Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Schwimmer Roman Mityukov
Beflügelt von seinem Trauma fliegt er zu WM-Bronze

Roman Mityukov zeigt über 200 Meter Rücken eine herausragende Leistung.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Sie habe recht, sagt Roman Mityukov und lacht. Seine Mutter hat ihm nach seinem Coup über 200 Meter Rücken gratuliert und gesagt, er habe diese Bronzemedaille so verdient. «Ich hätte ja derart viel gearbeitet – und ja, das stimmt.» Den jungen Genfer hat es ausserordentlich gefreut, dass ihn seine Eltern an die WM in Fukuoka (JPN) begleitet haben, «das hat mir gezeigt, dass sie an mich glauben». 

Mityukov hat ein grosses und taktisch cleveres Finalrennen gezeigt. Und hat die Nerven behalten. So sicher war er sich dessen zuvor nicht gewesen, er habe kaum schlafen können. «Erst der Start am Morgen mit der Staffel hat mir geholfen, an etwas anderes zu denken.» Der 23-jährige Genfer ging die vier Längen dosiert an und drehte erst auf den letzten 50 Metern auf, dort arbeitete er sich noch auf Rang 3 vor. «Das habe ich die ganze Saison trainiert», sagte er. Gelungen ist ihm noch einmal eine bessere Zeit als im Halbfinal. Da war er der Schnellste gewesen und hatte danach gesagt: «Ich kann noch mehr.» Tatsächlich. In 1:55,34 Minuten schwamm er erneut Schweizer Rekord, steigerte sich noch einmal um mehr als eine halbe Sekunde. Der grosse Lohn dafür: die erste WM-Medaille. Weltmeister wurde der Ungar Hubert Kos in 1:54,14 vor Titelverteidiger Ryan Murphy (USA, 1:54,83).

Neben den Grossen und doch auch im Mittelpunkt: Roman Mityukov, Hubert Kos und Ryan Murphy (von rechts).

Der Genfer ist damit der erste Schweizer, der in dieser Disziplin eine WM-Medaille gewinnen kann – Mityukov ist überhaupt der erste Schweizer, der auf dem Rücken in die Weltspitze vordringen konnte. Seine Bronzemedaille ist erst die siebte WM-Auszeichnung für die Schweiz. Die ersten gewannen Dano Halsall (Silber) und Marie-Thérèse Armentero (Bronze) 1986 in Madrid im Crawl-Sprint, Langstreckenspezialistin Flavia Rigamonti steuerte in den Nullerjahren sogar drei silberne über 1500 Meter bei (2001, 05, 07). Und von der heutigen Generation zeigte Jérémy Desplanches seinen jüngeren Kollegen 2019 in China, dass sehr viel möglich ist: Der Genfer holte als Europameister WM-Silber über 200 Meter Lagen.

Mityukov ist ein sehr ruhiger Athlet, der sogar introvertiert wirkt. Aber eben nur wirkt. Neben seiner Sportkarriere bringt er auch sein Jusstudium unter, seine akribische und konzentrierte Arbeitsweise kommt ihm bei beidem entgegen. Markus Buck, der Leistungssportchef von Swiss Aquatics, sagt über ihn, dass er ein sehr vielseitiger Schwimmer sei, «er könnte auch über 200 Meter Lagen starten». Und: Dass er mit seiner Grösse von 1,80 Metern «in den Rückendisziplinen eher benachteiligt ist, die meisten sind sehr gross». In der Unterwasserphase, die pro Länge immerhin 15 Meter beträgt, macht sich dies am ehesten bemerkbar.

Jubelt im Stil eines Bodybuilders über WM-Bronze: Roman Mityukov.

Als ganz junger Schwimmer ist Mityukov nicht sonderlich aufgefallen. 2018 schwamm er als noch 17-Jähriger dann aber seinen ersten nationalen Rekord über die lange Rückendistanz und gehörte bald zu einem Quartett junger Schweizer, denen schöne Karrieren vorausgesagt wurden. So ist es gekommen. 2021 gehörte Mityukov schon zur 4×200-Meter-Staffel, die an den Olympischen Spielen in Tokio hinter den grössten Schwimmnationen schon fast sensationell Sechste wurde. Er war aber auch der Schwimmer, der von der letztjährigen EM in Rom «traumatisiert» heimkam, wie er sagt. Zwei 4. Plätze in seinen Einzelrennen ärgerten ihn lange – dazu kam ein 4. Rang mit der Staffel.

Dennoch – ganz überraschend kam der Coup von Fukuoka am Freitag nicht: Mityukov belegte schon an der letztjährigen WM in Budapest Rang 7. Nur blieb er immer im Schatten der schon Arrivierteren Desplanches, Noè Ponti, Lisa Mamié und Antonio Djakovic. Jetzt ist er auf brillante Weise daraus herausgetreten.