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Supertalent Linda Caicedo
Die 18-Jährige, die bei ihrem Traumtor die Deutschen austanzt

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Als Linda Caicedo den Ball bekam, war die Chance, ein Tor zu erzielen, eigentlich gar nicht so hoch. Zwei Deutsche standen vor ihr, der Winkel war spitz. Aber ein Haken genügte, um zumindest die Gegnerinnen einmal loszuwerden. Dann folgte der Schuss, er hätte nicht besser passen können, und plötzlich war diese WM um ein Traumtor reicher. 

Es war das Tor zum 1:0 der Kolumbianerinnen gegen Deutschland, der Grundstein zum Sieg, am Ende hiess es 2:1: Ekstase bei den Südamerikanerinnen – und Entsetzen bei den Deutschen, die erstmals seit 1995 ein WM-Gruppenspiel verlieren. Kolumbien ist mit sechs Punkten aus zwei Spielen in diese WM gestartet, nun haben sie noch Marokko vor der Brust. Nur eine hohe Niederlage könnte die Qualifikation für die Achtelfinals noch verhindern. 

Im Fokus dieses Teams steht Caicedo. Sie ist die Hoffnungsträgerin des kolumbianischen Frauenfussballs, nichts weniger. Sie ist dabei aber nicht bloss das Versprechen für die Zukunft, sie ist die Gegenwart. In einem Team voller Spielerinnen, die in der heimischen Liga spielen, ist sie jene, die den Sprung nach Europa geschafft hat, und das gleich zu einer recht guten Adresse: Sie spielt seit Februar für Real Madrid.

Der Schuss, der im Winkel landen solle: Linda Caicedo setzt sich gegen zwei deutsche Verteidigerinnen durch.

Das sorgt für grosse Erwartungen im Land, das bisher zweimal an einer WM der Frauen dabei war. Beim ersten Mal, 2011, war Caicedo sechs, beim zweiten Mal, 2015, immerhin schon zehn. Zuverlässig begleiten kolumbianische Medien nun ihre Karriere in Europa, berichten von ihren grossen Spielen und schönen Toren.

Das mit den Erwartungen meisterte Caicedo bisher ziemlich locker und scheinbar unbekümmert: In Madrid hat sie sich schnell eingefunden, in zehn von elf möglichen Spielen der Rückrunde kam sie zum Einsatz. Sie schoss zwei Tore und bereitete vier vor, zum Schluss hatte sie einen Lauf mit drei Assists in drei Spielen.

«Ich war davon überzeugt, nie mehr spielen zu können»

In dieses junge Leben passen also schon ganz viele Ehrungen und Auszeichnungen, Prophezeiungen und Lobpreisungen. Aber es gab eben auch schon grosse Hürden zu übersteigen. Denn Caicedo stand schon einmal vor dem Ende ihrer Karriere, da hatte diese noch gar nicht richtig begonnen. Sie sagt: «Ich war davon überzeugt, nie mehr Fussball spielen zu können.»

Sie war 15 und bereits Nationalspielerin, noch so eine bemerkenswerte Episode ihres Lebens. Dann aber kam diese Diagnose: Eierstockkrebs. Der Aufstieg des Mädchens, das ihren Eltern mit fünf klarmachte, dass sie nun keine Puppen mehr zu Weihnachten wolle, sondern einen Fussball, war erst einmal gebremst.

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In einem Interview, das auf den Kanälen der Fifa veröffentlicht wurde, sagt Caicedo: «Mental war das eine schwierige Phase in meinem Leben, ich bin aber für immer dankbar, dass es passierte, als ich noch jung war, so hatte ich die Kraft, mich davon zu erholen.» Der Support ihrer Familie sei wichtig gewesen, an der Krankheit sei sie schliesslich gewachsen.

Kolumbien Fans und Spielerinnen feiern den Sieg gegen die zweifachen Weltmeisterinnen und Turniermitfavoritinnen aus Deutschland.

Caicedo besiegte den Krebs und kehrte auf die Bühne zurück, als Hoffnungsträgerin von Fussball-Kolumbien. Sie sagt: «Meine Mitspielerinnen und ich haben eine enorme Entwicklung hinter uns. Wir haben Stadien gefüllt, in denen wir von Erwachsenen, aber auch von Kindern und Jugendlichen unterstützt wurden.» Die WM sei ein Traum, der in Erfüllung gehe.

Das Turnier in Australien und Neuseeland ist eine neue Bühne für dieses Team, nur wenige waren 2015 schon dabei, als es Kolumbien in die Achtelfinals schaffte, dort aber an den USA scheiterte. Nun soll es noch weiter gehen, schliesslich stand das Team letztes Jahr im Final der Copa América im eigenen Land. Trotz 0:1-Niederlage gegen Brasilien hiess die Frau des Spiels: Linda Caicedo.

In kolumbianischen Medien heisst es, Caicedo sei scheu und zurückhaltend, ihre grossen Augen tragen eine gewisse Melancholie in sich. Doch auf dem Platz ändert sich all das. Da sind die verrückten Antritte, die Art, wie sie den Ball eng an ihrem Fuss führt, sie ist eine der Spielerinnen, die ihre Gegnerinnen mit einem Trick einfach so stehen lassen können.

Das kann seit Sonntag auch die deutsche Abwehr bezeugen.

Kurz vor dem grossen Erfolgserlebnis: Linda Caicedo bei ihrem Schuss zum 2:0 gegen Südkorea.

Dieser Text erschien bereits am 28. Juli. Nach Linda Caicedos Traumtor gegen Deutschland wurde er am 31. Juli aktualisiert.

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