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Neuer Roman des Nobelpreisträgers
Sein letztes Buch – Mario Vargas Llosa hört auf

Mario Vargas Llosa, Schriftsteller im Bellvue Bern. © Tomas Wüthrich
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Mario Vargas Llosa hat einen neuen Roman geschrieben, der auf Spanisch soeben unter dem Titel «Le dedico mi silencio» erschienen ist. Dessen deutsche Übersetzung ist nicht einfach, weil das spanische Personalpronomen «le» mehrere Bedeutungen hat. Man kann den Buchtitel also übersetzen mit: «Ich widme Ihnen/ihr/ihm mein Schweigen.»

Jedenfalls hat der bald 88-jährige peruanische Literaturnobelpreisträger angekündigt, es sei sein letzter Roman. Sein finaler essayistischer Beitrag, der noch nicht erschienen ist, soll Jean-Paul Sartre gewidmet sein.

Ein grosses Werk

Vargas Llosas Gesamtwerk besticht durch viele Romane von weltliterarischer Bedeutung, etwa «Die Stadt und die Hunde», «Das grüne Haus», «Gespräch in der Kathedrale». Daneben hat er auch einige Bücher geschrieben, die wenig überzeugen («Das Paradies ist anderswo») oder wegen trivialliterarischer Schlenker missglückt sind («Das böse Mädchen»). Der letzte wirklich grosse Wurf gelang dem Peruaner, der auch spanischer Staatsbürger ist, vor mehr als 20 Jahren mit «Das Fest des Ziegenbocks».

Politisch ist er jüngst durch verstörende Aussagen aufgefallen.

Politisch hat sich Vargas Llosa vom linken Jungidealisten zum klassischen Wirtschaftsliberalen gewandelt. In jüngster Zeit ist der Autor, der 1990 für das Amt des peruanischen Präsidenten kandidierte und noch im ersten Wahlgang als klarer Favorit galt, mit verstörenden Wortmeldungen aufgefallen – etwa, als er sich bei der letzten Wahl in Brasilien für den rechtsradikalen Jair Bolsonaro aussprach.

Hält er es ohne Schreiben aus?

Laut der spanischen Zeitung «El País» kehrt Vargas Llosa in «Le dedico mi silencio» zurück zu seinen tief reichenden peruanischen Wurzeln. Im Zentrum des Werks stehe die Populärmusik des Andenstaates, der zahlreiche essayistische Passagen gewidmet sind. In einem weiteren Erzählstrang schildert Vargas Llosa Zerwürfnisse und blutige Dramen der peruanischen Geschichte: die Spannungen zwischen Rassen und Klassen, die Barbarei der maoistischen Guerillabewegung Sendero Luminoso, den kalten Wahn des Terrorphilosophen Abimael Guzmán.

Der Roman, schreibt der Rezensent von «El País», zeige die Fragilität eines kulturellen Erzeugnisses wie der Populärmusik gegenüber der grausamen Wirklichkeit.

Laut dem Suhrkamp-Verlag dürfte die deutsche Übersetzung von «Le dedico mi silencio» im Herbst 2024 erscheinen. Spannend ist die Frage, ob und wie lange Vargas Llosa die Ferne seines Schreibtischs aushält.