Schweiz - Spanien 1:4Willkommen im grauen Herbst, liebe Schweizer
Die Nationalmannschaft spielt gegen Spanien zwar 70 Minuten lang in Überzahl, verliert aber trotzdem 1:4. Zwei Spiele nach der Europameisterschaft ist klar: Nationaltrainer Murat Yakin hat wieder einiges an Arbeit vor sich.
Herzlich willkommen im regnerisch-grauen Herbst, Schweizer Nationalmannschaft. Schön war der Sommertraum an der Europameisterschaft. Alle haben ihn genossen. Er hat sich nur leider nicht in den Herbst retten lassen.
Dass es nicht einfach werden dürfte, die Schmetterlinge im Bauch über Deutschland hinaus zu bewahren, war allen klar. Aber dass das Erwachen dann so krachend ausfallen muss? Das ist nicht schön. Aber immerhin zeigt es Trainerteam und Spielern schonungslos auf, dass noch viel Arbeit wartet auf dem Weg an die Weltmeisterschaft 2026.
Die Nations League ist da nur eine Zwischenstation. Wichtig zwar für die Positionierung in den Lostöpfen, wenn es darum geht, die WM-Qualifikationsgruppen auszulosen. Aber es kann in ihr kein grösseres Geschirr zerschlagen werden. Zum Glück, muss man aus Schweizer Sicht sagen.
Ein Realitäts-Check
Die Bilanz nach den ersten zwei Spielen: In Dänemark verlieren die Schweizer nach einem Platzverweis gegen Nico Elvedi Fassung und Spiel. Gegen Spanien verlieren sie nach einem frühen Platzverweis gegen einen Spanier Spiel und irgendwann auch jede Organisation.
1:4 – das ist ein heftiges Resultat, wenn man während 70 Minuten mit einem Spieler mehr angreifen kann. Selbst wenn es der amtierende Europameister ist, der einem gegenübersteht. Und wenn man die zweite Halbzeit 0:2 verliert, ohne selbst auch nur zu einer einzigen herausgespielten Torchance zu kommen, dann ist das ein deutlicher Realitätscheck für die eigenen offensiven Fähigkeiten.
Es hilft den Schweizern sicher nicht, dass sie in Genf ohne ihren Captain Granit Xhaka antreten, der sich in Kopenhagen unbeherrscht selber aus dem Spiel genommen hat. Es ist auch nicht hilfreich, wenn Silvan Widmer kurz vor dem Anpfiff angeschlagen abwinkt und aussen rechts durch Innenverteidiger Becir Omeragic ersetzt werden muss.
Aber die Schweiz hat nun einmal nur eine beschränkte Auswahl an Spielern. Es liegt nun an Trainer Murat Yakin, daraus wieder eine funktionierende Einheit zu bilden. So, wie es ihm an der EM gelungen ist.
Gegen Spanien ist ein funktionierendes Spiel nur in Momenten zu erkennen. Zugleich wirkt die Mannschaft in ihrem sehr offensiv ausgerichteten Spiel stets fragil und nie so ausbalanciert, dass sie den Gegner nicht zu Kontern einladen würde.
Immerhin führt das zu einer wilden ersten Halbzeit. Zwanzig Minuten nur brauchen die Teams für zwei anerkannte Tore, einen aberkannten Treffer und einen Platzverweis für eine Notbremse. Der Video-Assistent in Nyon wechselt vermutlich schon vor der Pause sein durchgeschwitztes Trikot, so häufig ist er gefragt.
Kobels Parade zählt nicht
Erst muss er Joselus Kopfballtreffer geben, den Gregor Kobel doch vermeintlich so wunderbar noch aus der Ecke gefischt hat. Ohne Torlinientechnologie gibt es aus Genf keine Bilder, die zeigen, dass der Ball nicht hinter der Linie war, wie es der Linienrichter gesehen hat.
Dann wischt der VAR in der 7. Minute Becir Omeragics 1:1 von der Anzeigetafel, weil er ein Handspiel von Remo Freuler entdeckt hat. Den Schubser gegen Michel Aebischer vor dem 0:2 in der 13. Minute lässt er dann aber ebenso durchgehen wie das Handspiel Lamine Yamals kurz vor der Pause im spanischen Strafraum. Dazwischen bestätigt er noch den Platzverweis gegen Robin Le Normand, der Breel Embolo ziemlich plump am Weg zum Tor hindert.
Die Schweizer scheinen sich davon zu erholen, treffen noch vor der Pause durch Zeki Amdouni nach einer Ecke zum 1:2. Aber dann folgt eine zweite Halbzeit ohne Ideen, ohne Witz.
Zwei Spiele, null Punkte. Noch ist in der Nations League nichts verloren. Aber die Schweizer müssen sich wieder finden.
Schweiz
Spanien
Der Entscheid bleibt bestehen – Rot für Spanien
Alles korrekt. Embolo stand nicht im Offside. Le Normand muss den Platz verlassen. Der Europameister muss jetzt also lange in Unterzahl agieren. Und die Schweizer können einen Freistoss aus rund 20 Metern ausführen.
Embolo im Offside?
Embolo könnte vor der Notbremse im Offside gestanden sein. Der VAR prüft und prüft, es dauert und dauert.
Embolo zieht los. Le Normand foult ihn. Er ist der letzte Verteidiger. Und sieht für seine Notbremse die Rote Karte. Waren es am Donnerstag die Schweizer, die lange in Unterzahl agieren müssen, droht das jetzt dem Europameister. Aber auch hier prüft der VAR die Aktion.
Gelbe Karte Vargas
Der Schweizer zieht Yamal zurück. Und wird verwarnt.
Lange Gesichter bei den Schweizern
Da schrieben wir, die Schweizer hätten das 1:0 der Spanier gut verdaut. Nichts da: Sie lassen sich auskontern, Williams düpiert im Strafraum Wüthrich. Beim Nachschuss ist Ruiz völlig frei. Das kann Yakin nicht passen. Die Schweizer müssen sich fangen, sonst wird das für sie ein sehr langer Abend.
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Tor für Spanien. Kobel kann gegen Williams noch abwehren. Aber Ruiz trifft im Nachschuss und lässt dem Schweizer Goalie keine Chance.
Eckball Spanien
Die Spanier führen kurz aus. Am Ende zieht Grimaldo, Xhakas Teamkollege bei Leverkusen, aus der Distanz ab. Der Schuss kommt zentral aufs Tor – und ist so keine Herausforderung für Kobel.
Verrückter Beginn
Wir müssen rasch durchschnaufen nach dieser Startphase. Die Schweizer wurden kalt geduscht. Aber ihre Antwort ist gut. Ihr Tor zählte zwar nicht, aber sie haben den Rückschlag offenbar verdaut.
Zählt das Tor? Es zählt nicht
Freuler soll vor dem Tor ein Handspiel begannen haben. Der VAR schickt den Schiedsrichter raus zum Bildschirm. Und der annulliert den Treffer. Die Schweizer liegen weiterhin zurück.
Die Schweizer gleichen sofort aus! Embolo findet auf der linken Seite viel Platz vor und bedient dann Omeragic mustergültig. Der Verteidiger, der für Widmer ins Team gerückt ist, hat keine Mühe, das 1:1 zu erzielen. Verrückter Beginn.
Der Treffer zählt
So haben sich die Schweizer den Start nicht vorgestellt. Aber die Spanier zeigten in einer einzigen Aktion ihre ganze Klasse. Wie der 17-jährige Yamal das Tor vorbereitet: sensationell.
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Wunderdribbler Yamal vernascht Freuler. Seine Flanke findet Joselu. Und der setzt aus kurzer Distanz zum Kopfball an. Kobel kann zwar parieren, aber der Ball ist bei seiner Intervention wohl schon mit ganzem Umfang hinter der Linie. Der Europameister führt. Oder doch nicht? Der VAR prüft.
Die Schweizer spielen sich gegen das Pressing der Spanier gut frei. Aebischer hat auf der linken Seite viel Platz, aber er ist nicht der Schnellste und wird eingeholt. Sein Pass findet Embolo schliesslich nicht.
Im Gegenzug prüft der spanische Stürmer Joselu Goalie Kobel ein erstes Mal.
Amdouni kommt am Strafraum der Spanier fast an den Ball, aber nur fast. Das wäre eine gute Chance gewesen für den Romand.
Das Spiel hat begonnen. Wir sind gespannt, ob den angeschlagenen Schweizern die Überraschung gelingt.
Grün angemalt
Nein, die Unterlage in Genf hat nicht Länderspiel-Niveau. Yakin sagt dazu, der Platz sei nicht im Zustand, wie man sich das gewohnt sei. «Es gilt für uns, eine gute Balance finden. Damit wir nicht ins Pressing der Spanier laufen.» Der Trainer wünscht sich, dass seine Spieler viel vertikal spielen und so auch die Abwehr des Gegners beschäftigen.
Einige stellen des Rasens sind übrigens nur grasfarben, weil sie unter der Woche grün bespritzt worden sind.
Hier noch ein Blick auf den Rasen aus dem Stadion:
Dänen gewinnen
Wie am Donnerstag gewinnen die Dänen 2:0. Diesmal gegen Serbien. Damit stehen sie schon jetzt in der Gruppe 4 als Tabellenführer fest. Spanien kam am Donnerstag gegen die Serben nicht über ein Unentschieden hinaus.
Widmer fällt aus
Für den gesperrten Elvedi rückt Gregory Wüthrich in die Dreierkette. Er kam in Dänemark zu seinem Länderspieldebüt – mit 29 Jahren. Denis Zakaria ersetzt im zentralen Mittelfeld den gesperrten Xhaka. Und in der Offensive erhält Zeki Amdouni eine Bewährungschance, er übernimmt den Platz von Fabian Rieder. Captain bei den Schweizern ist heute Abwehrchef Manuel Akanji. Yakin verzichtet also auch heute auf Experimente.
Der Trainer wird aber kurz vor Spielbeginn noch zu einem Wechsel gezwungen. Silvan Widmer verletzte sich beim Einwärmen, er wird auf der rechten Seite durch Becir Omeragic ersetzt.
So spielt Spanien
Viele der Europameister-Elf sind in Genf dabei. So etwa die aufregende Flügelzange Yamal/Williams, oder das geniale Mittelfeld Rodri/Ruiz. Dani Olmo fehlt, er hat sich verletzt und ist abgereist. Er wird durch Pedri ersetzt, der an der EM erste Wahl war, bis er sich verletzte – und durch Olmo vertreten wurde. So geht das manchmal im Fussball.
Willkommen!
Die Euphorie rund um die Schweizer an der EM? Ist eine verblassende Erinnerung. Wobei, das Stade de Genève ist für die Partie gegen Europameister Spanien ausverkauft. Aber sonst deutet gerade wenig auf den Höhenflug im Sommer hin. Der Auftakt in die Nations League letzten Donnerstag in Kopenhagen gegen Dänemark ist den Schweizern misslungen, 0:2 verloren sie. Wobei sie die Schuld daran getrost wahlweise dem Schiedsrichter oder VAR geben können. Das gilt aber nicht für Captain Granit Xhaka, der kurz vor Schluss die Nerven verlor und des Feldes verwiesen wurde und gesperrt fehlt. Er ist aber bei der Mannschaft geblieben und ist heute im Stadion.
Er sagt, Leverkusen habe ihm rasch signalisiert, er müsse nicht sofort nach Deutschland zurückkehren. «Ich will positive Energie weitergeben», sagt Xhaka. «Und hoffe auf ein gutes Ergebnis für uns.»
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