Marco Streller zur EM 2024 «Die Sprüche hat Shaqiri damals auch von uns gelernt»
Marco Streller beantwortet die Fragen unserer Leserinnen und Leser. Er erklärt, was er von den Schweizern gegen Deutschland erwartet. Und er sagt, womit ihn Granit Xhaka überrascht hat.
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Marco Streller hat 37-mal für die Schweizer Nationalmannschaft gespielt und 12 Tore erzielt. Er kennt Nationaltrainer Murat Yakin sowohl als Mitspieler als auch als Trainer. Vor dem Deutschland-Spiel hat der 43-Jährige Ihre Fragen beantwortet.
Hier lesen Sie eine Auswahl davon. Für das ganze Gespräch empfehlen wir Ihnen, unseren Stream nachzuschauen.
Das Duell zwischen Deutschland und der Schweiz steht auch im Zeichen von Granit Xhaka und Toni Kroos. Wie werden die beiden Trainer damit umgehen?
Xhaka und Kroos sind zwei absolute Taktgeber in ihren Teams. Und ich bin überzeugt, dass Julian Nagelsmann Robert Andrich auf Granit Xhaka ansetzen wird. Die zwei kennen sich aus Leverkusen. Und Andrich ist ein Spieler, gegen den du nicht gern spielst. Aber Granit ist so clever, er kann sich immer lösen. Ich habe ihn in Leverkusen in dieser Saison ein paarmal live gesehen. Man kann ihn auch unter Druck anspielen. Unmöglich, ihn 90 Minuten lang aus dem Spiel zu nehmen.
Und was macht die Schweiz mit Toni Kroos?
Ich würde einen Spieler abstellen, der sich um ihn kümmert. Denn oft kommen die Bälle für Deutschlands Offensive von ihm. Wenn man Kroos einschränken kann, nimmt man Deutschland sehr viel.
Welcher Schweizer könnte das?
Ich weiss nicht, wie fit Denis Zakaria ist. Er wäre mit seiner Physis sicher eine Option. Aber auch Spieler wie Remo Freuler, Michel Aebischer oder Fabian Rieder haben ein hohes Laufpensum, Vincent Sierro ebenfalls. Aber wenn Zakaria fit ist, wäre er meine erste Wahl.
Wie weit kann es für die Schweiz mit dem minimalistischen Stil von Murat Yakin gehen?
Diese Frage finde ich ziemlich despektierlich. Yakin hat immer alle Vorgaben erfüllt. Und mit der Aufstellung im ersten Spiel hat er viel Mut bewiesen. Das Eröffnungsspiel der Schweiz war auch dank seinen Entscheidungen brillant. Ich kenne ihn aus unserer gemeinsamen Zeit. Er nimmt als Trainer sehr viel Druck auf sich, und als Team kann man sich ein Stück weit hinter ihm verstecken. Ich hüte mich jedenfalls davor, etwas gegen Murat Yakin zu sagen.
Wie gross ist der Anteil von Giorgio Contini, der vor dem Turnier zu Yakins Assistenztrainer geworden ist?
Giorgio Contini hat eine riesige Erfahrung als Trainer. Er war als Spieler Stürmer, Yakin einer der besten Innenverteidiger. Continis Inputs in der Offensive sind sicher wertvoll. Mit seiner offenen Art ist er ein absoluter Gewinn für die Mannschaft. Und Yakin kann sehr gut delegieren. Er lässt seinem Staff viele Freiräume.
Hat diese goldene Schweizer Generation das Maximum aus ihrem Potenzial herausgeholt?
Es gehört ja auch immer etwas Glück dazu, wenn man einen Titel gewinnen will. Abgesehen davon ist das noch nicht das Ende dieser Generation: Die Spieler sind noch nicht über dem Zenit, sie sind auf dem Zenit. Der Generationenwechsel hat noch etwas Zeit. Man hat in den letzten Jahren gesehen: Wir können jede Nation schlagen. Wir haben Frankreich im Elfmeterschiessen rausgeschmissen, und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Elfmeterschiessen sind nicht so einfach. (lacht)
Welches Puzzlestück fehlt den Schweizern zum grossen Erfolg?
Einen Alex Frei gibt es aktuell nicht. Es gibt keinen Neuner, keinen Goalgetter. Und die grossen Nationen haben alle einen Stürmer, der fünf Tore an einer EM schiessen kann. Breel Embolo hat Qualität. Er ist ein absoluter Schlüsselspieler für die Schweiz. Sein Gesundheitszustand wird darüber entscheiden, wie weit es für die Schweiz gehen wird. Aber auch er ist keiner, der – wie Alex – 25 Tore in einer Saison schiesst.
Gibt es einen Nationalspieler, der in letzter Zeit einen grossen Leistungssprung gemacht hat?
Ich halte weiterhin sehr viel von Naoh Okafor, der bisher noch keine Minute gespielt hat. Er hat bei der AC Milan seine Qualität gezeigt, er hat den Körper und die nötige Geschwindigkeit für das Spiel auf höchstem Niveau. Auch Granit Xhaka hat sich noch einmal gesteigert. Auch wenn ich nicht gedacht hätte, dass das auf seinem Weltklasseniveau noch möglich ist. Er hat sich in die Top 5 in Europa auf seiner Position gespielt, davor war er in den Top 20.
Was hat Xherdan Shaqiri damals als junger Spieler beim FC Basel von Ihnen gelernt?
Wir haben ihn oft zu den Abschlussübungen dazugenommen. Aber er hatte damals schon so eine gute Schusstechnik, dass man ihm gar nicht viel beibringen konnte. Auch sein Tor gegen Schottland: Von zehn Versuchen trifft er den Ball siebenmal genau so. Diese Technik ist der Wahnsinn. Beni (Huggel, Red.), Alex (Frei, Red.) und ich haben ihm gewisse Dinge gesagt, und er hat auch immer gut zugehört und war respektvoll. Wir haben auch bei Spielern wie Granit oder Breel geschaut, dass sie nicht einerseits komplett ausbrechen und trotzdem das Freche behalten. Wir haben sie eher gemanagt, statt ihnen etwas beizubringen. (lacht)
Hat Shaqiri eigentlich noch ein verstecktes Talent neben dem Fussballplatz?
Er macht gute Sprüche. Aber die hat er damals auch von uns gelernt. (lacht) Sonst ist er einfach ein herzlicher Mensch. Er kümmert sich, wenn Kinder ins Training kommen. Er ist ein Typ, der immer seinen eigenen Weg gegangen ist. Und er liefert immer. Effizienz ist im Fussball das Wichtigste. Da ist er ein Schweizer Trumpf.
Gibt es etwas, das Sie besser können als jeder der aktuellen Nationalspieler?
Ich rede nicht so gern über mich. Aber Volley mit dem linken Fuss … Da habe ich bisher wenige gesehen, die besser sind als ich.
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