Versteigerung der Superlative70’000 Franken für den ungewöhnlichen Lego-Fund
Am Montagabend ist die Versteigerung der rund 600 Schachteln mit Lego-Sets zu Ende gegangen. Welches Set am meisten einbrachte, welches enttäuschend wenig – hier sind die wichtigsten Ergebnisse.
Lego-Experten hatten die Entdeckung im Vorfeld als «Jahrhundertfund» bezeichnet. Das Ustermer Konkursamt hatte in einem abgeschlossenen Keller rund 600 Schachteln mit Lego-Sets aus den Jahren 1956 bis 2021 gefunden. Viele davon sind noch ungeöffnet.
Der ehemalige Besitzer war verstorben und leicht verschuldet. Weil die Erbberechtigten das Erbe ausgeschlagen hatten, versteigert die Fuchs Liquidation GmbH die Sammlerstücke. Am Montagabend ist die Versteigerung der ersten 150 Lego-Sets zu Ende gegangen.
Die wichtigsten Zahlen und Fakten zur Versteigerung
150 von 600 Sets: In der ersten Verlosungswelle wurden 150 sogenannte Lose mit Lego-Sets versteigert. Eine zweite Welle folgt noch vor Weihnachten, die dritte ist im Frühling geplant. Insgesamt besteht die Sammlung aus 600 Sets. Sie füllten fünf VW-Busse.
Rund 70’000 Franken: So viel hat die Verlosung bisher eingebracht. Auf jeden gebotenen Franken mussten die Bietenden 6 Prozent als Aufgeld der Fuchs Liquidations GmbH bezahlen. Hinzu kommt noch die Mehrwertsteuer. Was die Liquidationsfirma ihrerseits dem Ustermer Konkursamt für die Sammlung bezahlen muss, werden die beiden Parteien noch aushandeln. Eine seriöse Schätzung war bisher nicht möglich. Das Konkursamt wird mit dem Geld die Gläubiger auszahlen. Der Rest des Geldes fliest dann an die Erben – obwohl diese das Erbe ausgeschlagen haben. Die Fuchs Liquidations GmbH wird mit ihrem Anteil die Kosten für die Sichtung und die Versteigerung decken und daran auch etwas verdienen.
Das teuerste Set
Die Garage mit automatischem Tor, das Lego 236 aus dem Jahr 1956, gilt als erstes Lego-Set überhaupt. Es wurde noch originalverpackt und ungeöffnet versteigert. Entsprechend hoch war auch der Preis: Die Person, die am meisten dafür bot, bezahlte am Ende 7000 Franken. Das Set enthält 69 einzelne Teile – das macht fast 100 Franken pro Lego-Stein. Zusammen mit der Mehrwertsteuer und dem Aufgeld von 6 Prozent, das alle Käuferinnen und Käufer dem Auktionshaus bezahlen müssen, musste die oder der Meistbietende gar fast 8000 Franken bezahlen.
Das günstigste Set
Mit bloss 29 Franken am wenigsten Geld brachten zwei Lego-Sets ein. Es handelt sich dabei um einen Mini-Gabelstapler und einen Kompaktlader. Dazu gabs noch sechs alte Lego-Prospekte und -Bauanleitungen. Den Preis tief gehalten haben dürfte dabei auch, dass die Verpackung des Gabelstaplers eine grosse Delle aufweist.
Die grösste Überraschung
Die Fabuland-Serie von Lego hat in der Schweiz eigentlich nicht so viele Fans. Dies sagte Michael Strasser, der die Lego-Ausstellung «Brixpo» in Uster organisiert, gegenüber «Watson». Dennoch wurden für das neue Haus von Bonnie Bunny, einen Vergnügungspark und eine Fabuland-Schallplatte 800 Franken bezahlt. Damit liegt das Gebot noch in den Top 20 der höchsten Gebote. Dafür waren insgesamt 78 Gebote eingegangen, wobei ein Lego-Fan mehrere Angebote einreichen konnte. Gut möglich, dass hier jemand seine Sammlung vervollständigen wollte.
Die grösste Enttäuschung
Experten hätten erwartet, dass die Monorail für viel Geld über den virtuellen Ladentisch gehen würde. Stefan Bommeli, Mitglied des Schweizer Lego-Vereins aus dem Zürcher Oberland, nannte die Monorail aus dem Jahr 1987 bei «Watson» einen «absoluten Knaller». Sie wurde ungeöffnet in der Originalverpackung angeboten. Er rechnete damit, dass sie für etwa 3300 Franken verkauft werden würde. Sie ging schliesslich für nur 2710 Franken weg. In der Endabrechnung belegte die Monorail immerhin noch den dritten Platz der teuersten Gebote.
Kuriose Stücke
Offenbar sorgten auch leere Verpackungen für Begeisterung. In mehreren Losen wurden insgesamt 129 leere Verpackungen versteigert. Sie brachten 2725 Franken ein. So bezahlte jemand etwa bei einem Los für 28 leere Packungen 1010 Franken.
Äusserst ungewöhnlich ist auch ein Lego-Spieltisch für Kinder aus den 1980er-Jahren. Es handelt sich um ein unbespieltes Ausstellungsmodell, das von der Lagerung leichte Spuren aufweist und im Originalkarton geliefert wird. Vergleichbare Tische sind im Internet kaum zu finden. Bei der Auktion ging der farbige Tisch für 1120 Franken weg.
Das überbezahlteste Set
Neben den vielen Raritäten wurden auch Lego-Sets versteigert, die noch immer weit verbreitet sind. So etwa die Krokodil-Lokomotive. Sie ist im regulären Onlinehandel für unter 200 Franken zu haben. Bei der Auktion zahlte jemand jedoch 401 Franken dafür.
Ähnlich erging es dem McLaren Senna GTR aus dem Jahr 2021. Es ist im Onlinehandel für etwas über 40 Franken zu haben – bei der Versteigerung bezahlte jemand 136 Franken.
Der Besitzer
Über den verstorbenen Besitzer der Lego-Sets ist wenig bekannt. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes machen die Beteiligten keine Angaben zu dem Mann. Nur so viel: Man vermutet, dass er wohl bei Lego gearbeitet hat und deshalb so viele originalverpackte Lego-Sets zu Hause hatte.
Auch über die neuen Besitzerinnen und Besitzer der bisher 150 versteigerten Sets ist wenig bekannt, geboten wurde anonym im Internet. Klar ist nur: Es durfte nur mittun, wer in der Schweiz einen Wohnsitz hat. Hätten sich weltweit Lego-Fans an der Auktion beteiligen dürfen, wären die Preise wohl noch höher gewesen.
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