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Gute Nachrichten für Swiss
Kehrtwende im Poker um Rettung der Lufthansa

Der geplante Staatsanteil von 20 Prozent war ihm ein Dorn im Auge, nun stimmt er trotzdem zu: Lufthansa-Grossaktionär Heinz Hermann Thiele.
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Kehrtwende im Poker um die Rettung der Lufthansa: Der Grossaktionär der Airline, Heinz Hermann Thiele, will trotz Bedenken über den geplanten Staatseinstieg auf der Hauptversammlung am Donnerstag grünes Licht geben für das milliardenschwere staatliche Finanzpaket. «Ich werde für die Beschlussvorlage stimmen», erklärte der Münchener Unternehmer gegenüber der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Donnerstagausgabe).

Er hatte die Lufthansa und die Öffentlichkeit auf die Folter gespannt, weil er auf der ausserordentlichen Versammlung mit seinem Anteil von mittlerweile 15,5 Prozent den Plan zu Fall hätte bringen können. Gegenüber der FAZ hatte Thiele vergangene Woche den mühsam ausgehandelten Rettungsplan vor allem kritisiert, weil er gegen den Staatsanteil von 20 Prozent an der Lufthansa ist.

Verhandlungen mit Gewerkschaften

Seine Entscheidung hatte er offen gelassen, zugleich aber erklärt, nichts blockieren zu wollen. Der Milliardär befürchtete nach eigenen Worten, dass die Politik bei der Lufthansa eine notwendige Sanierung erschweren würde.

Jetzt erklärte er: «Es liegt im Interesse aller Lufthansa-Mitarbeiter, dass das Management zügige Verhandlungen mit den Gewerkschaften über die nötige Restrukturierung führen kann.» Solche Verhandlungen laufen gerade noch.

Die Gewerkschaften der Piloten und Flugbegleiter hatten erklärt, zusammen rund anderthalb Milliarden Euro Personalkostensenkungen auf mehrere Jahre verteilt angeboten zu haben. Doch bis zum Abend war die von der Lufthansa noch vor der HV angestrebte Einigung nicht gelungen.

Thiele war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Die Lufthansa wollte den Vorgang nicht kommentieren. Lufthansa-Aktien legten in Reaktion auf Thieles Einlenken deutlich zu.

Drohszenario verfing bei Thiele

Die deutsche Regierung hatte Thieles Forderungen nach Nachverhandlungen zurückgewiesen. Bei einem Spitzengespräch Thieles mit Finanzminister Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Peter Altmaier erläuterten die Minister und ihre Staatssekretäre Thiele den vereinbarten Pakt. Dieser sieht 5,7 Milliarden Euro Stiller Einlagen des Staates vor, das Aktienpaket für rund 300 Millionen Euro sowie bis zu drei Milliarden Euro Kredit von der staatlichen Förderbank KfW.

Der für den Staatseinstieg notwendigen Kapitalerhöhung, an der die Aktionäre nicht teilnehmen dürfen und die ihre Investments verwässert, müssen sie mit einer Zweidrittelmehrheit zustimmen. Bei einem Scheitern wäre die Lufthansa nach Angaben des Vorstands womöglich in Insolvenz gegangen, weil ihr nach wenigen Tagen aufgrund der Corona-Krise das Geld ausgehen würde.

Das Drohszenario verfing bei Thiele offenbar. «Es gibt nach wie vor unterschiedliche Positionen mit den Regierungsvertretern», zitierte die FAZ ihn weiter. Seine Zweifel seien nicht beseitigt. Letztlich habe er jedoch nicht für eine Insolvenz stimmen können. Es sei klar, dass er als Ankeraktionär künftig im Risiko stehe. «Deshalb werde ich auch in Zukunft Einfluss nehmen auf die Entwicklung der Lufthansa.»

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi begrüsste Thieles Entscheidung. «Das Rettungspaket, das einen Grundstein für die Sicherung der Lufthansa bildet, unterstützt das Unternehmen und gibt den Beschäftigten Sicherheit und eine Zukunftsperspektive», sagte Verdi-Vizechefin und stellvertretende Lufthansa-Aufsichtsratsvorsitzende Christine Behle.

Gute Nachricht für Swiss und Edelweiss

Der Entscheid ist auch eine gute Nachricht für die Schweizer Lufthansa-Töchter Swiss und Edelweiss. Für sie hat das Schweizer Parlament bereits im Mai milliardenschwere Liquiditätshilfen genehmigt. Doch ohne die deutsche Staatshilfe für die Muttergesellschaft fliesst das Geld nicht.

Mit der Erklärung von Thiele stehen die Chancen nun gut, dass die Aktionäre auf der Lufthansa-Hauptversammlung am Donnerstag für das neun Milliarden Euro schwere Rettungspaket stimmen und so auch das Geld an Swiss und Edelweiss fliessen kann.

reuters/step