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AboDrittimpfung im Kanton Zürich
«Mindestens vier von fünf Geimpften wollen den Booster»

Die Bewohnerinnen und Bewohner des Wohnheims Fuhr in Wädenswil waren die Ersten im Kanton, die sich impfen lassen konnten. Nun ist die Drittimpfung fällig.

Unablässig läute in seiner Praxis das Telefon, berichtet Josef Widler. Viele Patientinnen und Patienten, die er von Februar bis Mai geimpft hat, möchten die Drittimpfung haben. Jetzt muss der Hausarzt und Ärztepräsident sie nicht mehr vertrösten, sondern kann ihnen Termine anbieten. 40 Booster-Impfungen sind am 15. November vorgesehen. Es ist der erste Drittimpftag in der Praxis, die inzwischen Widlers Tochter führt.

Die halbe Dosis Moderna – für die Auffrischung ist nicht mehr nötig – erhalten Personen über 65 Jahre, «insbesondere» jene über 75, wie die Eidgenössische Impfkommission (Ekif) am Freitag präzisiert hat.

Nicht nur Ü-65

Widler wird auch jüngeren Risikopatientinnen und -patienten die dritte Corona-Impfung verabreichen. Die Ekif empfiehlt sie «bei chronischen Erkrankungen mit höchstem Risiko», namentlich Lungenfibrose, Leberzirrhose und schwere Niereninsuffizienz, sowie bei starkem Übergewicht. Auch unter 65-jährige Betreute in den Alters- und Pflegeheimen sowie Pflegende in Intensivstationen und Heimen können sich drittimpfen lassen. Laut den aktuellen Daten ist der Nutzen der Booster-Impfung für jene, die den Impfstoff von Pfizer/Biontech erhalten haben, grösser als für die mit Moderna Geimpften. Bei Letzteren zeigten die «wenigen zur Verfügung stehenden Daten» bisher keine signifikante Abnahme des Schutzes gegen schwere Erkrankungen, schreibt die Ekif.

Widler rechnet angesichts des grossen Interesses damit, dass «mindestens 80 Prozent» der von ihm geimpften Senioren und Risikopatientinnen den Booster wollen.

Logistisch ist nun vieles besser als Anfang Jahr. Die Ärztinnen und Ärzte müssen nicht mehr mindestens 100er-Packungen bestellen, der Moderna-Impfstoff lässt sich 30 Tage im Kühlschrank lagern. Und geliefert wird innerhalb von zwei bis drei Tagen nach Bestellung.

Die meisten Patientinnen und Patienten werden denselben Impfstoff erhalten wie im Frühling. Die Hausärzte hatten damals nur Moderna erhalten. Kommt aber jemand in die Praxis, der den Stoff von Pfizer/Biontech erhalten hatte, wird der Arzt dieser Person – nach einer Beratung – auch Moderna verimpfen. Das Über-Kreuz-Impfen ist nicht verboten und wird «off label» gemacht, wie es heisst. Der Arzt oder die Ärztin übernimmt dafür die Verantwortung. Die Ekif hat das Vorgehen abgesegnet.

Grosses Interesse in den Heimen

Auch André Müller rechnet mit einer hohen Drittimpfquote. Er ist Präsident des Zürcher Heimverbands Curaviva, leitet zwei Pflegezentren und geht von «mehr als 80 Prozent» aus. Das sei aber Kaffeesatzlesen, räumt Müller am Telefon ein. «Bei dieser Prognose schwingt auch ein bisschen Hoffnung mit.» «Gefühlt» sei das Interesse der Heimbewohnerinnen und -bewohner aber sehr gross. Die Empfehlung der Ekif werde nochmals einen Schub geben, so Müller.

Die über 350 Zürcher Alters- und Pflegeheime sind mitten in den Vorbereitungen für die Booster-Impfung. Sie waren zu Jahresbeginn privilegiert mit dem damals noch raren Impfstoff bedient worden. Jetzt gehören sie erneut zu den Ersten, welche die Auffrischungsimpfung durchführen werden.

Bis Weihnachten durchgeimpft?

Wieder ist es ein Sondereffort. Wieder braucht es Gespräche mit den Betroffenen und allenfalls deren Familien. Wieder braucht es auch die Impfempfehlung einer Ärztin oder eines Arztes. Diese müssen prüfen, ob sich bei den impfwilligen Betagten seit der Erst- und der Zweitimpfung gesundheitlich etwas geändert hat. Ob eine neue Krankheit dazugekommen ist, zum Beispiel.

Die Booster-Impfaktion könnte laut André Müller recht zügig über die Bühne gehen. Ab Montag können die Heime den Impfstoff bei der Kantonsapotheke bestellen, binnen zwei Wochen könnten alle Heime beliefert sein. Und bis Weihnachten oder Neujahr könnten alle Heimbewohnerinnen und Heimbewohner, die das wollen, zum dritten Mal geimpft sein. In einem Teil der Heime wird die Aktion wohl auch ins neue Jahr gehen, so Müller.