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Neue Bikeroute im Gotthardgebiet
Auf und Ab im Herzen der Schweiz

Landschaftlich extrem vielfältig: Fahrt auf der 5-Pässe-Route von Graubünden über den Oberalppass ins Urnerland.
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In Kürze:
  • Die Gotthardmassiv-Bikeroute umfasst über 120 Kilometer Trails und mehr als 6000 Tiefenmeter.
  • Vom Tessin gelangt man bis nach Uri, ein Grossteil der Route ist hochalpin.
  • Der Ausbau der Strecke hat vier Jahre gedauert, nächsten Sommer soll sie dann offiziell eröffnet werden.

Der Einstieg ist ein Sprung an die kalte Luft: raus aus dem Postauto und in den Sattel, wo einem der Nordwind scharf ins Gesicht bläst. Auf 1800 Metern über Meer ist der Lukmanier einer der tieferen Alpenpässe, aber auf der Hochebene zwischen dem Tessin und Graubünden kann es ganz schön zugig werden. Dankbar liegt man in die ersten Kurven Richtung Tal, endlich Bewegung, endlich etwas Wärme.

Auf einem alten Säumerpfad geht es bergab, vorbei an Trockenmauern und Militärseilbahnen, über Weidezäune und durch Schafsdreck, manchmal nah am Medelser Rhein, einem der Quellflüsse des Rheins, manchmal hoch oben am Hang. Es geht auf und ab, nicht immer auf einem einwandfreien Biketrail, aber das ist irgendwie auch das Ziel dieser ungewöhnlichen Zweiradreise im ursprünglichsten Teil des Alpenraums.

Wenn man verrückt genug ist, kann man auch alles auf einmal machen

Auf dem Mountainbike lässt sich seit neuestem das Gotthardmassiv umrunden. Über fünf Pässe, durch vier Kantone und drei Sprachregionen geht es 120 Kilometer voran und 6000 Tiefenmeter bergab – hinauf sind es etwa 3000, je nachdem, wie viel Postauto, Seilbahn und Zug man zwischen die Etappen schaltet.

Seit Sommer ist die Tour durchgängig befahrbar, noch immer ist sie ein kleines Flickwerk, noch immer gibt es Passagen, auf denen auf die Strasse ausgewichen oder das Bike mal fix getragen werden muss. Bis nächsten Sommer soll das behoben sein, dann ist Eröffnung. Man kann dieses Monstrum von einer Bikereise in fünf, vier, in drei Etappen fahren, und natürlich kann man, wenn man verrückt genug ist, auch alles an einem Tag hinter sich bringen, wie es Remo Eberle mal ausprobiert hat.

«Dafür musste ich aber früh aufstehen», sagt er und lacht. Eberle ist, zumindest auf Bündner Seite, so etwas wie der Vater der 5-Pässe-Fahrt. Für die Region Disentis-Sedrun verantwortet er eines der besten Trailnetze der Schweiz, über 300 Kilometer sind es im obersten Teil der Surselva, zwischen Lukmanier- und Oberalppass.

Dank Seilbahn und Postauto gibt es viele Höhenmeter «gratis», wie etwa beim Ausstieg auf der Caischavedra ob Disentis.

Nach der Abfahrt vom Lukmanier nach Disentis gibt es eine erste Kostprobe davon. Mit der Seilbahn hoch nach Caischavedra gibt es Höhenmeter zum Spartarif, danach surren die leistungsstarken E-Bikes, die auf der Gotthardumfahrung für eine ordentliche Reichweite sorgen, weiter bis zum Piz Plaun Grond, von dort geht es steil hinunter nach Sedrun. Diesmal alles auf vorzüglich ausgebauten Biketrails, die allesamt schon in Betrieb waren, bevor die Idee mit der 5-Pässe-Tour rund um den Gotthard entstand.

Oft liegt Schnee bis im Juni

Das Vorhaben, die grossen Bikemonumente der Region zusammenzuhängen, wurde vor sechs Jahren vom Programm San Gottardo angestossen, einem Gemeinschaftsprojekt zur regionalen Entwicklung der Kantone im Gotthardraum. Auch die Neue Regionalpolitik des Bundes (NRP) stieg mit ein, sie hat zum Ziel, ländliche Regionen und Berggebiete lebensattraktiver zu gestalten und besser zu vermarkten. Von den etwa drei Millionen Franken Gesamtkosten steuerten der Bund und die Kantone zusammen 700’000 Franken bei, den Rest teilten sich die Bikeregionen und Gemeinden je nach Traillänge auf; für die Surselva etwa betrug der Investitionsbetrag eine Million Franken. Remo Eberle stand dem Projektteam in einem beratenden Mandat zur Seite, ebenso die Trail-Konzeptfirma Bike Plan aus Bern.

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2020 fing man mit der Beschilderung an, ein Jahr später mit dem Bau. Der Grossteil der Arbeit war, bestehende Wanderwege zu Biketrails umzubauen. «Das klingt nach weniger Aufwand, als es tatsächlich ist», sagt Eberle. Tonnenweise Geröll musste weggeräumt werden, drei Sommer lang arbeiteten die Teams an den Wegen, wegen Schnee, der auf 2500 Metern oft noch bis im Juni liegt, war das Zeitfenster jeweils klein. Das gilt auch für die touristische Nutzzeit des neuen Angebots, in tieferen Lagen lässt es sich zuverlässiger biken. «Aber landschaftlich», sagt Eberle, «gibt es für Biker kaum etwas Vielfältigeres im Land.»

Auch im Spätherbst können noch ideale Bedingungen herrschen: Vor der Abfahrt vom Piz Plaun Grond nach Sedrun.

Weiter geht es über den Oberalppass und die nächste Kantonsgrenze. Karg und windig begrüsst einen auch der Kanton Uri. Auf der Passhöhe steht der einzige Leuchtturm im Binnenland Schweiz, als Symbol für den Rhein, der hier entspringt und erst im Meer mündet. Der Trail hingegen mündet fürs Erste in Andermatt, das in seiner Vielfalt für Mountainbiker den umliegenden Destinationen in nichts nachsteht. Aber Obacht: Anders als in den umliegenden Kantonen kann man in Uri gebüsst werden, wenn man als Biker auf einen designierten Wanderweg ausweicht. Es sind die kleinen Tücken des helvetischen Trailfahrens.

Die Fahrt über die fünf Pässe und durch die vier Kantone lässt sich auch mit dem reichhaltigen lokalen Angebot kombinieren. Die restlichen Routen von Schweiz Mobil sind entweder Teil des Wegs oder liegen direkt daneben, natürlich lassen sich auch nur einzelne Etappen der 5-Pässe-Fahrt fahren. Aus logistischen Gründen bietet es sich an, die Route von einem Ort aus zu erkunden: Mountainbikepacking ist aus naheliegenden Gründen noch nicht so populär, und einen Gepäcktransport zwischen den Destinationen gibt es aktuell noch nicht.

Disentis als Gotthard-Bike-«Hub»

Disentis als «Hub» ist eine gute Wahl – von hier aus kann man in beide Richtungen losfahren, gegen Oberalp- oder Lukmanierpass. Und es gibt Unterkünfte, in denen die Gäste die Tipps für den Trail gleich aus der Küche erhalten: Im Hotel Pazzola etwa sind Sven Heller und Sonia Deflorin in einer ausgefeilten Konzeptküche am Werk, daneben sind der Winterthurer und die Einheimische fast täglich mit ihren E-Bikes auf den Trails der Umgebung unterwegs. Als Bikegast fühlt man sich rundum gut aufgehoben.

Wer bereit ist, mit sehr wenig Gepäck zu reisen, kann mit dem E-Bike die gesamte Strecke in zwei bis drei Tagen bewältigen, ohne von früh bis spät im Sattel zu sein. «Auf diese Weise ist es etwas für Abenteurer, die bereit sind, aus dem kleinen Rucksack zu leben», sagt Remo Eberle.

Etwas für Abenteurer also. Oder eben: ein Sprung an die kalte Luft.

Diese Tour wurde realisiert mit der Unterstützung von Disentis-Sedrun Tourismus und Graubünden Ferien.