Dorfleben WädenswilJunge Poeten verzaubern Publikum
Neun Teilnehmende traten zum Wädi-Slam an. Verena Rieger und ihr humorvoller Blick auf das Erwachsenwerden siegten.

Unlängst fand der Wädi-Slamder der Lesegesellschaft Wädenswil im Theater Ticino statt. Es war der 16. Poetry-Slam. Neun Poetinnen und Poeten kämpften um die Gunst des Publikums. Gudi Langhart (Lesegesellschaft) eröffnete den Abend passend mit einer gereimten Einführung. Jens Engelhardt führte mit viel Charme durch den Abend. Drei Dreiergruppen wurden ausgelost. Aus jeder klatschte das Publikum eine Performance in den Final.
Lukas Becker trat mit einem eher melancholischen Text über Verlust und Zukunftshoffnung gegen «Vive le Charme» an, der eine Hommage an Peter Bichsel vortrug. Worte gegen das Fomo-Konzept (Fear of Missing Out), die «Angst etwas zu verpassen» sicherten Olivia Elger den Finalplatz.
In der zweiten Gruppe regte Marius Portmann das Publikum zu einem Gedankenexperiment an: Wie wäre es, wenn in einer Kältezeit mit «Staus fürs Klima» für wärmere Zeiten gekämpft werden müsste? Darauf verwirrte «J-Man» mit regelwidrig verwendeten Wörtern. So sei ihm «die Leber Wurst» und zum Abschluss liess mit «Ente gut, Aale gut. – Malzeit!» Alva Mathis die Langeweile der Medien nachfühlen.
Nach der Pause gab Vera Rieger bekannt, dass mit 25 Jahren klar werde, was man mit 20 falsch entschieden habe. Florian Thalmann sinnierte über den Suizid und überlegte sich, was im Himmel dann wohl besser liefe. Als dritte der Gruppe rief Bernadette Brusa dazu auf, moralische Werte zu verteidigen, fest mit den Füssen auf dem Boden stehend.
Ehrliche Reflexion
Im Final musste sich der Text von Olivia über das schwere Blauwalherz, im weiten Meer Freiheit und Leichtigkeit suchend, gegen «J-Man» bewähren, der zum «Umdenken» aufrief: «Wir haben das Wasser bis zum Hals.»Am Ende jedoch gefiel der dritte Finaltext von Vera Rieger, worin sie ihre Zukunftswünsche als 13-Jährige mit jenen der jungen Erwachsenen verglich, am besten. Damals hoffte sie: «Ach, wäre ich doch die schönste Frau der Welt.» Die Töfflibuben und die Abgasgerüche bedeuteten ihr noch das wahre Leben. Heute aber will sie keine Vergleiche mehr und keine «informierte Insta-Idiotin» mehr sein.
Zum Schluss des legendären Poetry-Slams gab es für alle Slam-Poetinnen und -Poeten einen grossen Applaus.
Dieser Artikel ist Teil der Rubrik «Dorfleben». In dieser Rubrik veröffentlichen wir eingesandte Texte von Vereinen und anderen nicht kommerziellen Organisationen, die von Aktivitäten in ausgewählten Regionen handeln. Das Angebot ist kostenlos – ein Anspruch auf Publikation besteht nicht. Sie möchten einen Text einsenden? Zu den Regeln und dem entsprechenden Kontakt.
Fehler gefunden?Jetzt melden.