Nachfolge von Viola AmherdDarbellay überlegt sich Bundesratskandidatur – Candinas und Zgraggen sagen ab
Der Bündner Martin Candinas galt als Topfavorit für die Nachfolge von Viola Amherd. Nun nimmt er sich aus dem Rennen. Andere sagen ebenfalls ab, zwei bringen sich in Stellung.
Der als Nachfolger von Bundesrätin Viola Amherd gehandelte Bündner Mitte-Nationalrat Martin Candinas will nicht Bundesrat werden. Er verzichte auf eine Kandidatur, teilte er am Montagmorgen mit.
In einer Medienmitteilung schreibt er, dass seine aktuelle Tätigkeit als Mitte-Nationalrat ihn inspiriere und ihm Freude mache. Er engangiere sich zudem «aus tiefster Überzeugung» in verschiedenen Verbänden, Organisationen und Unternehmen. Das möchte er auch weiterhin tun. Diese Tätigkeiten erlaubten ihm auch genügend Flexibilität, um Zeit für Familie und Freunde zu haben, erklärt der 44-Jährige, der drei Kinder hat.
Eine Kandidatur für den Bundesrat würde volle Überzeugung und Hingabe erfordern. Leidenschaft sei für diese Aufgabe das wichtigste Kriterium, schreibt Candinas. Und: «So einzigartig und reizvoll das Amt des Bundesrats auch ist, entfacht es aktuell kein inneres Feuer in mir.» Deshalb verzichte er auf eine Kandidatur.
Auch Zgraggen sagt ab
Die Urner Ständerätin Heidi Zgraggen hat am Montag ebenfalls ihren Verzicht auf eine Kandidatur publik gemacht. In einer Mediemitteilung schreibt sie, dass «mein Einsatz und meine volle Kraft den Anliegen des Kantons Uri, der Berggebiete und der gesamten Schweiz gelten».
Zgraggen ist Mitglied der staatspolitischen und der Rechtskommission und dort stünden in den kommenden Monaten wegweisende Entscheidungen an. Ebenfalls nicht in Frage kommen laut der Parteispitze die Mitglieder der Findungskommission. Das sind die Ständeräte Charles Juillard (JU) und Pirmin Bischof (SO) sowie die Ständerätinnen Marianne Binder-Keller (AG) und Isabelle Chassot (FR) und aus dem Nationalrat Nicolò Paganini und Regina Durrer (NW).
Walliser Darbellay überlegt sich Kandidatur
Der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay kann sich hingegen vorstellen, für die Nachfolge von Viola Amherd im Bundesrat zu kandidieren. «Ich denke ernsthaft darüber nach», sagte er am Montag der Walliser Tageszeitung «Le Nouvelliste».
Er werde sich Zeit nehmen, sich eine Kandidatur zu überlegen und dies mit seiner Partei und seiner Familie besprechen, sagte Darbellay in dem Zeitungs-Interview weiter. Seine Kandidatur für eine dritte Amtszeit in der Walliser Kantonsregierung am kommenden 2. März hält der Mitte-Politiker vorerst aber aufrecht.
«Im Gegensatz zu dem, was viele sagen, war es nie ein Ziel an sich, Bundesrat zu werden», sagte Darbellay weiter. Das Timing sei nicht ideal. Er sei aber der Meinung, dass man eine Gelegenheit ergreifen müsse, wenn sie sich einem biete.
Der 54-jährige Darbellay ist seit 2017 Staatsrat des Kantons Wallis. Von 2003 bis 2015 gehörte er dem Nationalrat an, und von 2006 bis 2016 präsidierte er die damalige CVP Schweiz.
Darbellay wäre der fünfte Walliser Bundesrat nach Josef Escher (CVP, 1950-1954), Roger Bonvin (CVP, 1962-1973), Pascal Couchepin (FDP, 1998-2009) und Viola Amherd (Die Mitte, 2018-2024).
Pfister und Bregy wollen nicht, Kutter klärt ab
Darbellay Nachfolger als Parteivorsteher, Mitte-Präsident Gerhard Pfister, hatte schon am Samstag abgesagt. Er « wäre kein glücklicher Bundesrat», sagte Pfister in unserem Interview. Am Sonntag verzichtete auch Mitte-Fraktionschef Philipp Bregy zugunster seiner Kinder und Familie auf eine Bundesrats-Kandidatur.
Der Zürcher Nationalrat Philipp Kutter liebäugelt hingegen mit dem Sprung in die Landesregierung. Er traue sich das Amt zu, sagt er, will aber nur für die Nachfolge von Viola Amherd kandidieren, wenn die Familie das mittrage. Und er müsse zuerst abklären, ob er das Amt als Bundesrat trotz seiner Behinderung ausüben könnte. Kutter ist seit einem Skiunfall 2023 vom Hals abwärts gelähmt. Der Zürcher Nationalrat sagt: «Es wäre ein starkes Zeichen, wenn heute auch jemand, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, Bundesrat werden kann.»
SDA/anf
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