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Überraschung an der Schwimm-WM
Er lag lange nur im Bett und dachte daran, was er verpasst

«Ich staune über mich selber»: Antonio Djakovic nach seinem Finalrennen über 400 m Crawl.
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Der eine sprach verärgert von einem «weggeworfenen Rennen», der andere erfreut von «einer Bestätigung, dass ich das kann». Und beide Schweizer Schwimmer massen ihre Leistungen an ihrer mehr als halbjährigen Vorbereitung auf die WM in Fukuoka (JPN). Diese hat am Sonntag mit drei Weltrekorden begonnen, ein klares Indiz, dass es ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris um mehr geht als WM-Titel. Gefallen ist dabei auch der älteste, Michael Phelps beglückwünschte am Beckenrand persönlich seinen Nachfolger über 400 m Lagen, Léon Marchand (FRA, 4:02,50 Minuten).

«Weggeworfen» hat seiner Ansicht nach sein Rennen Olympiabronzegewinner Noè Ponti, dem über 50 m Delfin der Anschlag völlig missriet. Der Tessiner verpasste den Final, für die beiden längeren Distanzen, die 100 m und 200 m, die der 22-Jährige ohnehin bevorzugt, ist das Malheur jedoch eine lehrreiche Erfahrung. Und ja, dass er in Form sei, das wisse und spüre er trotzdem. 

«Ich habe einen guten Job gemacht»

In ganz anderer Stimmung stieg Antonio Djakovic aus dem Wasser: «Ich staune über mich selber.» Der 20-Jährige vom Schwimmclub Uster-Wallisellen hat in seinen ersten beiden WM-Rennen das Maximum, das er sich in seiner Situation erhoffen konnte, herausgeholt: Finaleinzug über 400 m Crawl, im Vorlauf als Achter in 3:45,43 Minuten mit der Olympiaqualifikation schon das ganz grosse Ziel erreicht und im Endlauf in 3:44,22 noch die Steigerung auf Rang 6 geschafft. Sein Stolz war unüberhörbar, als er sagte: «Ich glaube, ich habe einen guten Job gemacht.»

Start zu kräftezehrenden acht Bahnlängen: Crawlspezialist Antonio Djakovic (20).

Djakovic ist ein Arbeiter im Wasser, ein harter Arbeiter, dem das Training nicht anspruchsvoll genug sein kann und der dann aufblüht, wenn die Stärksten neben ihm schwimmen. Jetzt sagte er aber: «Es waren zuvor schwierige, lange Monate, es war keine einfache Saison.» Die mühselige Zeit hat schon mit dem Beginn der Rekrutenschule Anfang November begonnen, als er sich für ein paar Wochen daran gewöhnen musste, dass sein Körper nicht gefordert wird, dass das Training in dieser Zeit zurückgestellt ist. Im Kopf natürlich immer das Fernziel: WM. Und als er sich dann im Februar im Trainingslager in Teneriffa im Kraftraum an der Hals-/Schulterpartie verletzte, war das gravierender als angenommen.

«Ich lag nur im Bett, praktisch regungslos», sagte er, und im Kopf immer die Gedanken, was er im Formaufbau alles verpasst. «Ich musste lernen, die Situation zu akzeptieren, ändern konnte ich ohnehin nichts.» Djakovic hat im vergangenen Sommer seine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen, noch bevor er an der EM in Rom zwei Silbermedaillen gewann. Diese bestärkten ihn darin, dass er auch auf Weltniveau einst zu den Besten gehören kann.

Keine Ausreden suchen

Das hat er gestern mit Platz 6 bewiesen – obwohl seine Vorbereitung von rund eineinhalb Monaten Pause geprägt war und er die verpassten Trainingskilometer seit April irgendwie aufzuholen versuchte. «Diese Zeit war vor allem für den Kopf nicht einfach. Aber ich will hier auch gar nicht nach Ausreden suchen, wieso es nicht noch besser gelaufen ist», sagte er. Noch besser: Dann wäre Djakovic wohl eine Bestleistung geschwommen, im Final blieb er nur drei Zehntel darüber. 

Dass er die Zeit auf der letzten Länge verloren hat, überrascht wenig bei diesem Saisonverlauf. Noch hat er ein Defizit in der Grundlagenausdauer, kann er sein Tempo nicht bis zum Schluss durchziehen. Der Vorlauf sei brutal hart gewesen, der Final schon besser, sagte er. «Und wenn ich jetzt bedenke, dass ich bis Olympia ein ganzes Jahr Zeit habe, zu trainieren und mich zu verbessern, dann bin ich sehr zuversichtlich.» Am Montagmorgen früh steht der Vorlauf über 200 m Crawl an. An Motivation dürfte es Djakovic nicht fehlen.