ModellbezeichnungenNamen sind Glückssache
Ulkig, anstössig oder schlicht vulgär: Viele Autonamen sorgen für hochrote Köpfe. Das ist peinlich für die Hersteller – und umso amüsanter für uns.
Lustige, unpassende und auch peinliche Modellnamen haben in der Geschichte des Automobils immer wieder für Lacher und ungläubiges Kopfschütteln gesorgt. Tatsächlich ist es schwierig, eine Bezeichnung zu finden, die in sämtlichen Sprachen der Welt gleichermassen funktioniert und dabei keinerlei unerwünschte Bedeutung hat. Auch aus diesem Grund flüchten sich viele Hersteller in kryptische Buchstaben- und Ziffernkombinationen, die man zwar kaum aussprechen kann, die aber immerhin solche Peinlichkeiten vermeiden sollen. Doch auch damit treten die Hersteller ab und zu ins Fettnäpfchen.
Modellnamen müssen aber auch zur Marke und zum Modell selbst passen, sollen frisch sein und zum Kauf animieren. Daher erschaffen viele Autohersteller abenteuerliche Wortkombinationen und Kunstbegriffe, die unverfänglich und harmlos erscheinen. Namen wie Evalia, T-Roc oder Ceed. Doch auch hier lauern Sprachfallen. Allerdings sollte es in Zeiten von Internetsuchmaschinen, digitalen Lexika und künstlicher Intelligenz eine Kleinigkeit sein, eine unglückliche Modellbezeichnung zu vermeiden – müsste man meinen. Dass dem offensichtlich nicht so ist, zeigen zahlreiche Beispiele aus der Neuzeit.
Mitsubishi Pajero: Der Klassiker
Der Klassiker unter den unpassenden Autonamen ist Mitsubishi Pajero. Bei uns ist dieser Geländewagen seit 1983 unter diesem Namen auf dem Markt, in spanischsprachigen Ländern sowie in Nordamerika heisst er allerdings Montero – und das mit gutem Grund. Pajero bedeutet übersetzt nämlich Wichser (Pardon, so steht es im Wörterbuch). Dennoch heisst das Modell bei uns weiterhin so, nur in Grossbritannien wollten die Japaner auch kein Risiko eingehen und tauften den Geländewagen dort unverfänglich Shogun.
Revuelto: Ein Lamborghini zum Frühstück
Lamborghini benennt seine Boliden gern nach spanischen Kampfstieren. Dennoch wäre es ratsam, dass jemand in der Firmenzentrale in Sant’Agata Bolognese diese Stiernamen kurz googeln würde, bevor sie einem neuen Modell zugeordnet werden. So hätte man bestimmt herausgefunden, dass Reventón auf Spanisch Reifenplatzer heisst – und so will man doch keinen Supersportwagen nennen. Der Lamborghini Reventón ist heute nicht mehr in Produktion, doch auch bei der Namenswahl des aktuellen Zwölfzylindermodells Revuelto war man in Italien offensichtlich zu faul zum Recherchieren. Anders ist es nicht zu erklären, dass der 1015 PS starke Bolide nach einem beliebten Frühstück benannt wurde. Revueltos heisst wörtlich durcheinander – huevos revueltos sind Rühreier.
Audi E-Tron: Die Deutschen und ihr Französisch
Die Legende dahinter ist ja eine schöne. Man munkelt, Audi habe damals seine LMP1-Hybrid-Prototypen für die 24 Stunden von Le Mans nur deshalb E-Tron genannt, weil man damit den französischen Erzrivalen Peugeot demütigen wollte. Étron bedeutet schliesslich wörtlich Kothaufen, und so wären die Franzosen nicht nur im eigenen Land beim grössten Motorsportevent der Welt besiegt, sondern erst noch von einem Kothaufen geschlagen worden. So oder so, die seither für alle Elektromodelle von Audi übernommene Bezeichnung E-Tron ist unglücklich.
Hyundai Kona – oder Kauai?
Der Hyundai Kona heisst in Portugal Hyundai Kauai. Beide Namen haben einen Bezug zu Hawaii. Doch der Grund für die örtliche Umbenennung des kompakten SUV ist ein anderer: Kona (oder auf Portugiesisch geschrieben: Cona) ist ein vulgärer Ausdruck für das weibliche Geschlechtsteil. Gemerkt haben die Koreaner das erst, nachdem das Modell auch in Portugal eingeführt wurde.
VW Vento und die Abgase
Scirocco, Bora und Passat – dass VW seine Modelle gern nach berühmten Winden benennt, ist hinlänglich bekannt. 1992 schien den Mitarbeitern der Marketingabteilung allerdings die Luft respektive die Ideen auszugehen, und so nannten sie den Jetta-Nachfolger schlicht Vento, was auf Italienisch einfach Wind bedeutet. Tatsächlich gibt es auch einen bekannten Wind, der Vento genannt wird, nämlich einen nächtlichen Nordwind, der über den Gardasee weht und korrekterweise Pelér heisst. Nicht bedacht wurde bei der Namenswahl allerdings, dass Vento umgangssprachlich ein Furz ist – und das sorgte zumindest in Italien für Lacher. Aber mit Abgasen kennt man sich bei Volkswagen ja bekanntlich ohnehin nicht so gut aus.
Chrysler PT Cruiser: Nomen est omen
Die Idee an sich war ja eigentlich vielversprechend. Als Chrysler 1999 am Genfer Salon die von Bryan Nesbitt gezeichnete Studie Pronto Cruizer präsentierte, waren viele begeistert. Ein modernes Muscle Car im Hot-Rod-Stil – wow. Leider war die Serienversion ein Jahr später dann deutlich weniger aufregend. Der ab 2000 gebaute Chrysler PT Cruiser sah nicht nur verunglückt aus, er handelte sich auch schnell einen Ruf als technische Katastrophe ein. Die 2004 nachgeschobene Cabriovariante verschlimmerte die Situation zusätzlich. Wenigstens war der Name für das 2010 sang- und klanglos eingestellte Modell passend: PT sollte zwar offiziell für «Personal Transportation» stehen, doch die englisch ausgesprochen Buchstaben bedeuten auch pity, also Jammer oder Mitleid. Der PT Cruiser war somit ein jämmerlicher Strassenkreuzer – Nomen est omen.
Fiat Uno: Ein Auto für Trottel
Entworfen von Giorgetto Giugiaro, gebaut von 1983 bis 2021 und ein weltweiter Erfolg – nein, die Rede ist nicht vom VW Golf, sondern vom Fiat Uno. Der italienische Kleinwagen ist eine Legende. Sein Name ist clever gewählt: Uno bedeutet eins, der Autohersteller wollte damit signalisieren, dass der Uno die Numero Uno unter den Kleinwagen sei. In Finnland wird man über diese Modellbezeichnung hingegen geschmunzelt haben: Uuno heisst wörtlich übersetzt zwar Ofen, umgangssprachlich bedeutet es aber auch Trottel.
Weitere Namenspatzer
Nicht tragisch, aber immerhin unterhaltsam sind auch viele andere Modellnamen. So sorgte die Mittelklasselimousine Chevrolet Nova in spanischsprachigen Ländern für Schmunzler – «no va» heisst nämlich geht nicht, was auch oft genug zutraf. Süss ist auch der Toyota Opa: Mit diesem ausschliesslich im Heimmarkt verkauften Modell wollten die Japaner aber nicht Senioren ansprechen, der Name leitet sich von der portugiesischen Interjektion opa! ab, was auf Deutsch etwa «oha!» oder «ui!» bedeutet. Der japanische Autoriese sorgte auch mit dem Zweisitzer MR2 für Lacher. Mit etwas bösem Willen lautet das Kürzel französisch ausgesprochen «merdö» oder eben merde. Deutlich einladender, wenn auch nicht unbedingt passend im Strassenverkehr ist der Nissan Pivo. Pivo bedeutet in slawischen Sprachen Bier. In diesem Sinne: Prost!
Dieser Artikel stammt aus der «Automobil-Revue» – www.automobilrevue.ch
Fehler gefunden?Jetzt melden.