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Entscheid der Nationalbank
Leitzins wird erneut erhöht – aber wie stark?

Bisher die Inflation recht gut im Griff: Präsident Thomas Jordan und die SNB stehen vor einem heiklen Entscheid.

Für die Ökonomen stellt sich die Frage nach dem weiteren Zinsschritt, weil die Schweizerische Nationalbank (SNB) diesmal ihre Entscheidung zwar nach der US-Notenbank Fed, aber noch vor der Europäischen Zentralbank EZB treffen muss. 

Gerade die Position vor der EZB macht die Situation für die SNB nicht einfacher. Denn fällt der Zinsschritt im Vergleich zu Europa zu klein aus, könnte dies zu einer aktuell unerwünschten Frankenabwertung und damit zum Import der europäischen Inflation führen.

Auf der anderen Seite spielt auch der Entscheid des Fed durchaus eine Rolle. Sollte dieses am Vorabend seine Leitzinsen lediglich um einen halben Prozentpunkt erhöhen, also um 50 Basispunkte, könne das für die SNB möglicherweise «das Zünglein an der Waage sein», um sich für einen kleineren Zinsschritt zu entscheiden, denkt VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel.

SNB hat Inflation besser im Griff

Immerhin rennt die SNB im Gegensatz zur EZB nicht der Inflation hinterher. «Sie toleriert bereits seit letztem Jahr eine gewisse Frankenaufwertung, um die importierte Inflation zu dämpfen», heisst es von Martin Neff, Chefökonom bei Raiffeisen Schweiz.

Zudem zeige die mittelfristige Inflationsprognose der SNB – auch ohne weitere Zinserhöhungen – kein Überschreiten des Inflationszielbands von 0 bis 2,0 Prozent an. Für eine Beschleunigung der Zinsnormalisierung gebe es entsprechend keinen Grund, so Neff. Allerdings wollten die Währungshüter wohl präventiv nachlegen, um sicherzugehen.

«SNB-Präsident Thomas Jordan hält eine Erhöhung im Dezember für sehr wahrscheinlich – was für einen Notenbankchef schon eine sehr konkrete Aussage ist», sagt Neff. Ein weiterer Schritt um 50 Basispunkte auf dann 1,0 Prozent erscheine ihm am wahrscheinlichsten. «Danach könnte dann bereits Schluss sein.»

Auch die Graubündner Kantonalbank erwartet einen solchen Zinsschritt. Denn die SNB werde den jüngsten Inflationsrückgang berücksichtigen, so die Experten. Da die Inflation Ende nächsten Jahres wohl innerhalb des Zielbandes liegen werde, dürften die Leitzinsen 2023 unverändert bleiben. Die Experten von Pictet erwarten nach der Erhöhung im Dezember hingegen einen weiteren Schritt der SNB im März um nochmals 50 Basispunkte. Dann erst werde eine Zinspause eingelegt.

Mehr als ein halber Prozentpunkt ebenfalls möglich

Andere Ökonomen schliessen hingegen einen deutlicheren Zinsschritt um 75 Basispunkte am Donnerstag nicht aus, wie etwa VP Bank-Experte Gitzel. Denn die Inflation liege mit 3 Prozent zwar im internationalen Vergleich sehr tief, aber dennoch über den SNB-Zielen. Zudem sei das Leitzinsniveau mit 0,5 Prozent noch immer sehr niedrig.

«Uns ist aber durchaus bewusst, dass dies eine knappe Sache werden könnte», sagt Gitzel. Gleichzeitig wolle die SNB aber sicherlich nicht deutlich hinter die grossen Notenbanken zurückfallen. Daher rechnet er fest mit weiteren Zinsanhebungen im kommenden Jahr. «Ein Leitzinsniveau von 2 Prozent erscheint uns als Zielmarke durchaus realistisch», so Gitzel.

Auch die ZKB rechnet mit einer «aggressiveren» SNB als heute gemeinhin am Markt angenommen. Denn trotz des jüngsten Rückgangs der Jahresteuerung in der Schweiz sei das Risiko einer neuerlich anziehenden Inflation gross, erklären die Experten um Simon Lustenberger. Dazu komme das Risiko einer zusätzlich importierten Inflation.

Franken als Inflationsschutz

Als Schutz davor biete sich eine Aufwertung des Frankens an, ergänzt ZKB-Chefökonom David Marmet. Diese könne die SNB, falls nötig, durch Devisenkäufe beschleunigen.

Insgesamt geht Marmet davon aus, dass die SNB zweigleisig fahren wird und den Leitzins im Dezember um «mindestens» einen halben Prozentpunkt anheben wird. Aus Kosten-Nutzen-Überlegungen sei aber auch eine Erhöhung des Leitzinses um 75 Basispunkte möglich.

SDA/fal