Rubrik «Menschen in der Region»Sie gab der Villa Flora in Wädenswil ihren alten Glanz zurück
Jede Woche trifft die «Zürichsee-Zeitung» auf interessante Menschen. Heute: Rita Blumenthal aus Wädenswil.
Zufrieden sitzt Rita Blumenthal an ihrem Gartentisch, lässt den Blick über ihren Garten schweifen und nimmt einen herzhaften Schluck aus dem Glas Apfelmost, das zur Erfrischung vor ihr steht. Wie so oft hat sie auch diesen warmen Sommernachmittag mit Gartenarbeit verbracht.
Im Garten der Villa Flora in Wädenswil blüht eine farbenfrohe Pracht an Blumen, Insekten brummen und summen, Gräser spriessen, und mächtige Baumstämme ragen in die Höhe. Das Idyll inmitten des Dorfzentrums hat aber auch schon andere Zeiten erlebt. «Ein einziger Urwald war das», sagt Blumenthal. «Fast so schlimm wie das Haus – das war damals eine einsturzgefährdete Ruine.»
2002 hatten Blumenthal und ihr Mann Giovanni Menghini das 1880 erbaute und denkmalgeschützte Gebäude von der Stadt Wädenswil im Baurecht übernommen. Sie setzten sich ein schier unvorstellbares Ziel in den Kopf: die Villa in alter Schönheit erstrahlen zu lassen.
In den Augen der Stadt war es ein Schandfleck, erinnert sich Blumenthal, «ein einsturzgefährdeter obendrein». Das Haus sei verwahrlost gewesen, dreckig, überwuchert, und wenn es regnete, tropfte es von der Decke. «Und alles, was wir hatten, war ein bisschen handwerkliches Geschick und wahnsinnig viel Idealismus», schmunzelt sie.
Renovierung auf eigene Faust
So blieb der heute 63-Jährigen nur eins übrig: Ärmel hochkrempeln und ran an die Arbeit. In Abertausenden Arbeitsstunden schliff, polierte, pinselte und restaurierte Blumenthal die Villa auf eigene Faust. Immer dabei waren ihre drei Kinder, die zwischen den Baugerüsten herumtollten. «Die Flora war für die Kleinen immer ein Abenteuerspielplatz», erzählt sie.
Insbesondere die Innenrenovierung gestaltete sich zur Herkulesaufgabe. Die Vorbesitzer hatten nämlich sämtliche Wände und Decken mit einer dicken Schicht schädlicher Dispersionsfarbe übermalt, die Blumenthal in mühseliger Handarbeit Stück für Stück abschabte.
Im Dorf sei sie von den Leuten für verrückt erklärt worden. «Wohl zu Recht», bemerkt sie lachend und fügt an: «Ausser uns erkannten nur wenige die Schönheit, welche die Flora birgt.»
Jedes Jahr im Juni finden im weitläufigen Garten der Roten Flora – wie Blumenthal das Haus liebevoll nennt – öffentliche Theateraufführungen des Theaters Kanton Zürich statt. Sie erklärt: «Wir wollen damit das Grundstück für die Bevölkerung öffnen und etwas zurückgeben.»
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