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Corona-Ausbruch in Deutschland
Mehr als 100 Infizierte nach Gottesdienst in Frankfurt

Viele der strenggläubigen Gemeindemitglieder stammen aus Russland: Baptistengemeinde in Frankfurt.
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«Euer Herz erschrecke nicht!» Mit diesem Satz aus dem Johannesevangelium ruft eine Männerstimme die Gläubigen auf, ruhig zu bleiben und dem Herrn zu vertrauen. Zu sehen ist der Prediger nicht. Nur der Ton wird an diesem Sonntagmorgen aus dem grauweissen Gebäude in Frankfurt gestreamt, in dem die Evangeliumschristen-Baptisten Gottesdienst feiern. Gott möge allen beistehen, die gerade krank sind «und vielleicht im Spital liegen». Von einem Virus spricht er nicht. Aber war da nicht was?

Da war was. Vermutlich infolge eines Gottesdienstes am 10. Mai haben sich mehr als 100 Menschen aus dem Frankfurter Raum mit dem Coronavirus infiziert. «Stand jetzt haben sich mindestens 107 Personen mit Wohnsitzen in Frankfurt und drei weiteren hessischen Landkreisen infiziert», teilte der hessische Gesundheitsminister Kai Klose am Sonntagnachmittag in Wiesbaden mit.

«Contact Tracing» gestartet

Die Gesundheitsämter vor Ort hätten sofort angefangen, die Kontaktpersonen nachzuverfolgen. Gegebenenfalls würden Quarantänemassnahmen ergriffen, um mögliche Infektionsketten zu unterbrechen.

Wie es zu den Infektionen kam, ist noch unklar. Viele der strenggläubigen Gemeindemitglieder stammen aus Russland, wo die Kirche 1944 in der stalinistischen Zeit entstand. Sie leben seit den 90er-Jahren im Rhein-Main-Gebiet. Der stellvertretende Vorsitzende der Frankfurter Evangeliumschristen-Baptisten-Gemeinde, Wladimir Pritzkau, sagte, man habe die Sicherheitsauflagen beachtet, unter denen nun Gottesdienste wieder möglich seien. Es habe Desinfektionsmittel gegeben, der Abstand von eineinhalb Metern zum Banknachbarn sei eingehalten worden; wie viele Menschen an jenem Sonntag da gewesen seien, könne er nicht sagen.

Für die Schweiz ändert sich nichts

In der Schweiz sind Gottesdienste ab kommendem Donnerstag wieder zugelassen. Laut Schutzkonzept des Bundes müssen die Gläubigen aufs Singen und auf Körperkontakt verzichten. Zudem müssen die Teilnehmenden ihre Kontaktdaten angeben, sofern der Mindestabstand von zwei Metern nicht eingehalten werden kann. Während etwa die evangelisch-reformierte Kirche konsequent auf solche Namenslisten setzen will, verzichtet die römisch-Katholische Kirche in den meisten Fällen darauf, da sie davon ausgeht, dass die Kirchen ohnehin nur zu einem Drittel gefüllt sind.

Der Frankfurter Fall ändert nichts daran, wie Encarnación Berger-Lobato, Kommunikationsleiterin der Bischofskonferenz, auf Anfrage sagt: «Wir halten uns strikt an die Covid-Verordnung des Bundes und gehen davon aus, dass die Gläubigen bei einem Mindestabstand von zwei Metern gut geschützt sind.»