Mangel an Lehrpersonen in ZürichLehrkräfte ohne Ausbildung bekommen Soforthilfe
An Zürcher Volksschulen können im kommenden Schuljahr auch Personen ohne Fachwissen unterrichten. Die Bildungsdirektion will sie unterstützen.
Die Zürcher Bildungsdirektion reagiert auf den schweizweiten Fachkräftemangel bei Lehrpersonen: Um Schulen mehr Flexibilität bei der Besetzung offener Stellen zu geben, dürfen ab kommendem Schuljahr auch geeignete Personen ohne anerkanntes Diplom unterrichten.
Die Anstellung unter diesen Bedingungen ist nur auf ein Jahr befristet. Da die Bildungsdirektion aber davon ausgeht, dass der Mangel an Lehrpersonen auch in Zukunft bestehen bleibt, ergreift sie flankierende Massnahmen. Ziel sei es, die Schulen langfristig zu entlasten, teilt sie in einer Medienmitteilung vom Donnerstag mit.
Neue Kurse an der PHZH
Die Pädagogische Hochschule Zürich (PHZH) bietet spezielle Kurzkurse für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger ohne Diplom an. Sie erhalten dabei eine Einführung in das Zürcher Schulwesen, lernen den Berufsauftrag von Lehrpersonen kennen und erhalten Unterstützung bei der Vorbereitung und Planung ihres Unterrichts.
Individuelle Coachings
Ebenfalls an der PHZH können Quereinsteigende individuelle Coachings in Anspruch nehmen. Mit diesem Angebot sollen Schulen bei der Integration und Begleitung der unterrichtenden Personen unterstützt werden.
Längerfristige Perspektiven
Die Aufnahme in die Ausbildung der PHZH wird für all jene erleichtert, die ab kommendem Schuljahr ohne Diplom unterrichten. Damit will die Bildungsdirektion den Neueinsteigenden eine längerfristige Perspektive zum Verbleib im Schulbetrieb bieten. Voraussetzung sei, dass sie sich «bei ihrem Einsatz in der Schule bewähren».
Anrechnen bisheriger Ausbildungen
Personen, die bereits über Berufserfahrung in bildungsnahen Bereichen oder über einen Universitätsabschluss verfügen, soll die absolvierte Ausbildung bei der Weiterbildung an der PHZH angerechnet werden.
Unterricht während der Ausbildung
Wer bereits an der PHZH studiert, erhält die Möglichkeit, berufsbegleitend zu unterrichten oder das Studium für ein Jahr zu unterbrechen, um Unterricht zu erteilen. Ausserdem wird gemäss Bildungsdirektion ein weiterer Ausbau der Anzahl Studienplätze an der PHZH angestrebt.
Kritik des Lehrerverbandes
Der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband (ZLV) übt in einer Medienmitteilung Kritik an den Massnahmen. Der Verband anerkennt zwar die Entlastung der Schulen durch unterrichtende Personen ohne Diplom, «damit macht die Bildungsdirektion etwas richtig.» Insgesamt würden dadurch aber nur Symptome bekämpft.
Das Grundproblem sei die permanente zeitliche Überlastung der Lehrpersonen im Kanton Zürich. Dagegen brauche es langfristig wirksame Massnahmen im Berufsauftrag, so der Tenor. Den in den letzten Tagen für die Attraktivität des Lehrberufs oft diskutierten Faktor Lohn bezeichnet der Verband hingegen als nicht massgebendes Problem.
Auch die Gewerkschaft der Staatsangestellten VPOD äussert sich in einem Communiqué zu den Massnahmen des Kantons. Der Mangel an pädagogischen Fachkräften rühre nicht daher, dass sich weniger Menschen für diese Berufsrichtung entscheiden, sondern dass viele vorzeitig wieder abwandern oder ihr Pensum reduzieren. Das wirkungsvollste und nachhaltigste Mittel dagegen seien attraktive Arbeits- und Anstellungsbedingungen und eine stärkere Entlastung der Lehrpersonen.
tif
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