Millionen Fadenwürmer abgeholtBevölkerung von Kloten hilft im Kampf gegen gefrässigen Japankäfer
In der Sportanlage Stighag wurden am Freitag Fadenwürmer verteilt. Zahlreiche Klotenerinnen und Klotener haben sie bezogen.
Der Japankäfer hat sich seit Juli in Kloten ausgebreitet. Jetzt soll dem Schädling aber definitiv der Garaus gemacht werden. Der Kanton setzt eine neue Waffe im Kampf gegen den asiatischen Vielfrass ein: Fadenwürmer.
Die kleinen Tierchen – sie werden auch Nematoden genannt – sind für den Menschen harmlos. In den Larven von Japankäfern sondern sie jedoch ein Bakterium ab, welches die Larven abtötet. Der Kanton hat am Freitagabend damit begonnen, Fadenwürmer an die Bevölkerung abzugeben.
«Fadenwürmer sind kleine Mimosen»
Damit rannte man offene Türen ein. Zu Zuständen wie am Flughafenfest kam es zwar nicht, doch schon kurz vor dem offiziellen Beginn der Verteilaktion um 16 Uhr in der Sportanlage Stighag fanden sich die ersten Interessierten ein. Dort wurden ihnen die Nematoden gleich millionenfach ausgehändigt. Die Fadenwürmer wurden als Pulvergemisch in kleinen Plastiksäckchen abgegeben. Ein Säcklein enthält 100 Millionen Nematoden. Das reicht für 100 Quadratmeter Rasenfläche.
Bevor die Klotenerinnen und Klotener jedoch die Nematoden in Empfang nehmen konnten, wurden sie von Simon Binder und Markus Hochstrasser, beide m Kompetenzzentrum Strickhof bei der Fachstelle Pflanzenschutz tätig, über die korrekte Anwendung instruiert.
«Die Fadenwürmer sind kleine Mimosen», erklärte Markus Hochstrasser. «Sie vertragen es nicht, wenn es zu trocken und zu heiss ist.» Bedeutet konkret: «Wenn Sie nun gleich die Nematoden in Empfang nehmen, gehen Sie auf dem Heimweg nicht noch in die Beiz. Sorgen Sie dafür, dass Sie den Beutel bei höchstens 5 Grad im Kühlschrank aufbewahren, wenn Sie die Fadenwürmer nicht sofort einsetzen.»
Ein Beutel Würmer reicht für 100 Quadratmeter
Abgesehen davon, ist das Einsetzen der Organismen relativ einfach. Zuerst muss der Rasen gewässert werden. Das ist nun wieder für all jene erlaubt, welche die Fadenwürmer einsetzen. Der Inhalt des Beutels wird dann mit zehn Litern Wasser vermischt. Das ergibt die sogenannte Stammlösung. Jeweils ein Liter dieser Lösung wird dann wiederum mit neun Litern Wasser vermengt. So entstehen zehn Liter verdünnte Brühe, die für zehn Quadratmeter Rasen reicht.
Hat man die Nematoden so verteilt, müssen sie danach mit erneutem Wässern in den Boden eingeschwemmt werden. Danach sollte der so behandelte Boden während einer Woche feucht gehalten werden.
«Vielleicht kann ich so noch meinen Rasen retten»
Simon Binder und Markus Hochstrasser erklärten diese Anweisung geduldig immer wieder aufs Neue. Ab 16 Uhr kamen ständig neue Klotenerinnen und Klotener, die sich am Kampf gegen den Japankäfer beteiligen wollten. «Es gilt, den Käfer möglichst einzudämmen. Dazu müssen wir alle unseren Teil beitragen», sagte ein Gartenbesitzer mit blauer Schirmmütze, der sich als einer der Ersten mit den Fadenwürmern versorgte. «Und ja, ich gebe es zu: Ich beteilige mich auch an der Aktion, weil ich hoffe, damit vielleicht sogar noch meinen Rasen retten zu können.» Diesem haben die Trockenheit und das verhängte Wässerungsverbot in den vergangenen Wochen nicht gutgetan. Einen Groll gegen den Kanton hegte der Mann deshalb aber nicht. «Der Kanton hat schnell reagiert. Ich hoffe, dass es nun nicht noch weitere Aktionen braucht.»
Ähnlich äusserten sich am Freitagabend die meisten, die sich ihr Beutelchen Würmer abholten. «So den Japankäfer zu bekämpfen, erscheint mir sinnvoll, es ist ökologisch», erklärte eine Dame, die ebenfalls kurz nach 16 Uhr schon mit einem Säcklein Nematoden die Sportanlage Stighag verliess. Ihr gehe es vor allem darum, dem Schädling Einhalt zu gebieten. Um ihre eigene Wiese machte sie sich keine Sorgen. «Der Rasen überlebt immer irgendwie, auch wenn er zwischendurch mal etwas braun aussieht.»
Rollrasen verlegen lassen, zwei Monate vor dem Bewässerungsverbot
Andere hatten aber offenbar weniger Glück. «Wir hatten ganz schön viel Pech», erzählte ein anderer Klotener. «Wir haben uns jahrelang nie für einen schönen Rasen interessiert. Doch dieses Jahr wollten wir das ändern und haben extra einen Rollrasen verlegen lassen – zwei Monate bevor der Käfer und damit das Wässerungsverbot kam.» Er wolle deshalb noch am selben Abend mit dem Ausgiessen der Nematoden beginnen, um zu retten, was noch zu retten ist.
Neben der Rettung des Rasens zeigte sich aber: Die Klotenerinnen und Klotener wollen ihren Teil dazu beitragen, die Ausbreitung zu verhindern. «Ich mache mit, weil ich weiss, wie schlimm es sein kann, wenn sich ein Schädling ausbreitet», erzählte eine Klotenerin, die unweit der Sportanlage wohnt. «Vor ein paar Jahren hat sich bei uns der Dickmaulrüssler ausgebreitet. Er hat in kürzester Zeit sehr viel zerstört.» Eine andere Frau formulierte es salopper: «Das Zeug soll wegkommen! Aber die Frage ist, ob sich genügend Personen an der Aktion beteiligen.»
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