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Englischer Lottogewinner
Dank der Millionen ist er Frührentner – und mit 58 Nationalspieler

Im Hintergrund der überdimensionierte Lottocheck, im Vordergrund sein Billardtisch: Neil Jones in seinem Esszimmer in Stoke-on-Trent.
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Kugeln spielen im Leben von Neil Jones eine grosse Rolle. Sie prägen es gar. Zumindest seit 2010. Der heute 59-jährige Engländer gewann damals im Lotto. Ende November dieses Jahres führt er Englands Pool-Nationalteam als Captain zu EM-Bronze. Jeweils entscheidend: Kugeln.

Lediglich dreizehn englische Pfund hätten er und seine Lebenspartnerin Julie Kirkham damals in der Vorweihnachtszeit 2010 noch in der Tasche gehabt, erzählt Jones dem britischen «Guardian» heute. Drei Pfund hätten sie damals an einem Kiosk in einen Lottoschein investiert. Wenig später waren die beiden aus der Arbeiterstadt Stoke-on-Trent in den englischen Midlands Millionäre. Ein erstes Mal brachten die Kugeln Jones Glück – und 2,4 Millionen auf sein Konto.

Jones ging kurz nach dem Gewinn mit einem Freund in eine nahe gelegene Halle, um Pool zu spielen, eine Version des hierzulande bekannteren Billards. Und der damals 46-Jährige, der in der Jugend manchmal Snooker gespielt hatte, verliebte sich umgehend in den Sport, wie er sagt. «Ich nahm ein Queue mit, stiess an. Stunden später kam ich nach Hause, um unser Esszimmer auszumessen, damit ich einen anständigen Billardtisch kaufen konnte.» Dieser hatte Platz, und die Pool-Karriere von Neil Jones konnte beginnen.

Dank Frührente bleibt Zeit fürs Training

Der selbstständige Plattenleger hörte auf zu arbeiten und begann zu trainieren. Täglich stand er am Tisch im Esszimmer, daneben hängt an der Wand noch heute der eingerahmte überdimensionierte Check des Lottogewinns.

Jones wird besser und besser. Und bald genügt der einst noch «anständige» Billardtisch im Hause Jones/Kirkham den Ansprüchen nicht mehr. Oder wie es Jones sagt: «Ich wurde immer besser. Und wenn man besser wird, kann man nicht auf etwas üben, das nicht sehr gut ist.» Der Tisch ist also neu, die Routine bleibt die alte. Jones trainiert und trainiert und trainiert.

Jones beginnt an kleinen Turnieren zu spielen, nichts Grosses, alles in der Region. Er steigert sein Können stetig, die Events werden grösser, doch der Traum vom Nationalteam scheint für ihn noch weit weg. In den Pandemiejahren 2020 und 2021 investiert Jones während der Lockdowns noch mehr Zeit ins Training. Während seine Partnerin zu Hause Serien geschaut habe, hätte er fast nonstop trainiert, sagt er der BBC.

2021 wird Jones erstmals an die Ausscheidungen für die englische Pool-Nationalmannschaft eingeladen. Er kehrt ohne Nomination heim, aber gibt nicht auf: «Der Traum eines jeden Schülers hier ist es, das Trikot Englands zu tragen, egal, in welcher Sportart.» Er ist zwar schon lange kein Schüler mehr, aber der Traum ist geblieben.

Anfang 2023 darf er erneut vorspielen. Dieses Mal schafft er den Cut. Im Frühjahr wird der Traum vom England-Trikot mit seinem Namen auf dem Rücken wahr. Im November dann führt der Späteinsteiger die englische Nationalmannschaft an den European Championships als Teamcaptain zur Bronzemedaille.

Der Vater erlebt den Triumph nicht mehr

Während seine Partnerin und weitere Angehörige Jones bei seinem bisher grössten sportlichen Triumph an der EM in Malta vor Ort zur Seite stehen konnten, fehlte eine wichtige Bezugsperson im Leben des Bronzegewinners: der Vater. Jones sagt nach dem gewonnenen Spiel um Platz 3: «Ich wünschte nur, mein Dad wäre hier, um es zu sehen. Als ich es 2021 nicht ins Nationalteam schaffte, sagte er: Vielleicht nächstes Jahr›». Jones’ Vater starb im darauffolgenden Jahr.

«Der Gewinn der National Lottery hat mich auf diese Reise gebracht, und wenn ich daran zurückdenke, wie ich vor dreizehn Jahren gewonnen habe, hätte ich nie gedacht, dass das alles möglich wäre», sagt Jones. «Der Gewinn hat es mir ermöglicht, diese Stunden zu investieren. Hätte ich nicht gewonnen, hätte ich den Tisch nicht kaufen können. Ich hätte nicht die Zeit gehabt – ich würde immer noch auf Händen und Knien Platten in den Badezimmern anderer Leute verlegen.»

Sechs Kugeln veränderten damals das Leben von Neil Jones von einem Tag auf den anderen, sechzehn Kugeln prägen es seither.