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Messerangriff in Southport
Tragödie in Kinderclub: König Charles zeigt sich «zutiefst schockiert»

epa11508244 Flowers tributes at the scene of a stabbing attack on Hart Street in Southport, Britain, 30 July 2024. Two children were killed and nine people were injured after a stabbing attack in Southport on 29 July. Armed police detained a 17-year-old boy on suspicion of murder and attempted murder, while the motivation for the attack was not being treated as terrorist related. EPA/ADAM VAUGHAN
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In tiefem Schock und einem Zustand verzweifelter Ohnmacht fand sich am Dienstag die Bevölkerung der nordwestenglischen Gemeinde Southport. Am selben Morgen war bekannt geworden, dass mit der kleinen neunjährigen Portugiesin Alice Aguiar nun schon ein drittes Kind der blutigen Messerattacke vom Vortag zum Opfer gefallen war.

Die anderen beiden Mädchen, die bereits am Montag an ihren Verletzungen gestorben waren, waren die sechsjährige Bebe King und die siebenjährige Elsie Stancombe. Sie waren während einer Ferien-Tanzstunde in einem Kinderclub von einem 17-Jährigen getötet worden, über dessen Motive am Dienstag noch immer gerätselt wurde.

Acht weitere Kinder und zwei Erwachsene, die der Täter ebenfalls niedergestochen hatte, wurden am Dienstag immer noch in drei regionalen Kliniken behandelt. Mehrere der Kinder schwebten nach Angaben der Ärzte weiterhin in Lebensgefahr.

Der festgenommene Jugendliche trug eine Kapuzenjacke und eine Atemschutzmaske, als er am Montagmittag in einen Kinderclub eindrang, der sonst auch von Müttern und schwangeren Frauen frequentiert wird. Dort fand zu dieser Zeit, es war Ferienbeginn, eine «Taylor-Swift-Tanzpartie» für 6- bis 11-Jährige statt.

Tanzlehrerin stellte sich Täter in den Weg und wurde schwer verletzt

Der mit einem Messer bewaffnete 17-Jährige stach wild um sich herum, just als die Veranstaltung zu Ende ging und die Eltern ihre Kinder nach Hause bringen wollten. Augenzeugen sprachen allesamt von «entsetzlichen Szenen».

Kinder liefen schreiend und blutend aus dem Haus. Andere wurden von verzweifelten Eltern oder Helfern auf die Strasse getragen. Auch eine Tanzlehrerin, die versuchte, sich dem Täter in den Weg zu stellen, wurde bei dem Überfall schwer verletzt.

Über die Motive des Messerstechers vermochte die Polizei auch am Dienstag nichts zu sagen. BBC-Recherchen zufolge handelt es sich um einen Jugendlichen, der vor elf Jahren mit seiner Familie aus dem walisischen Cardiff nach Southport gezogen war.

Seine Eltern sollen afrikanischen Ursprungs sein und aus Ruanda stammen. Eine Nachbarin der Familie aus der Cardiff-Zeit beschrieb die Eltern als ein «sehr nettes junges Paar» mit «ganz normalen Kindern». Sie könne nicht glauben, was passiert sei, sagte sie.

London verurteilt Krawalle

Die britische Regierung hat schwere Ausschreitungen von Rechtsextremen verurteilt. «Diejenigen, die die Mahnwache für die Opfer mit Gewalt und Brutalität gekapert haben, haben die trauernde Gemeinschaft beleidigt», schrieb Premierminister Keir Starmer bei X. «Sie werden die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen», betonte der Labour-Politiker.

Nach einer Mahnwache für die Opfer griffen mehrere Menschen zunächst eine Moschee mit Gegenständen an und bewarfen dann Polizisten mit Ziegelsteinen. Ein Polizeiauto ging in Flammen auf, mehrere Beamte wurden verletzt und ein Geschäft geplündert.

Hintergrund der Ausschreitungen sind nach Polizeiangaben Falschmeldungen und Gerüchte über die Herkunft des mutmasslichen Täters. «Wir haben bereits mitgeteilt, dass die Person in Grossbritannien geboren wurde, und Spekulationen helfen im Moment niemandem», betonte die Behörde.

Der tatverdächtige Jugendliche lebt seit mehr als zehn Jahren in der Gegend. Er wurde als Sohn von Ruandern in der walisischen Hauptstadt Cardiff geboren.

Die Merseyside Police teilte weiter mit, bei den Randalierern handele es sich vorrangig um Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe. Sie stammten nicht aus der Gegend und seien auch nicht in Sorge um die Betroffenen und die Anwohner.

Königspaar spricht Familien der Opfer sein Beileid aus

Unterdessen sprach König Charles III. den Familien der Opfer sein tiefes Beileid aus, anlässlich «dieser äusserst scheusslichen» Attacke. Er und Königin Camilla, sagte Charles, seien «zutiefst schockiert».

Premierminister Keir Starmer zeigte sich ebenfalls «entsetzt». Er besuchte Southport am Dienstagnachmittag. Im Laufe des Tages wurden vor dem Clubgebäude in der Trauer um die Kinder Hunderte von Beileidskarten, Blumensträussen und Teddybären niedergelegt. Für den frühen Abend war eine Mahnwache geplant.

Örtliche Geschäfte schlossen für den Tag ihre Türen, und der Fussballclub Southport FC liess ein für den Abend geplantes Spiel ausfallen. Er lud stattdessen Trauergäste zur Versammlung auf dem Clubgelände ein.

Swifties starten Sammelaktion

Taylor-Swift-Fans starteten spontan eine Sammelaktion für die betroffenen Familien und zur Unterstützung der Alder-Hey-Kinderklinik – eine Aktion, die am Dienstagnachmittag bereits Spenden in Höhe von mehr als 100’000 Pfund eingebracht hatte. Swift selbst zeigte sich, da der Angriff einer «Taylor-Swift-Tanzpartie» für die Kleinen gegolten hatte, «total schockiert».

Organisatoren sommerlicher Veranstaltungen für Kinder in England berichteten am Dienstag über vermehrte Abmeldungen wegen elterlicher Ängste. Tatsächlich gibt es allerdings nur sehr wenige Vorfälle vergleichbarer Art im Vereinigten Königreich.

Die schlimmste Attacke auf Kinder in der gesamten britischen Geschichte war das Dunblane-Massaker im März 1996, bei dem ein Schütze in einer schottischen Schule 16 Kinder und eine Lehrerin tötete, bevor er sich selbst erschoss.

Sieben Personen verletzte wenig später in einer Vorschule mit einer Machete und einem selbst gebastelten Flammenwerfer ein paranoid-schizophrener Täter, der sich darüber beklagte, dass Kinder ihn ausgelacht und verspottet hätten.