Abendmeditation mit experimentellen Klangerlebnissen
Musik, Text und Stille prägten die erste Abendmeditation in der Reihe «Jazz&More». Als erster Musiker darauf eingelassen hat sich am Sonntag der Westschweizer Jazzschlagzeuger und Perkussionist Pierre Favre.

Er ist der Doyen des Schweizer Jazzschlagzeugs: Der aus Le Locle stammende Pierre Favre. Der 80-jährige, der bereits mit 17 Jahren ein Berufsmusiker war und früh eine der Schlüsselfiguren des europäischen Free Jazz wurde, lebt heute in Uster. Dass er sich in seinem Alter auf das Experiment «Jazz&More» der reformierten Kirchgemeinde Meilen eingelassen hat, freute den mitwirkenden Pfarrer Daniel Eschmann.
Eschmann übernahm am Sonntag mit seiner Pfarrkollegin Anne-Käthi Rüegg Schweizer den Wortteil der Abendmeditation in der zur Hälfte gefüllten reformierten Kirche am See in Meilen. Musikeinlagen, die Schöpfungsgeschichte aus dem Alten Testament sowie weitere Texte von diversen Autoren wechselten sich ab.
Schleunigst entschleunigen
Dabei ging es in der ersten Ausgabe dieser Veranstaltungsreihe um die Zeit, die der Mensch von heute nicht hat und darum gestresst durchs Leben eilt. Und es ging um den Augenblick im Hier und Jetzt, den es wieder achtsam zu erleben gilt. Zusammenfassend riefen die beiden Pfarrer zur Langsamkeit auf und dass man sich schleunigst entschleunigen sollte.
Nach dem Vorgetragenen füllte Pierre Favre jeweils die anschliessende Stille mit Tönen, Klängen und Geräuschen, die er seiner Schlagzeugbatterie entlockte. Dieses Drumset bestand aus einem Wald aus Becken und alle Grössen von Trommeln mitsamt dem Riesentambourin. Seine Musik folgte dabei keiner Melodie. Gedämpfte Sequenzen folgten einem fast schon kakofonischem Trommelwirbel. Zarte, fast schon romantische Weisen standen mitunter dunklen Klangballungen gegenüber.
Experimentelle Rhytmen
Der Perkussionist, der das Schlagzeug einst von der blossen Begleitung befreite und sich mit seinem experimentellen Spiel als Rhythmuspoet profilierte, der sich ganz allein auf die Bühne getraute, entpuppte sich einmal mehr als innovativer Klangmaler. Mal benützte er Schlegel, mal hielt er Holzstäbe in den Händen, die er dazwischen gegeneinander klopfte. Das hörte sich an wie bei einem Xylophon und die Klänge erinnerten an fernöstliche Musik. Oder er strich mit Reisigbesen über das Fell der Trommeln und entwarf just ein weiteres expressives Tongemälde.
Ja, es kam einem vor, wie wenn er an seinen Trommeln experimentieren würde, tief versunken in seinen Rhythmen, die wiederum den Inhalt der Texte zum Nachhall verhalfen. Einen letzten Klang liess Pierre Favre denn auch minutenlang im Raum hallen, bis ihm der zögernd einsetzende Applaus ein Ende bereitete.
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