Abfahrt der Männer in GrödenOdermatt dominiert, und ein junger Schweizer sorgt mit Platz 2 für einen Coup
Der Nidwaldner zieht mit seinem 40. Weltcup-Sieg mit Legende Pirmin Zurbriggen gleich. Mit Franjo von Allmen steht ein Teamkollege ebenfalls auf dem Podest.
Dass dieser Tag kommen würde, war so klar wie das Amen in der Kirche. Seit drei Jahren dominiert Marco Odermatt im Weltcup nun schon beinahe nach Belieben. Und so rückte diese magische Grenze von 40 Siegen immer näher, die Pirmin Zurbriggen geholt hat. Dass er allerdings in Gröden mit dem Schweizer Rekordhalter gleichziehen würde, damit durfte nicht unbedingt gerechnet werden. Zu lang ist das Flachstück oben, zu wenig kann er hier seine technischen Fähigkeiten ausspielen. «Gröden stand auf meiner Liste, wo ein Sieg am schwierigsten werden würde, ganz oben», hält Odermatt fest.
Nun kann er den Haken setzen. Weil er oben den Rückstand in Grenzen hält und die Schlüsselstelle Ciaslat mit ihren vielen Wellen und Kurven wie kein Zweiter meistert. Letztlich siegt er mit 45 Hundertsteln Vorsprung auf Teamkollege Franjo von Allmen, Dritter wird der Amerikaner Ryan Cochran-Siegle. «Ich glaube, dass ich das nicht besser fahren kann», hält Odermatt fest, «ich bin super gesprungen, habe die Ciaslat perfekt erwischt und konnte sehr viel auf Zug fahren. Es war richtig cool.»
Ein Seitenhieb an die Kritiker
Nun steht er also auf einer Stufe mit Zurbriggen, dieser Ikone des Schweizer Skisports. Weltmeister, Olympia- und Gesamtweltcup-Sieger – der Walliser gewann in den 1980er-Jahren alles, was es zu gewinnen gibt. Einen wie ihn, so schien es lange, würde es nie mehr geben. Und je schwerer sich die Schweizer Skifahrer später taten, desto mehr verfestigte sich dieser Eindruck.
Bis Marco Odermatt auftauchte und spätestens mit seinem Fünffach-Triumph an der Junioren-WM 2018 in Davos sein riesiges Potenzial unterstrich. 27 ist er nun, im selben Alter ist Zurbriggen 1990 überraschend zurückgetreten. Daran mag Odermatt noch nicht ansatzweise denken, obwohl er wie der Walliser ebenfalls bereits bei Olympia und an Weltmeisterschaften triumphierte und in den letzten drei Wintern jeweils den Gesamtweltcup gewinnen konnte.
Seine Erfolge sind zur Gewohnheit geworden, weshalb die Verwunderung da und dort gross war, als er in seiner Paradedisziplin Riesenslalom saisonübergreifend gleich dreimal ausschied. Odermatt hat das durchaus registriert. Und so sagt er lächelnd: «Jetzt habe ich in dieser Saison wieder in all meinen Disziplinen gewinnen können, damit sind auch diejenigen etwas beruhigt, die nach meinen Outs im Riesenslalom nervös wurden.»
Von Allmen mit einem Fabel-Start
Einer, der das Grinsen ebenfalls kaum aus dem Gesicht bekommt, ist Franjo von Allmen. Der Berner Oberländer erwischt einen Glanztag, mit Startnummer 4 sorgt er gerade mit seinem schnellen ersten Teil für den Unterschied. Fahrer um Fahrer beisst sich an von Allmens Zeit die Zähne aus, weshalb er auf dem Leaderstuhl immer wieder ungläubig den Kopf schüttelt. «Ich war definitiv nervöser im Ziel als am Start», hält er fest. Wie eng das war, zeigt die Rangliste: Nur sieben Hundertstel trennen ihn letztlich von Romed Baumann (7.). Entsprechend sagt von Allmen: «Dieser Podestplatz bedeutet mir sehr viel, so etwas darf man nicht im zweiten Rennen auf dieser Piste erwarten.»
Vor einem Jahr fuhr er in Gröden in Super-G (12.) und Abfahrt (9.) erstmals Weltcup-Punkte heraus. Im Frühjahr schaffte er es dann bereits auf das Podest, als er im Super-G von Garmisch-Partenkirchen Dritter wurde. Es erstaunt kaum, dass der 23-Jährige mit Beat Feuz verglichen wird. Ihm wird nachgesagt, ein ebenso aussergewöhnliches Gefühl für den Ski zu haben. In Gröden demonstriert er das eindrücklich. Womit die Schweizer wie schon beim Auftakt in Beaver Creek (Justin Murisier vor Odermatt) einen Doppelsieg in der Abfahrt feiern.
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Der Ticker zum Nachlesen:
Auf Wiedersehen
Damit beenden wir den Live-Ticker von der Abfahrt von Gröden. Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und wünschen Ihnen weiterhin ein schönes Wochenende!
Alessio Miggiano
Der letzte Schweizer fährt die Saslong hinunter. Für Alessio Miggiano handelt es sich um das Debüt im Weltcup. Es wird Platz 44.
Livio Hiltbrand
Bühne frei für den Junioren-Abfahrts-Weltmeister. Livio Hiltbrand fährt gerade im oberen Teil sehr stark, dann zahlt er etwas Lehrgeld. Aber letztlich verliert der Berner Oberländer nur knapp eine Sekunde auf Odermatt. Zwischenrang 14 – bliebe es so, wäre es das bisher beste Ergebnis für Hiltbrand im Weltcup.
Lars Rösti
Und dann kommt da noch Lars Rösti, der gestern mit Rang 8 so stark gefahren ist. Er ist oben sehr schnell, kann damit Odermatt durchaus gefährlich werden. Aber dann unterläuft ihm ein gewaltiger Fehler, es treibt ihn weit nach aussen. Letztlich verliert er sieben Zehntel – aber wenn dieser Bock nicht gewesen wäre…
Josua Mettler
Da jubelt gerade ein Schweizer im Zielraum. Das war ein sehr solider Auftritt von Josua Mettler – Zwischenrang 15.
Marco Odermatt im Interview
Gefühlsmässig sollte der 40. Weltcup-Sieg für den Nidwaldner so gut wie eingetütet sein. Denn seine Fahrt war wirklich sehr gut. Und auch wenn sich die Bedingungen in Gröden nun ändern, dürfte das sehr schwer werden, ihn noch von der Spitze zu verdrängen. Im TV-Interview sagt er: «Das war wieder einmal eine von meinen perfekten Abfahrten. Ich glaube, für meine Verhältnisse geht es nicht besser. Ich bin super gesprungen, habe fast nie gewedelt mit den Armen, die Ciaslat perfekt erwischt, sehr viel auf Zug. Es war richtig cool zum Fahren.» Und dann meint er: «Der Vorsprung gibt jetzt etwas Ruhe beim Warten.»
Christof Innerhofer
Wieder ein Routinier. Und dem Italiener ist der Saisonauftakt so richtig misslungen, noch keine Weltcup-Punkte konnte er holen. Das wird sich heute ändern. Christof Innerhofer fährt auf Zwischenrang 14.
Adrien Theaux
Der Franzose spielt bei den Kamelbuckeln seine ganze Routine aus. Mit seinen 40 Jahren kann ihn nicht mehr so viel überraschen. Und Adrien Theaux gelingt eine richtig gute Fahrt, er schwingt im Ziel als Elfter ab.
Marco Kohler
Achter wurde er im letzten Jahr in Gröden. Dann kam der fürchterliche Sturz von Wengen, ein Kreuzbandriss und das Saisonende. Nun ist Kohler zurück, aber die Saslong mit ihren vielen Schlägen und Sprüngen kommt ihm nicht entgegen. Der Berner Oberländer verliert über zwei Sekunden, Zwischenrang 24.
Sam Morse
Mit Ryan Cochran-Siegle steht ein Amerikaner auf dem Podest. Ein weiterer kommt vorerst nicht dazu. Sam Morse verliert über zwei Sekunden.
Nils Alphand
Oben ist nun mehr Schatten drin, die Ciaslat steht dafür nun unter Sonnenschein. Was verändert sich damit? Vorerst noch nicht viel, zumindest nicht für Nils Alphand. Er verliert fast zwei Sekunden auf Odermatt, Zwischenrang 19.
Jared Goldberg
Eine Hundertstelsekunde verlor er gestern nur auf Sieger Mattia Casse, was ihm als Zweiter den ersten Podestplatz im Weltcup einbrachte. Heute aber läuft es für ihn nicht mehr so geschmeidig. Er verliert 1,63 Sekunden, Zwischenrang 17.
Adrian Sejersted
Der Norweger kann sehr schnell fahren, er gilt als Trainingsweltmeister. Im Wettkampf unterläuft ihm dann jedoch oft ein Fehler, wirkt er hektisch. Das ist nicht unbedingt das Patentrezept, um in Gröden schnell zu sein. Er verliert zweieinhalb Sekunden auf Odermatt.
Otmar Striedinger
Wieder ein Österreicher – und er macht es im Vergleich zu seinen Landsmännern ganz ordentlich. Striedinger verliert rund eine Sekunde auf Odermatt – Zwischenrang 11.
Franjo von Allmen im Interview
Nach wie vor liegt der Berner Oberländer auf Rang 2. Im Interview mit SRF sagt er: «Das war ein Nervenkitzel, ich kann es noch nicht wirklich realisieren. Auf dem Leaderstuhl im Ziel war ich fast nervöser als am Start.» Den oberen Teil habe er super erwischt, in der Ciaslat hingegen Lehrgeld bezahlt. «Es ist erst etwa das sechste Mal, das ich hier runter fahre, da kann ich noch etwas mitnehmen. Aber ich hatte Spass beim Fahren.»
Elian Lehto
Der Finne kämpfte mit Rückenproblemen, soll diese aber mittlerweile in den Griff bekommen haben. Und ihm gelingt bis zur Ciaslat eine richtig gute Fahrt. Aber die Schlüsselstelle wird nun von der Sonne bestrahlt, was die Unterlage langsamer macht. Und wenn einem dann noch ein Fahrfehler unterläuft, wie das bei Lehto der Fall ist, wiegt das doppelt schwer. 1,61 Sekunden Rückstand.
Jeffrey Read
Der Kanadier lacht im Ziel. Nach seinem dürftigen Saisonstart gelingt ihm ein ordentlicher Auftritt – nicht mehr, aber auch nicht weniger. 1,45 Sekunden Rückstand auf Odermatt und Zwischenrang 14.
Stefan Rogentin
Gestern wurde der Bündner im Super-G Fünfter. Und oben zeigt er eine richtig starke Fahrt. Dann verliert Rogentin etwas Zeit, aber er reiht sich mit knapp sieben Zehntel Rückstand auf Zwischenrang 7 ein. Das war sehr solide.
Stefan Babinsky
Wir sehen, wie Marco Odermatt im Ziel lacht. Das war wirklich eine sehr starke Fahrt. Sicher sein kann er sich aber seines Sieges noch nicht, weil in Gröden die Bedingungen rasch ändern können, was auch Athleten mit hohen Startnummern noch Chancen auf den Sieg eröffnet.
Stefan Babinsky wird aber Odermatt nicht gefährlich. Der Österreicher verliert zwei Sekunden auf den Schweizer. Österreich bis jetzt mit den Rängen 15 und 17, es droht eine Schlappe.
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