Mobiles Tiny House gegen KlimawandelMit dem Solarschmetterling auf Weltreise
Im Frühjahr 2022 schickt der Schweizer Solarpionier Louis Palmer sein neustes Gefährt auf Tournee. Das mobile Tiny House soll nicht nur als nachhaltiges Reisemittel dienen – sondern auch eine klare Botschaft in die Welt hinaustragen.
10 Meter lang, bestückt mit 120 Quadratmeter Solarzellen. Ein Zuhause inklusive Küche, Nasszelle und Betten für bis zu sechs Personen. Wer sich dazu hinreissen lässt, den Solar Butterfly auf ein klimafreundliches Wohnmobil zu reduzieren, wird von dessen Erfinder Louis Palmer allerdings schnell korrigiert. Denn das Gefährt fungiert gleichzeitig als Ausstellungsraum, Bühne und Aufmerksamkeitsgenerator.
«Der Solar Butterfly ist ein autarkes Tiny House und als solches eine Kommunikationsplattform mit einem TV-Studio darin», lässt der 50-Jährige durchblicken. Gezogen von einem Elektroauto, soll es nächstes Jahr als Vorbild für einen nachhaltigen Lebensstil auf Weltreise gegen.
50'000 Kilometer im Solartaxi
Es ist nicht der erste Streich des Umweltaktivisten Palmer. In den Jahren 2007 und 2008 legte er im Solartaxi mehr als 50'000 Kilometer in 38 Ländern zurück, erhielt die Aufmerksamkeit der Medien und lenkte somit das Scheinwerferlicht auf das Potenzial von Solarenergie und Elektromobilität. «Viel passiert ist seither aber nicht», hält der ehemalige Lehrer aus Luzern ernüchtert fest. «Ausser dass der Co2-Ausstoss von Jahr zu Jahr einen einen neuen Rekordwert erreicht.»
«Ich wusste schon als Kind, dass ich die Welt bereisen möchte», holt Louis Palmer aus. «Aber auf eine Art und Weise, ohne sie dabei kaputtzumachen.» 1982, und somit im Primarschulalter, habe er erstmals seinen Lehrer über den Klimawandel sprechen hören – das ist ihm geblieben. «Mir war einfach klar, dass ich Teil der Lösung und nicht Teil des Problems sein möchte», fügt der 50-Jährige an. Gesagt, getan: 1994 reiste er mit dem Fahrrad 10’000 Kilometer weit von Kenia über Sansibar und Zimbabwe bis nach Kapstadt. 1996 mit einem Ultraleichtflugzeug quer durch die USA und später durch Südamerika. Und ab 2004 begann dann der Bau und die Reise mit dem Solartaxi.
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Dass Louis Palmer genau jetzt mit einem neuen Projekt aufwartet, ist indirekt der Pandemie geschuldet. Denn der Pädagoge arbeitet mittlerweile in erster Linie als Konferenzredner. «Meine berufliche Tätigkeit ist sozusagen zusammengebrochen», sagt er in Hinblick auf die Veranstaltungsflaute der letzten zwei Jahre.
Palmer hatte Zeit, sich Gedanken zu einer neuen Aktion zu machen. «Ursprung der Idee war eigentlich die Überlegung, wie ich mit meiner Familie wieder einmal verreisen könnte», sagt er lachend. Daraus geworden ist etwas ganz anderes, längst geht es nicht mehr um Ferien mit Kind und Kegel. «147 Leute sind mittlerweile in das Projekt involviert», auch habe man für die Konstruktion – die aktuell in Luzern im Gange ist – schnell Unterstützer und Sponsoren gefunden.
Reisen ja, aber bitte nachhaltig
Reisen, um einen nachhaltigen Lebensstil zu predigen? Hierzu hat Palmer eine klare Meinung. «Reisen soll man weiterhin. Sich einzuigeln ist auch keine Lösung. Aber die Leute sollen es einfach nachhaltig tun.» Mit dem Velo, mit einem kleinen Elektroauto, per Segelschiff. Gehe es nicht, ohne zu fliegen, solle man zumindest die CO2-Kompensation bezahlen. Und vor allem: Nicht für eine, zwei Wochen verreisen – sondern gleich für ein halbes Jahr.
Während die genaue Route des solarbetriebenen Schmetterlings – es soll gezogen von einem handelsüblichen Elektroauto bis zu 300 Kilometer pro Tag zurücklegen können – noch nicht festgelegt ist, weiss Palmer bereits, in welchen Regionen er selbst gern mit von der Partie sein würde. «Skandinavien würde mich interessieren, und das Amazonasgebiet», meint er. «Oder Zentralamerika. Das kenne ich noch überhaupt nicht.»
Klar ist, dass der solarbetriebene Schmetterling zahlreiche Stopps einlegen wird. Tausend Events in den verschiedensten Weltregionen, lautet das ambitionierte Ziel – und dabei Scheinwerferlicht auf Nachhaltigkeitsprojekte lenken, Pressekonferenzen organisieren, Politikerinnen und Politiker treffen.
Los gehts am 23. Mai 2022 auf dem Bundesplatz. In den ersten drei Wochen will Palmer mit dem Schmetterling alle 26 Kantone besuchen. Danach soll die Reise gemäss der grob geplanten Route rund 200'000 Kilometer weit durch neunzig Ländern führen – und am 12. Dezember 2025, pünktlich zum zehnten Jahrestag des Klimaabkommens, in Paris enden.
Butterfly-Piloten gesucht
«Wir suchen aktuell noch Menschen, die gern mitreisen möchten», so Palmer. Bis zu vier Leute aufs Mal sollen mit dem Solar Butterfly unterwegs sein, mindestens vier Wochen am Stück. Im Prinzip könne sich jede und jeder melden, fügt er dem Aufruf an. «Etwas Geschicklichkeit, Talent in der Videoproduktion und mechanisches Know-how sind aber sicher von Vorteil», folgt sogleich die Ergänzung. Der Solar Butterfly soll schliesslich nicht nur vorankommen – sondern auch auf allen möglichen digitalen Kanälen weltweit für Aufmerksamkeit sorgen.
Weitere Infos unter: solarbutterfly.org.
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