Rebell und KosmopolitLuis Sepúlveda an Covid-19 gestorben
Der chilenische Autor gehörte zu den meistgelesenen lateinamerikanischen Schriftstellern. Er floh vor den Militärs aus seiner Heimat und kämpfte Seite an Seite mit Guerilleros in Mittelamerika.
Im Alter von 70 Jahren erlag Sepúlveda in einem Krankenhaus im nordspanischen Oviedo in der Region Asturien – seiner Wahlheimat seit Mitte der 1990er Jahren – einem von Covid-19 beschleunigten Multiorganversagen, wie die behandelnden Ärzte sagten.
Der Autor war bereits vor rund eineinhalb Monaten, am 29. Februar, in das Krankenhaus gebracht worden. Er war der erste Patient, der in Asturien positiv auf das neue Coronavirus getestet worden war. Die meiste Zeit lag er seitdem den Angaben zufolge bewusstlos auf der Intensivstation und hatte künstlich beatmet werden müssen.
Die Würdigungen liessen in den sozialen Netzwerken vor allem in Spanien, wo Sepúlveda besonders beliebt war, nicht auf sich warten. «Er war ein Autor, der die Weltliteratur bereichert hat», schrieb sein Landsmann und Schriftsteller-Kollege Roberto Ampuero, zur Zeit Chiles Botschafter in Madrid, auf Twitter.
Sepúlveda kam 1949 in Ovalle im Norden Chiles zur Welt. Er studierte zunächst in Santiago de Chile Theaterproduktion und arbeitete im Kulturministerium. Ausserdem schloss er sich der chilenischen Sektion der bolivianischen Guerillaorganisation ELN an. Während dieser Zeit gehörte Sepúlveda zur Leibgarde des linken Präsidenten Salvador Allende (1970-1973).
Politisches Asyl in Deutschland
Nach dem Militärputsch 1973 wurde er zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Aufgrund des Drucks unter anderem der deutschen Abteilung von Amnesty International wurde seine Gefängnisstrafe in Hausarrest umgewandelt. Wenig später ging Sepúlveda in den Untergrund und wurde nach einer erneuten Festnahme zu 28 Jahren Haft verurteilt. Die Strafe wurde wiederum auf internationalen Druck hin auf acht Jahre Exil reduziert.
Über Argentinien, Uruguay, Brasilien und Paraguay gelangte er schliesslich nach Ecuador, wo er ein Theater führte und an einem Projekt der Unesco zum Schutz der Ureinwohner im Amazonasgebiet mitarbeitete. In Nicaragua kämpfte er in der internationalen Brigade Simón Bolivar gegen die Truppen von Diktator Anastasio Somoza.
1980 erhielt er politisches Asyl in Deutschland und lebte daraufhin mehr als zehn Jahre in Hamburg. Er arbeitete unter anderem für die Umweltschutzorganisation Greenpeace, als Fernfahrer auf der Strecke zwischen Hamburg und Istanbul und als Korrespondent für das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel». Seit Mitte der 1990er Jahre lebte Sepúlveda in Spanien.
Seine Werke gehören zu den unterschiedlichsten Genres: Er hat Kriminalromane und Kindergeschichten, Reiseberichte und Erzählungen verfasst. Sein bekanntestes Buch ist «Der Alte, der Liebesromane las» (1989), das in mehr als 50 Sprachen übersetzt und 18 Millionen Mal verkauft wurde. Darin beschreibt er den Kampf zwischen Mensch und Natur und erzählt von den gesellschaftlichen Verwerfungen, die das Eindringen der Weissen in die angestammten Lebensräume der Ureinwohner im Amazonasgebiet ausgelöst haben.
Das Kinderbuch «Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte» wiederum ist eine Hommage an Sepúlvedas früheren Wohnort Hamburg. Es geht um Umweltverschmutzung und den Zusammenhalt der Hafenbewohner, um Freundschaft und Verantwortung.
Weitere Werke von Sepúlveda sind «Die Welt am Ende der Welt», «Tagebuch eines sentimentalen Killers» und «Wie der Kater und die Maus trotzdem Freunde wurden». Seine Bücher wurden in rund fünfzig Sprachen übersetzt. Er gehört zu den meistgelesenen lateinamerikanischen Schriftstellern der Gegenwart.
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