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AboZürcher Stadtratswahlen
Die Mitte tritt mit ihrem Star der Stunde an

Josef Widler zieht es wieder in die städtische Politik: Er ist das Mitte-Zugpferd für die Gemeindewahlen.

Die Findungskommission der CVP, wie sie in der Stadt Zürich noch heisst, hat Josef Widler als Stadtratskandidaten nominiert. Der 67-jährige Kantonsrat und Präsident der Zürcher Ärztegesellschaft ist derzeit nach Regierungsrätin Silvia Steiner der prominenteste Vertreter der Stadtzürcher Mitte. Trotzdem überrascht die Wahl, weil ihn niemand auf dem Radar hatte.

Die Covid-Krise hat den jovialen Hausarzt ins Rampenlicht gezerrt, in dem er sich gar nicht so unwohl fühlt. Widler ist die Stimme der Zürcher Ärzteschaft, wenn es um das Coronavirus, Masken, Tests, Impfungen oder Tarife geht. So ist er seit letztem Frühling Ansprechpartner für Behörden, Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten und nicht zuletzt für die Medien. Ob fürs Fernsehen, die Radios oder die Zeitungen: Widler gibt schnell, pointiert und unkompliziert Auskunft.

Ein Herz für Heimbewohner

Als Heimarzt lenkt er auch öfter das Interesse auf die Alters- und Pflegezentren mit ihren Bewohnerinnen und Bewohnern, die man nicht längerfristig «kasernieren» dürfe. Im Kantonsrat berichtete er einmal von erschütternden Szenen mit verzweifelten Heimbewohnenden, die im Lockdown nicht mehr mit ihren Nächsten zusammenkommen durften.

Gesundheitspolitik ist natürlich seine Spezialität. Im Fokus stand Josef Widler etwa als Chef des Ärztefons beim Aufbau der neuen Notfallnummer. Die wenigen Vorstösse im Kantonsrat betreffen gesundheitsorganisatorische Belange, er ist aber alles andere als eine Vorstossschleuder. Seit seinem Eintritt in den Kantonsrat 2014 hat er gerade vier Anfragen als Erster unterzeichnet.

Widler hat seine Praxis seiner Tochter übergeben, ist aber immer noch als Arzt tätig. Die städtische Politik ist für ihn kein unbekanntes Feld. Von 2005 bis 2011 sass er im Gemeinderat. Er wohnt heute im Kreis 3.

Waterloo von 2018 vergessen machen

Nun soll er also das Unmögliche schaffen: Für die «künftige Mitte Stadt Zürich», wie es in einer Mitteilung der Partei vom Freitag heisst, in die Stadtregierung einziehen. Die CVP hatte 2018 ihr Waterloo erlebt: Sie konnte den Sitz des zurückgetretenen Gerold Lauber nicht verteidigen und flog aufgrund der 5-Prozent-Hürde sogar aus dem Stadtparlament.

Da nur einer der neun Stadtratssitze frei wird und sich namhafte SP-, FDP-, AL- und womöglich grüne, GLP- und SVP-Kandidierende um diesen Sitz balgen werden, wird es sehr schwer für Widler. So ist seine Rolle jene der Wahllokomotive, welche das CVP-Fiasko von 2018 vergessen machen soll. Auch sein Alter zeigt, dass er nicht die Zukunft der Partei in der Stadtregierung sein kann.

Im internen Rennen waren neben Widler auch Stadtparteipräsidentin Karin Weyermann und Ex-Gemeinderat Markus Hungerbühler, der vor drei Jahren ebenfalls in den Stadtrat ziehen wollte. Sie zogen sich zurück, als die CVP-Findungskommission Widler zuhanden der Delegierten nominierte. Die definitive Nomination findet am 24. Juni statt, die Wahlen sind am 13. Februar 2022.