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Industriegeschichte im Museum
Made im Aargau

Im Kanton Aargau erfunden und patentiert: Würfelzucker.
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Wer beim Bahnhof Brugg die Stufen Richtung Campus nimmt, steht schon mitten in der Thematik, die das Museum Aargau zurzeit mit einer Sonderausstellung beleuchtet: die Industriegeschichte des ansonsten vor allem als Rüebli- oder Durchfahrtkantons bekannten Aargaus. Man schlendert hinter den Geleisen auf dem Gelände der Cables Brugg (ehemals Kabelwerke Brugg) an riesigen Kabelrollen vorbei, als würden sie den Besuchern den Weg zum Ausstellungsort bei SBB Historic weisen. Plötzlich prescht ein Hubstapler vor, packt eine gigantische Rolle und hievt sie in die Halle, wo sie bereit gemacht wird für ihren Einsatz irgendwo auf der Welt. Made im Kanton Aargau: Dies gilt noch für viele weitere Produkte, die man in der Sonderausstellung «Von Menschen und Maschinen – Streifzug durch die Aargauer Industriegeschichte» in Windisch zu sehen bekommt.

Innovative Patrons, fleissige Arbeiter

Patron oder Büezer? Erst aber wird eine Entscheidung abgefordert: Möchte man als Arbeiter oder Patron in die Ausstellung einsteigen? In überfüllten Verhältnissen leben, täglich bis 15 Stunden in stickigen Fabriksälen arbeiten und doch kaum genug verdienen, um die Familie durchzubringen? Oder lieber in einer standesgemässen Villa mit erlesenem Mobiliar sowie Gärtner und Dienstpersonal? Letztlich braucht es wohl alle, damit bahnbrechende Produkte entstehen können: die innovativen und weltgewandten Patrons und die fleissigen Arbeiterinnen und Arbeiter.

Wie innovativ der Aargau in der Vergangenheit war (und noch heute ist), wird im zweiten Saal eindrücklich dokumentiert, wurden doch im Aargau 13 der 100 grössten Industrieunternehmen der Schweiz gegründet oder haben sich hier niedergelassen. Neben dem Elektromaschinenkonzern BBC (heute ABB) etwa auch die Aluminium Menziken, der Elektroapparatespezialist Sprecher + Schuh oder der Konserven- und Konfitürenhersteller Hero.

Fast wie in einer Kathedrale fühlt sich der staunende Besucher im Raum mit den eleganten Pilzsäulen aus den 1950er-Jahren. Auf der Backsteinwand symbolisiert eine projizierte Stanzmaschine das stetige Arbeiten der Maschinen. Über 150 Objekte aus dem umfangreichen Fundus von Museum Aargau sind hier ausgestellt. Statt hinter den meist verschlossenen Türen des Sammlungszentrums zu verstauben, erhalten sie nun eine angemessene Plattform. Sie werden am Boden und an der Decke gespiegelt und visualisieren so die Reproduzierbarkeit, die durch die Industrialisierung ermöglicht wurde.

Eierprüfer und Knetmaschine

Eines von über 150 Objekten aus dem umfangreichen Fundus von Museum Aargau: alte Stempeluhr.

Selbstverständlich kennt man die Bircher-Raffel und den Würfelzucker oder den Bleistiftspitzer. Aber gewusst, dass dies alles im Aargau erfunden und patentiert wurde? Wie erfinderisch die Aargauer waren, zeigt auch das Gerät «Mirex», ein Eierprüfer, der das Alter eines Eis feststellt, oder die Aeschbach-Knetmaschine, die die Bäckereien in der ganzen Welt revolutionierte. Zeitzeugen berichten, dass die Maschine anfangs als Unding verteufelt und nur nachts an die Bäcker ausgeliefert werden durfte.

Erstaunlich, wie global die Aargauer Industrie schon Ende des 18. Jahrhunderts war. Neben der Tabak- und Strohindustrie war auch die Indienne-Manufaktur, die Herstellung bedruckter Baumwollstoffe, auf Rohstoffe aus dem Ausland angewiesen – und den Export in alle Weltregionen.

Viele der ausgestellten Geräte und Produkte haben unseren Alltag vereinfacht und erleichtert. Kaum vorstellbar, wie wir heute ohne Staubsauger, Bügeleisen, Velokette oder Kaffeemaschine auskämen. Darunter gibt es aber auch Designklassiker zu sehen wie den Küttiger Frosch, einen schnittigen Holzschlitten, das Scherenbett von Kurt Thut oder den Zeitungssammler von Wogg. Der Aargau ist also beileibe nicht nur Industrie-, sondern auch Möbel- und Haushaltwaren-Kanton.

Blick in einen der Ausstellungsräume: Die Sonderausstellung läuft voraussichtlich noch bis 1. Mai 2021 (abhängig von der Pandemieentwicklung).

«Uns geht es nicht um eine Glorifizierung der geschaffenen Produkte oder eine enzyklopädische Aufarbeitung der Aargauer Firmen- und Produktgeschichte. Wir wollen vielmehr eine Brücke zur jetzigen Zeit und der aktuellen Transformation bauen», betont Chefkurator Rudolf Velhagen von Museum Aargau. So beleuchtet die Ausstellung auch die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen der Industriegeschichte und den gesellschaftlichen Entwicklungen und vermittelt Impulse, wie wir Produktion, Arbeit und Konsum neu definieren könnten.

Die Besucherinnen und Besucher werden im dritten Saal in einer Art Arena auch zum Mitdenken, Mitgestalten und Diskutieren ermuntert. Nicht nur analog, sondern auch digital. «Gerade die aktuelle Pandemiesituation zeigt uns, wie schnell sich die Arbeitswelt und ihre Bedürfnisse verändern können», erläutert Rudolf Velhagen.

In Zusammenarbeit von Museum Aargau und SonntagsZeitung

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