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Deutschlands Nummer 1
Das Ende der fiebrigen Diskussion um Neuer – bis jetzt …

STUTTGART, GERMANY - JUNE 19: (EDITORS NOTE: Image was captured using a static remote camera behind the goal.) A general view as Manuel Neuer of Germany saves a free kick on the line from Dominik Szoboszlai of Hungary (not pictured) during the UEFA EURO 2024 group stage match between Germany and Hungary at Stuttgart Arena on June 19, 2024 in Stuttgart, Germany. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images) *** BESTPIX ***
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Die Fussball-Nation schwärmt von Florian Wirtz und Jamal Musiala, den beiden begnadeten Dribblern. Sie tut das bei Ilkay Gündogan, dem feingeistigen und gescheiten Captain, dem das Publikum stehend applaudiert, als er gegen Ungarn ausgewechselt wird. Und natürlich bei Toni Kroos, dem Strategen kurz vor dem Ruhestand als Fussballer.

Die Nation redet von Julian Nagelsmann, der seit März weiss, wie er seine Mannschaft besetzt. Und der auch jetzt an der EM nicht von seinem Plan abrückt, zumindest bisher nicht. Er taktiert nicht gross in der stillen Kammer, nein, er macht die Aufstellung wie gegen Ungarn schon zeitlich im Voraus publik. Es würde nicht überraschen, wenn er das auch vor dem letzten Gruppenspiel am Sonntag gegen die Schweiz machen würde.

Und da ist noch dieser Spieler, der in den Tagen und Wochen vor dem Turnier vielleicht das grösste aller Themen war. Das ist Manuel Neuer, 38 inzwischen, ausgerüstet mit verbissenem Ehrgeiz und hartnäckiger Verweigerung, sich bei eigenen Fehlern nur schon im Ansatz zu hinterfragen. Zur Not schiebt er die Schuld lieber einem Maulwurf zu, wenn er einen Schuss nicht hält, der haltbar ist.

Neuer ist dieser Goalie, der alles an sich abprallen lässt, aber nicht nur alles, sondern auch alle, die sich in der Rolle eines Herausforderers versuchen. Marc-André ter Stegen besitzt unbestritten die Klasse, die Nummer 1 Deutschlands zu sein. Seine herausragende Referenz ist, dass er seit acht Jahren unbestritten im Tor des Weltvereins Barcelona steht. Mit ihm gewann er fünf Meisterschaften und die Champions League.

Als Neuer eine Woche nach dem kümmerlichen Aus an der WM in Katar auf die Idee kam, eine Skitour zu machen, und sich dabei einen komplizierten Unterschenkelbruch zuzog, konnte sich ter Stegen berechtigte Hoffnungen machen, ihn dauerhaft zu ersetzen. Er spielte, er war die neue Nummer 1 – bis ihm dann Nagelsmann im März eröffnete, dass Neuer an der EM ins Tor zurückkehre. Dass Neuer damals noch nicht fürs Nationalteam zur Verfügung stand, spielte keine Rolle. Dafür traf der Entscheid ter Stegen umso härter. Er sei «zusammengesackt», sagte er. Und machte deutlich, dass er «nicht der gleichen Meinung» sei wie der Trainer. Das ändert aber nichts daran, dass er die Rolle als Ersatzkraft auf ehrenwerte Art ausführt.

Monsterparade gegen Ungarn

Neuer hat ein Saisonende hinter sich, das Zweifel an seinem Leistungsniveau provozierte. Ja, da waren Paraden im Halbfinal-Rückspiel der Champions League in Madrid, die ihn überirdisch erscheinen liessen. Doch da war eben auch sein kapitaler Fehler, mit dem er in letzter Minute das Ausscheiden verschuldete. Und als er im letzten Bundesligaspiel mit Bayern München bei Hoffenheim gleich drei von vier Gegentoren verschuldete, begann das Land endgültig mit fiebriger Hektik zu fragen, ob denn das an der EM wirklich gut komme mit Neuer.

Nagelsmann verbat sich umgehend jede Diskussion über Neuer. Er verstehe die Sinnhaftigkeit nicht, so kurz vor dem Turnier einen Spieler auf diese Art schwächen zu wollen, erklärte er. Er sah keinen Grund, um mit Neuer über allfällige Fehler zu reden.

Beim 5:1 gegen Schottland zum Turnierstart ist Neuer weitgehend ungeprüft. Und beim Kopfball von Antonio Rüdiger aufs eigene Tor chancenlos. Auf dem Weg zum 2:0 gegen Ungarn rettet er in der ersten Minute gegen Sallai. Dass die Parade in Deutschland als Weltklasse gefeiert wird, versteht sich bei Neuer von selbst. Er profitiert als Weltmeister von einem Heldenstatus, dank dem bei ihm jede Tat gerne überhöht wird. So wird es von den Medien gleich als «Monsterparade» gefeiert, als er einen Freistoss von Szoboszlai aus der hohen Ecke holt.

Das Stadion feiert Neuer nach dem Abpfiff. «Gab es mal eine Torwartdiskussion? Gibt es jetzt nicht mehr», schreibt die «Süddeutsche Zeitung». Bevor sie nachschiebt: «Wobei: Am Ende liess er wieder einen Ball fallen.» So viel an Präzision soll dann bei aller Freude doch noch sein.