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Meinung

Kolumne von Milo Rau
Meine 3 Unterhaltungstipps

«Vermutlich erreiche ich hier den Tiefpunkt meiner Feiertags-Tipps»: Milo Rau empfiehlt die amerikanische TV-Serie «King of Queens» mit Kevin James und Leah Remini. 
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Der Anlauf auf Weihnachten ist vorbei, die Familienfeiern – soweit sie überhaupt stattfinden konnten – liegen hinter uns. Nun beginnen diese seltsam leeren, etwas zähen Tage, diese nicht halbe und nicht ganze Woche zwischen den Weihnachtstagen und Silvester. Was tun? Im Folgenden drei Unterhaltungstipps, für die man vor allem eines braucht: Zeit.

Literatur:

Jeweils am Ende der Sendung «Literaturclub», in der ich ab und zu als Experte auftrete, wird ein Gedicht vorgetragen. Für vorletzte Sendung übersetzte ich ein Gedicht der diesjährigen Nobelpreisträgerin, einer Frau namens Louise Glück. Sie ist in Europa fast völlig unbekannt, wie wohl die meisten Dichterinnen dieser Welt, und daran wird auch der Nobelpreis nichts ändern. Ich kann ihre gleissenden Texte, die im Feuilleton meistens als «streng», «depressiv» und «minimalistisch» bezeichnet werden, aber jedem empfehlen. Drei Gedichte von ihr kenne ich sogar auswendig, nämlich «Phantasie», «Himmlische Musik» und (wenig überraschend) «Glück». Übrigens hatte ich – als gemunkelt wurde, es würde wohl eine Lyrikerin das Rennen um den wichtigsten Literaturpreis machen – wie die meisten auf Anne Carson gesetzt. Die Kanadierin, die mit «Glas, Ironie und Gott» den Gedichtband geschrieben hat, den ich in meinem Leben am öftesten gelesen habe, ist sieben Jahre jünger als Glück. Sie wird den Nobelpreis nun nicht mehr bekommen, was ich Louise Glück trotz allem etwas übel nehme.

Eigentlich vereint der Mythos Mozart alles, was ich ablehne.

Musik:

Für die allermeisten von uns ist klassische Musik eine Sache, mit der man als Teenager im besten Fall eine Sadomaso-Beziehung hatte – weil einen der Musiklehrer zur Violine oder zur Klarinette überredete. Klar, an Weihnachten läuft im Hintergrund Bach oder Händel; Chopin, Satie, Mahler, Beethoven oder Wagner kennt man von Film-Soundtracks, Purcells «Cold Song» lieben die meisten, aber das wars dann auch. Seit einiger Zeit habe ich zu meinem eigenen Erstaunen Mozart für mich entdeckt. In meinem Jesusfilm, den ich kürzlich fertiggestellt habe, kommt seine faszinierende «Maurerische Trauermusik» insgesamt dreimal vor, und kommenden Februar inszeniere ich in Genf die letzte Oper des Salzburgers, die «Clemenza di Tito». Dabei vereint der Mythos Mozart in sich eigentlich alles, was ich ablehne: feudale Seichtheit und bildungsbürgerliche Sattheit, vermischt mit debilem Geniekult, Schokokugeln und depperten Sex-Anekdoten. Umso erstaunlicher ist die Traurigkeit, ja Düsternis von Mozarts Musik, nicht nur im «Requiem».

Serie:

Vermutlich erreiche ich hiermit den Tiefpunkt meiner aus der Zeit gefallenen Feiertags-Tipps. Aber tatsächlich, ich empfehle die 90er-Sitcom «King of Queens». Ich weiss, meine Stücke sind eher düster: Doch vieles, was ich über szenische Dramaturgie und Situationskomik weiss, habe ich aus dieser Serie über einen übergewichtigen Kurierfahrer und seine Frau aus Queens gelernt. Und vor allem: Es gibt neun Staffeln mit insgesamt 207 Episoden. Genug, um bis Silvester durchzuhalten!

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