders sieht es Përparim Avdili, der Präsident der städtischen FDP: «Wir erwarten von der Stadtregierung, dass sie alles daransetzt, um die Fifa in Zürich zu halten.» Trotz der teilweise berechtigten Kritik schaffe die Fifa einen grossen Mehrwert für Zürich. Die Wirtschaft und der Tourismus profitierten, die Fifa unternehme sehr viel für den hiesigen Nachwuchssport. «Ihr Einsatz wird hier viel zu wenig wertgeschätzt», sagt Avdili. Man müsse sich nicht wundern, dass sich der Verband bei der ständigen Kritik irgendwann nicht mehr wohl fühle in Zürich.
Auch die Stadt- und die Kantonsregierung haben sich stets positiv geäussert zur Fifa. Diese trage den Namen und die Qualitäten Zürichs in die Welt hinaus, schrieb der Stadtrat 2013. Der Regierungsrat kam 2015 in einem Positionspapier zum Fazit: «Die Fifa gehört zu Zürich.»
Zahlen zum konkreten Nutzen gibt es wenige. Oft ist von rund 500 Angestellten die Rede, welche die Fifa und Partnerfirmen in Zürich beschäftigten und die hier Steuern zahlten. Dazu kämen Tausende Hotelübernachtungen. Die Steuerleistung der Fifa untersteht dem kantonalen Steuergeheimnis. Im Regierungsratsbericht von 2015 heisst es, dass ein Wegzug einen «beträchtlichen Steuerausfall» bedeuten würde.
FDP-Präsident Përparim Avdili findet nicht, dass sich die Fifa entfremdet habe von Zürich. Der FC Gemeinderat habe schon mehrmals gegen eine Auswahl aus Fifa-Angestellten und -Funktionären gespielt. «Da haben wir viele Mitarbeiter kennen gelernt, denen der Standort Zürich sehr wichtig ist.»
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