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Meinung

Kritik an Simone Biles
Maul halten, Maulhelden!

Ihr Körper, ihre Entscheidung: Simone Biles fühlte sich nicht wettkampfbereit und zog ihre Konsequenzen.
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Dietmar Hamann war vor vielen Jahren mal ein Fussballer, der ein bisschen was von sich halten durfte. Er spielte für Bayern München, den FC Liverpool und Manchester City und machte sich als deutscher Nationalspieler sogar unsterblich, weil ihm im Jahr 2000 im Wembley ein Tor gelang. Es war das allerletzte im legendären Londoner Stadion, danach wurde dieses abgerissen.

Das alles ist lange her, doch im Fussball und/oder TV-Business zehrt jemand wie er lange von Erfolgen, so verblichen sie sein mögen. Hamann, inzwischen 47, ist Experte für den deutschen Pay-TV-Sender Sky. Eigentlich in Sachen Fussball – doch nun hat er sich angeschickt, sich auch andernorts zu beweisen.

Ihm war es ein Bedürfnis, seine Meinung zu Simone Biles kundzutun, die sich am Dienstag vom Teamfinal der Kunstturnerinnen zurückzog und die Sportwelt in Aufruhr versetzte. Sie sprach offen darüber, wie mental blockiert sie derzeit sei, und demonstrierte am Freitag mit Videoschnipseln, wie riskant es ist, in diesem Zustand an die Geräte zu gehen. «Twisties», wie das Phänomen im Englischen genannt wird, sind umso gefährlicher, je schwieriger jemand turnt. Und keine turnt so extrem wie Biles.

«Wenn Aufgeben das neue Gewinnen ist, bin ich raus.»

Fussballexperte Dietmar Hamann

Für Hamann kein Argument – wie für viele anonyme Maulhelden in den unsozialen Medien, die Biles Feigheit vorwarfen und fanden, sie habe mit ihrer Aufgabe das Land verraten oder blamiert. US-Talker Charlie Kirk, ein rechter Hassprediger, nannte sie «selbstsüchtige Soziopathin» und «Schande für das Land». Hamann bog mit ein auf die Kampflinie, als er eine Serie von Tweets zum Thema abgab. Seine Botschaft: «Wenn Aufgeben das neue Gewinnen ist, bin ich raus.»

Die Klappe zu halten, hätte ihm besser angestanden. Biles hat mit ihrem Rückzug niemanden verraten oder blamiert oder besudelt, ganz im Gegenteil: Sie ist sich treu geblieben wie wenige vor ihr. Sie hat nicht, wie Generationen von Sportlerinnen und Sportlern vor ihr, für den Ruhm alles riskiert. Sie hat gezeigt, dass es in Ordnung ist, sich schlecht zu fühlen. Dass es in Ordnung ist, zu den Problemen zu stehen. Dass einzig und allein Simone Biles entscheidet, wie Simone Biles sich fühlt.

Mit ihrer Aufgabe hat sie mehr für ihr Land und den Sport getan als mit all ihren Medaillen und Weltmeistertiteln.

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