Neues Buch von Michael MannHoffnungsschimmer für den Klimaschutz
Nicht die Klimaleugner, sondern die Verzweifelten bedrohten den Klimaschutz am meisten, schreibt der renommierte US-Forscher Michael Mann in seinem neuen Buch. Er macht aber auch Hoffnung.

Sind wir dem Untergang geweiht? In Anbetracht von düsteren Schlagzeilen über kollabierende Meeresströmungen, Jahrhundert-Hurrikane und Weltuntergangsgletscher macht sich bei manchen Menschen Hoffnungslosigkeit und Resignation breit.
Genau in dieser Hoffnungslosigkeit, und weniger in den Menschen, die den menschengemachten Klimawandel leugnen, verortet der bekannte Klimawissenschaftler Michael Mann ein ernsthaftes Problem: «Die grösste Bedrohung für sinnvolle Klimaschutzmassnahmen besteht heute nicht mehr in der Leugnung, sondern in Verzweiflung und Untergangsstimmung, die auf der fehlerhaften Vorstellung beruhen, dass es zu spät sei, etwas zu tun», schreibt Michael Mann in seinem neuen Buch «Moment der Entscheidung».
Diese Sicht der Dinge mag erstaunen. Schliesslich hat der Professor für Atmosphärenforschung an der Universität von Pennsylvania, USA, in seinem letzten Buch «Propagandaschlacht ums Klima» die Lobbyarbeit der fossilen Brennstoffindustrie und ihrer Förderer während des letzten halben Jahrhunderts untersucht, «die uns bisher daran gehindert hat, die notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um einen katastrophalen Klimawandel abzuwenden. Den gezielten Anstrengungen dieser Konzerne haben wir es zu verdanken, dass wir heute an die Grenze des für uns Menschen erträglichen Lebens stossen», schreibt Mann.
Die Wahrheit liegt zwischen den Extremen
Nun jedoch plädiert der Autor für mehr Realismus und weniger Untergangsstimmung. Er zitiert seinen verstorbenen Freund und Mentor, den Klimawissenschaftler Stephen Schneider. Als dieser einmal die Bedrohung durch den Klimawandel charakterisierte, bemerkte er, dass der Klimawandel weder das Ende der Welt heraufbeschwört noch gut für uns ist. Diese beiden Extreme seien die «unwahrscheinlichsten Folgen» der Erderwärmung. Anders ausgedrückt: «Die Wahrheit liegt mit ziemlicher Sicherheit zwischen diesen beiden Extremen», schreibt Mann.
Zwar sind die düsteren Manifestationen des Klimawandels «Anzeichen dafür, dass wir in den Abgrund eines unbewohnbaren Planeten zu schlittern drohen», schreibt Mann. Hingegen zeige das Studium der Erdgeschichte, dass das Klima bis zu einem gewissen Grad widerstandsfähig sei. Man könnte auch sagen: Die Erde resigniert in Anbetracht der Klimakrise nicht so schnell wie manche Menschen.
Genau diesem Studium der Erdgeschichte widmet der Autor mehrere Kapitel seines Buches, das sehr spannend und informativ ist. Manchen mag der Autor vielleicht zu sehr in wissenschaftliche Details gehen. Wer die Klimageschichte der Erde wirklich verstehen will, kommt aber voll auf seine Kosten und kann dann bestens nachvollziehen, warum Mann zum Schluss kommt: «Der Klimawandel ist eine Krise, jedoch eine lösbare Krise.»
Michael E. Mann: «Moment der Entscheidung – Wie wir mit Lehren aus der Erdgeschichte die Klimakrise überleben können», 384 Seiten, circa 50 Fr.

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