Verschieben statt absagenLokale Grossveranstaltungen werden nach Verbot teilweise neu angesetzt
Das Openair Oberrieden wird komplett um ein Jahr verschoben. Die grosse Electro-Party auf dem Richterswiler Horn könnte im September stattfinden. Bei vielen Chilbenen steht der Entscheid noch aus.
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wie oft hat man den Satz von Veranstaltern und Musikfans in letzter Zeit schon gehört. Bis der Bundesrat am Mittwochnachmittag ein Verbot von Grossveranstaltungen bis Ende August verkündete, blieb sie am Leben. Jetzt ist die Reihe auch an den Veranstaltern in der Region, ihre Festivals und Partys in diesem Jahr abzusagen. Obwohl, die Hoffnung glimmt teilweise noch.
The Lake, die Party auf dem Richterswiler Horn, die vor ein paar Jahren die Beach Party abgelöst hat, ist noch nicht abgesagt. Klar ist bloss, dass das Datum vom 13. Juni nicht eingehalten werden kann. Samy Jackson vom Organisator Rakete sagt: «Wir arbeiten an einem Plan B im September.» Entsprechend behalten auch die bereits gekauften Tickets ihre Gültigkeit. Die Party zieht jeweils rund 6000 Personen an. Der Vorverkauf hat bereits im Dezember begonnen und ist laut dem Veranstalter gut angelaufen.
Überrascht vom Bundesratsentscheid sind die Organisatoren nicht, sie hätten schon länger damit gerechnet, sagt Samy Jackson. Dennoch spricht er von einer «emotionalen Achterbahnfahrt». Das Lake Festival sei für die Organisatoren auch privat ein grosses Highlight des Jahres, bei dem alle Freunde dabei seien. «Aber wir sind sehr positiv eingestellt und nehmen die Krise auch als Chance wahr, um neue Ideen zu entwickeln und uns neu aufzustellen», sagt er. Ob die Party in diesem Jahr noch stattfinden kann, bleibt offen. Welche finanziellen Auswirkungen Corona für die Organisatoren hat, ist darum ebenfalls noch unklar.
Schon für 2021 gebucht
Keine Experimente gibt es beim Openair Oberrieden, das sich als Hip-Hop-Festival einen Namen gemacht hat. Eine Verschiebung in den Herbst ist keine Option, auch wenn das zuerst abgeklärt wurde. «Wir wollen nicht Konkurrenz zu anderen Veranstaltungen sein», sagt Martina Busenhart, Präsidentin des Organisationskomitees (OK). Sie denkt etwa an die Chilbi Oberrieden. Gehofft hatten auch die Festivalorganisatoren lange.
Doch obwohl das Open Air und das Kinder-Open-Air, die jeweils 1500 bis 1700 Zuschauer anziehen, in diesem Jahr nicht durchgeführt werden, will die Präsidentin nicht von einer Absage sprechen. Vielmehr sei die 36. Ausgabe, die am 13. und 14. Juni hätte stattfinden sollen, um ein Jahr verschoben worden. Denn bereits hätten alle Künstler für das nächste Jahr zugesagt. Möglich ist das, weil nur Schweizer Acts vorgesehen waren, wie Stress, Chlyklass, Big Zis oder Mimiks. Im Gegensatz zu internationalen Bands müsse bei den Schweizern weniger Rücksicht auf Tourpläne genommen werden.
Für die Veranstalter bringt das auch den Vorteil, dass der finanzielle Schaden minim ausfällt. Die Verträge können eingehalten werden, auch mit den Partnern des Festivals. Von allen Seiten habe das OK viel Verständnis und Solidarität gespürt, sagt Martina Busenhart.
Schon seit Anfang April ist klar, dass das Albisstrassenfest in Adliswil abgesagt wird. Das Fest, das alle zwei Jahre organisiert wird, hätte ebenfalls am reich beladenen 14. Juni stattgefunden. OK-Präsident Ken Füglistaler will nicht ausschliessen, dass im Herbst in einem kleineren Rahmen ein Ersatz auf die Beine gestellt wird. Allerdings plane das OK zurzeit noch nichts. Auch die Verschiebung um ein Jahr sei eine Option, aber schwierig umzusetzen. «Wir brauchen Bewilligungen, etwa vom Kanton, um die Strasse zu sperren», sagt Füglistaler. Auch brauche das Fest viel Vorbereitung. Das merkt das OK auch beim Verlust. Finanziell sei der Schaden nicht gross, aber viele Vorbereitungsstunden seien jetzt für nichts geleistet worden. Schon früher abgesagt wurden die Seebühne Zimmerberg in Horgen und das Blues’n’Jazz in Rapperswil-Jona.
Weder Schwingen noch Rennen
Im sportlichen Bereich wird es in diesem Jahr nichts mit Grossanlässen. Die meisten Läufe des Züri Laufcup mussten abgesagt werden. Darunter sind auch der Männedörfler Waldlauf Ende März, der Zürich Marathon im April, für den noch ein Ersatzdatum gesucht wird, und der Zumiker Lauf, der am 6. Juni angesetzt war. Seit Mittwoch ist auch klar, dass die Schwinger bis Ende August nicht mehr in den Sägemehlring steigen können. Das bedeutet für das Moos-Schwinget in Schönenberg, das am 19. Juli eingeplant war, die Absage. Noch offen ist, was mit den Seeüberquerungen in der Region passiert, die grösstenteils im August vorgesehen sind. Abgesagt hat bis jetzt nur die Stadt Zürich.
Schwierig wird es für die Chilbenen. Horgen und Langnau haben bisher abgesagt, über die Hirzler Chilbi wird am Montag entschieden. Wädenswil, die grösste am Zürichsee, hofft noch. Auf der Website des Verkehrsvereins gibt Platzmeister Manuel Keller bekannt, dass bis in zwei Wochen eine Lösung gefunden werden soll. Als Möglichkeiten nennt er neben der Absage eine Verschiebung oder ein Alternativprogramm. Geplant ist die Chilbi vom 22. bis 24. August. Er wolle sich für eine sinnvolle Lösung einsetzen, doch die Gesundheit stehe an erster Stelle, so Keller.
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