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Olympische Spiele in Peking: Slopestyle
Mathilde Gremaud springt mit neuem Feuer zu Olympiagold

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Ski verloren, Bindung kaputt – gibt es eine schlechtere Ausgangslage nach diesem Malheur schon im ersten Run?

Kaum. Doch Mathilde Gremaud blieben im Snow-Park von Zhangjikaou zwei weitere Runs. Und sie demonstrierte, wie gut sie mit Rückschlägen umgehen und Chancen nutzen kann. Vor allem dann, wenn es zählt. Die 22-jährige Freiburgerin aus dem kleinen Dorf La Roche rappelte sich auf, stieg in ein neues Paar Ski und brillierte im mittleren von drei Durchgängen des Slopestyle-Finals. Und letztlich zählt nur der Beste.

Sie zeigte auf ihre typisch stylishe Art, wieso sie seit Jahren zu den besten Freestylerinnen der Welt gehört. Nach schwierigen Tagen und dem Triumph sagte sie: «Das ist ein riesiges Geschenk, ich freue mich mega. Es war schon verrückt. Aber das gibt es bei mir immer vor einem Final. Entweder ein Crash oder irgendwas sonst passiert immer.»

Danach sieht ihre Bilanz allerdings nicht aus. Mathilde Gremaud ist zu einer der effizientesten Olympionikinnen überhaupt geworden: In drei Rennen gewann sie über zwei Spiele hinweg drei Medaillen: Silber im Slopestyle 2018 als erst 18-Jährige, Bronze im Big Air vor einer Woche und jetzt der Olympiasieg in den Bergen ausserhalb der chinesischen Hauptstadt.

Mit drei Auszeichnungen hievt sie sich direkt unter die erfolgreichsten Schweizer Wintersportler auf Platz 12 – in der jüngsten Vergangenheit waren nur Simon Ammann, Dario Cologna und Wendy Holdener erfolgreicher. 

«Nach der verpatzten Quali dachte ich, ich gehe ganz unter. Ich fühlte mich leer, aber die Coaches waren so lieb zu mir.»

Olympiasiegerin Mathilde Gremaud

Mathilde Gremaud hat in der vergangenen Woche aus einem regelrechten mentalen Loch wieder zur Erfolg bringenden Einstellung gefunden. Vier Tage lang habe sie sich nach dem Bronzegewinn im Big Air schlecht gefühlt. «Nach der verpatzten Quali dachte ich, ich gehe ganz unter. Ich fühlte mich leer, aber die Coaches waren so lieb zu mir», sagte sie.

Sie habe eine halbe Stunde geweint, die Trainer hätten ihr gesagt, sie solle alles rauslassen, es komme schon gut. «Das hat mir wirklich gutgetan, so konnte ich neu starten. Zum Glück passierte das gestern, so konnte ich heute gut Skifahren und Spass haben, denn das ist das Wichtigste.» 

Er sei sehr stolz auf seine Fahrerin, sagte Trainer Grégory Tüscher, nachdem der Sieg feststand. «Es war tatsächlich ein komplizierter Qualifikationstag mit vielen Emotionen. Es ging nachher darum, das innere Feuer bei ihr wieder zu entfachen, schauen, dass sie die Freude wiederfindet.» Das ist ihm offenbar gelungen und Mathilde Gremaud ebenfalls. Immerhin hatte sie den Finaleinzug als Zwölfte und Letzte doch noch geschafft. 

Chinas Ikone Eileen Gu hauchdünn geschlagen

Das bedeutete dann, dass sie als Erste zum Olympiafinal antrat und in der Folge beobachten konnte, wie es ihren Konkurrentinnen erging. Als im dritten Durchgang eine Fahrerin nach der anderen ihr Punktetotal von 86,56 verpasste, rückten die Medaillen rasant näher. Ein wenig Glück brauchte sie zuletzt, als Chinas Ikone Eileen Gu, die Olympiasiegerin im Big Air, nur um 0,33 Punkte an ihr vorbeischrammte.

Gu, die als Ziel drei Goldmedaillen ausgab, wird dieses verpassen. Einen unzufriedenen Eindruck nach dem Gewinn von Silber machte jedoch auch sie nicht. Dritte wurde die Estin Kelly Sildaru mit gut 82 Punkten, sie hatte im Big Air eine Riesenenttäuschung erlebt und verschaffte sich nun mit Bronze doch noch die Genugtuung, zu den Besten zu gehören.

Sie hat das Lachen wiedergefunden: Mathilde Gremaud bei der Siegerinnenehrung im Zielraum.

Der Slopestyle-Olympiasieg bleibt also in der Schweiz: Nach der Premiere 2018, die die Genferin Sarah Hoefflin sensationell gewann, darf nun Mathilde Gremaud feiern. Hoefflin hatte die Finalqualifikation verpasst, und Giulia Tanno, die Dritte im Team, war verletzungsbedingt gar nicht angereist. An sie wandte sich Gremaud schnell nach ihrem Sieg: «Giulia, ich vermisse dich, das ist für dich!»

Mit einer Gehirnerschütterung in die Saison gestartet

Mit ihren Auftritten in China erlebt Gremaud einen wundersamen Winter, den sie sich lange so nicht hat vorstellen können. Sie startete mit zwei Stürzen in die Saison, schlug sich erst in Chur den Kopf an, danach in Stubai. An ein Weitermachen war mit einer Gehirnerschütterung keinesfalls zu denken. Und bereits da wusste sie schon, dass es knapp würde auf die Spiele hin. 

«Ich versuchte, die Heilung sehr aktiv anzugehen, und bin deshalb in ein spezialisiertes Zentrum nach Denver gegangen», sagt sie. Sie hat sich dort einer speziellen, einwöchigen Behandlung unterzogen. «Einen Tag wurde ich nur getestet, Gleichgewicht, Augen, ihre Bewegungen und vieles mehr», sagt sie. Danach habe sie vier Tage darauf abgestimmte Übungen gemacht, «mehrmals täglich aktivieren, bewegen und aufwecken». Die Heilung ging schnell voran, das Vertrauen in ihre Sprünge allerdings fand sie erst im Januar wieder. 

Und mit neuem Feuer schaffte sie es nun auf den Olymp.