Neue Mission für IngenuityMars-Heli hopst nun immer weiter vom Rover weg
Ingenuity hat einen neuen Auftrag erhalten. Die Nasa lässt die Drohne weitere Strecken fliegen – ohne Rückkehr zum Startplatz.
Nach fünf erfolgreichen Flügen soll der Mars-Helikopter Ingenuity in den nächsten Tagen zu einer neuen, sekundären Erkundungsmission aufbrechen. Laut «Insider» soll die 1,8 Kilogramm schwere Drohne bei ihrem ersten Zusatzflug weiteres Terrain auf dem Mars auskundschaften und zudem Operationen austesten, welche die Nasa mit künftigen Weltraum-Helikoptern durchführen möchte.
Für Ingenuity waren ursprünglich fünf Testflüge während einer Zeitspanne von 30 Tagen vorgesehen. Dabei versuchten Nasa-Ingenieure, die Grenzen des Helikopters zu testen, wozu sie ihn bei jedem Flug so weit und so schnell wie möglich fliegen liessen. Die Nasa war darauf vorbereitet, dass die Drohne jederzeit abstürzen könnte – doch Ingenuity erwies sich als äusserst strapazierfähig und liess sich weder von den starken Winden, extremen Temperaturen noch von den Wolken aus Kupferstaub unterkriegen.
Am 30. April gab die Nasa daher bekannt, dass sie die Mission des Mars-Helikopters um 30 Tage verlängern wird. Die US-Raumfahrtbehörde gab der Drohne zudem den neuen Auftrag, dem Landegerät Perseverance bei dessen Suche nach Spuren von vergangenem mikrobiellem Leben auf dem Mars zu helfen und für den Mars-Rover aus der Luft das Gelände zu erkunden. Die Forscher der US-Raumfahrtbehörde wollen herausfinden, inwieweit Helikopter Erkundungsmissionen auf fremden Planeten unterstützen, die besten Routen ausfindig machen und so auch dabei helfen könnten, wertvolle Fahrzeit einzusparen.
Bisher schwierigster Flug
Diese Woche soll der Mini-Helikopter nun zum sechsten Mal abheben und unwegsames Gelände erkunden, das für den Mars-Rover nicht erreichbar ist. Dabei sollen interessante Merkmale des Roten Planeten aus der Luft beobachtet und Fotos für Höhenkarten aufgenommen werden. Die Exkursion wird als der bisher riskanteste Flug der Drohne angesehen, da sie präzisere Manöver und Luftbeobachtungen als alle bisherigen Flüge erfordert.
Kehrte der Mars-Helikopter bei seinen ersten vier Flügen stets zum selben Landeplatz namens Wright Brothers Field zurück, wird er bei seinen Zusatzmissionen nur noch One-Way-Flüge in andere Gegenden absolvieren. Der für diese Woche geplante Flug ist zudem der erste, bei dem Ingenuity in einem Gebiet landet, das der Helikopter zuvor noch nicht ausgekundschaftet hat. Die US-Raumfahrtbehörde hat vom als Field C bezeichneten Landeplatz lediglich Fotos, die von der Nasa-Sonde Mars Reconnaissance Orbiter aufgenommen wurden. Gemäss diesen Bildern sollte der Landeplatz relativ flach und geröllfrei sein.
Trotz dieser Begebenheiten wird die Landung des Mini-Helikopters alles andere als einfach. «Beachten Sie, dass Ingenuity nicht sanft landen wird – er wird versuchen, bei Winden von bis zu 35 km/h zu fliegen», schrieben Bob Balaram, Ingenuity- Chefingenieur, und Jeremy Tyler, ein Ingenieur für Aeromechanik, in einem Beitrag für die Nasa.
Rekordzeit für Mars-Helikopter
Die Strategie für die Landung sei es deshalb, die Füsse der Drohne unter den windigen Bedingungen fest auf dem Boden zu platzieren, damit Ingenuity nicht über die Marsoberfläche drifte und sich dabei noch an einem Felsen verfange. Zwar ist der Helikopter mit einem Federungssystem ausgestattet, das das Aufsetzen auf der Marsoberfläche abdämpft. Dennoch ist es laut den Ingenieuren möglich, dass die Drohne umkippt und auf der Seite landet. Würden dadurch die Rotorblätter beschädigt, würde dies das Aus der Mission von Ingenuity bedeuten.
Der Plan der Nasa sieht vor, dass das Luftfahrzeug in einer Höhe von zehn Metern vier Meter pro Sekunde zurücklegt und 140 Sekunden lang über der Marsoberfläche fliegt – eine Rekordzeit für den kleinen Helikopter. 150 Meter weiter soll er Bilder von hellen Marsfelsen und Sandrippeln machen. Dann soll sich Ingenuity zum 50 Meter nordöstlich gelegenen Landeplatz Field C begeben.
Laut der US-Raumfahrtbehörde sollen die Daten und Bilder des Fluges erst einige Tage später an die Erde übermittelt werden. Das liegt daran, dass der Abstand zwischen dem Helikopter und dem Rover grösser wird und die Daten nun etwas langsamer übertragen werden. Der Perseverance-Rover werde den Helikopter nicht mehr fotografieren, da er sich auf seine eigene Arbeit konzentrieren müsse.
Der Mini-Helikopter war an Bord des Nasa-Rovers Perseverance (dt. Durchhaltevermögen) Ende Februar – nach 203 Flugtagen und 472 Millionen zurückgelegten Kilometern – mit einem riskanten Manöver in einem ausgetrockneten Mars-See namens Jezero Crater aufgesetzt. Entwicklung und Bau des rund 2,5 Milliarden Dollar teuren Rovers hatten acht Jahre gedauert. Er soll auf dem Mars nach Spuren früheren mikrobiellen Lebens suchen sowie das Klima und die Geologie des Planeten erforschen.
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