Pro und ContraMit Après-Ski zurück in die Normalität – macht das Sinn?
Nach der Aufhebung der Corona-Restriktionen plant ein Männedörfler Veranstalter eine grosse Après-Ski-Sause im Gemeindesaal. Die Meinungen darüber sind geteilt.
Ja
Die Corona-Pandemie wird leider auch dadurch in Erinnerung bleiben, dass man Andersdenkende an den Pranger gestellt hat. Die Befürworter der Massnahmen wurden als regierungsgläubige Mitläufer hingestellt. Die Gegner wurden als Schwurbler und Verschwörungstheoretiker belächelt. Damit müssen wir aufhören, wenn wir die aufgebrochenen Gräben wieder zuschütten wollen.
«Tatsache ist, dass Partys und Feste wieder erlaubt sind. Veranstalter bewegen sich komplett im gesetzlichen Rahmen.»
Kehren wir also zu den Fakten zurück. Tatsache ist, dass Partys und Feste wieder erlaubt sind. Veranstalter bewegen sich komplett im gesetzlichen Rahmen, wenn sie solche Anlässe durchführen. Niemand wird gezwungen, an den Partys teilzunehmen. Das Virus ist zwar noch da – aber die Massnahmen sind aufgehoben. Damit müssen wir leben. Die Unsicherheiten, die natürlich nach wie vor da sind, müssen wir aushalten. Es gibt keinen anderen Weg, wenn wir uns nun zurück in die Normalität kämpfen.
Dass nun die Frage gestellt wird, ob die Après-Ski-Party in Männedorf nötig ist, ist bereits der falsche Weg. Nicht weil wir keine Fragen stellen sollten, sondern weil wir damit suggerieren, dass die Veranstalter etwas Amoralisches vorhaben. Einzig aus dem Grund, weil sie eine andere Einstellung zu Corona haben.
Übrigens findet im Moment gerade die Fasnacht in Wädenswil statt. Hunderte von Menschen treffen sich dabei unter dem Motto «50 Jahre Neue Fasnachtsgesellschaft (NFG)». Bislang wurden keine öffentlichen kritischen Stimmen zu dem Anlass laut. Natürlich werden auch die Narren an der Fasnacht ans Virus denken, das wird nicht zu verhindern sein. Jedoch sollte man ihnen und uns allen gönnen, dass wir die Feste wieder feiern können.
Nein
Anfang 2020 kam es im Skigebiet Ischgl zum Ausbruch des Coronavirus – es war der Beginn der Pandemie in Europa. Über 24 Monate ist das nun her. Doch die Bilder im Kopf sind nach wie vor präsent. Hunderte Après-Ski-Begeisterte, die eng beisammen durch die Nacht feiern. Wenige Wochen später befand sich ein Grossteil der europäischen Länder – darunter auch die Schweiz – im Lockdown. Es folgten zwei Jahre voller Einschränkungen. Nun können wir endlich wieder etwas durchatmen. Die Restriktionen sind weitestgehend gefallen. Doch die neue Realität ist noch ein zartes Pflänzchen, dem wir Sorge tragen müssen.
Richtig ist, dass Partys und Feste jeglicher Art wieder ohne Auflagen erlaubt sind. Es zeugt jedoch nicht gerade von grosser Sensibilität, die Normalität mit einer Après-Ski-Party einläuten zu wollen.
Offenbar schien sich der Veranstalter aus Männedorf dieser Tatsache durchaus bewusst. Lancierte er doch eine Online-Umfrage, ob man an der Après-Ski-Party teilnehmen wollen würde. Dass er sich um die mehrheitlich zurückhaltenden bis kritischen Antworten futiert, gibt zu denken.
«Wenn Massen sich bewegen und noch dazu der Alkohol fliesst, ist die Vorsicht schnell vergessen.»
Der Organisator appelliert an die Eigenverantwortung der Menschen und fordert die Partygängerinnen und Partygänger «höflichst» auf, die Hände zu waschen und Desinfektionsmittel zu benutzen. Die Vergangenheit hat uns jedoch gelehrt: Wo keine Pflicht, da auch keine Solidarität. Kommt hinzu: Wenn Massen sich bewegen und noch dazu der Alkohol fliesst, ist die Vorsicht schnell vergessen. Vor(aus)sicht ist in der jetzigen Situation aber essenziell. Zwar gehen die Fallzahlen langsam zurück. Mit bis zu 20’000 neuen Ansteckungen innerhalb von 24 Stunden ist die Schweiz aber noch längst nicht über dem Berg.
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