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AboLadenöffnungszeiten in Zürich
Mehrheit des Rats für 52 Sonntagsverkäufe in der Zürcher City

Sonntagsverkauf soll in der Zürcher Bahnhofstrasse Alltag sein, finden die Bürgerlichen und die GLP.

St. Gallen hat sie. Das Tessin hat sie auch. Die Bergkantone ohnehin. Aber Zürich nicht: stets offene Läden in einem grösseren Gebiet wie etwa dem Zürcher Niederdorf. Das wollen GLP, FDP und SVP mit einer parlamentarischen Initiative ändern, und zwar mit einem Trick.

Gemäss Cristina Cortellini (GLP, Dietlikon) stehen die Zürcher Innenstadt oder die Winterthurer Altstadt den Zentren in Rapperswil-Jona, St. Gallen oder Bellinzona in nichts nach. Im Gegenteil: Mit 2,6 Milliarden Franken Wertschöpfung sei der Kanton Zürich die grösste Tourismusregion der Schweiz, wie sie am Montag im Kantonsparlament sagte.

Mehr Jobs, mehr Komfort

Tourismus ist der Trick. Das Wort «Tourismusgebiete» soll im Ladenöffnungsgesetz neben «Zentren des öffentlichen Verkehrs» stehen. In den ÖV-Zentren gelten liberalere Öffnungszeiten. Läden dürfen auch am Sonntag um Kundinnen und Kunden buhlen, rund ums Jahr.

Cortellini fordert dasselbe Regime in Zürcher «Kur-, Sport-, Ausflugs- und Erholungsgebieten sowie Gebieten, die historisch oder kunstgeschichtlich bedeutsam» sind. Dies soll auf Antrag möglich sein und für ganze Gemeinden oder für Teile von Ortschaften gelten.

Für die GLP-Politikerin gibt es fast nur Vorteile: Onlinekonkurrenz bekämpfen, mehr Komfort für die Kundschaft, mehr Touristen, mehr Arbeitnehmerinnen, mehr Teilzeitjobs für Studenten und Wiedereinsteigerinnen. Der Gesundheitsschutz für die Arbeitnehmenden bleibe bestehen, da das Arbeitsgesetz und die GAV nicht geändert würden.

Ambivalente Mitte

Mitinitiant Marcel Suter (SVP, Thalwil) sagte, viele Personen arbeiteten gern am Sonntag, auch wegen der Lohnzuschläge. Christian Schucan (FDP, Uetikon am See) betonte, es gebe keinen Zwang: Wer nicht öffnen will, muss nicht.

Da widersprach Lorenz Schmid (Mitte, Männedorf), der für das Anliegen zwar offen ist, aber Vorbehalte hat: «Das funktioniert nur, wenn in einem Gebiet alle mitmachen.» Auch würden keine Studentenjobs kreiert, sagte er. Aber ja, die Umsätze mit den Touristinnen und Touristen stiegen und seien immer wichtiger. In den Apotheken betrage der Anteil bereits bis zu 50 Prozent.

«Billiger Trick»

Die Gegnerschaft fühlte sich düpiert von den Initianten. «Ich bezweifle, dass die Leute gern am Sonntag arbeiten», sagte Mark Wisskirchen (EVP, Kloten). «Sie kriegen den Hals nicht voll», kritisierte Markus Bischoff (AL, Zürich) angesichts der immer wieder erweiterten Öffnungszeiten. Der Trick mit der Tourismusklausel sei billig, so Bischoff. «Glauben Sie, dass nur Touristen am Sonntag in die Bahnhofstrasse strömen?»

Kleine Geschäfte würden gegenüber den grossen Ketten benachteiligt, kritisierte Hannah Pfalzgraf (SP, Mettmenstetten). Jasmin Pokerschnig (Grüne, Zürich) wunderte sich, dass die GLP «mehr Konsum und Mobilität» propagiere. «Was ist wichtiger: der Mensch oder das Geld?», schob Pfalzgraf nach.

Doch SVP, FDP, GLP und die Mitte setzten sich mit 95 Stimmen durch. Für die vorläufige Unterstützung der Initiative wären nur 60 von 180 Stimmen nötig gewesen. Nun wird das Anliegen durch eine Kantonsratskommission überarbeitet, bevor es zur endgültigen Abstimmung in den Rat kommt.