Versteigerung in OtelfingenFans zahlen Tausende Franken für seltene Lego-Sets
Rund 600 Lego-Sets werden derzeit versteigert. Sie wurden bei der Räumung des Kellers eines Verstorbenen gefunden. Darunter gibt es auch viele Raritäten.
Im Industriegebiet von Otelfingen befindet sich derzeit ein Eldorado für Lego-Begeisterte. Von den ersten Lego-Sets überhaupt bis zu neueren Exemplaren basierend auf bekannten Lizenzen stapeln sich die Schachteln in den Räumlichkeiten der Firma Fuchs Liquidationen. Die riesige Sammlung zählt rund 600 Sets, ein erster Teil stand am Donnerstag zur Besichtigung zur Verfügung. Bis am Montag, 13. November, läuft die Versteigerung für die erste Tranche von 150 Sets. Für einzelne Sets werden bereits über 1000 Franken geboten.
Die Begeisterung über die imposante Sammlung steht auch Firmeninhaber Manfred Fuchs ins Gesicht geschrieben. «Wir hatten schon viele spezielle Restposten und Sammlungen, welche wir versteigern durften», sagt Fuchs. Auf der eigenen Plattform Liqwerk.ch hat das Otelfinger Unternehmen bereits etliche Räumungen für Konkursämter und Privatunternehmen durchgeführt. «Aber diese Sammlung ist schon etwas Besonderes.»
Ein Jahrhundertfund
Der «Jahrhundertfund», wie er von Szenekennern eingeschätzt wird, war erst kürzlich bei einer Räumung der Wohnung eines Verstorbenen in Uster zutage getreten. Das Konkursamt hatte einen Schlüssel gefunden, der die Kellertür eines benachbarten Gebäudes öffnete. Zwischen alten Waren und Müll hatte der ehemalige Besitzer die grösstenteils ungeöffneten Lego-Sets akribisch sortiert und gelagert.
Ein Gesamtpreis für die Sammlung lasse sich derzeit kaum einschätzen. Für die ersten 150 Sets wurde ein Mindestgebot von 10 Franken festgesetzt, für Raritäten waren es 50 Franken. Bei allen Sets hatten sich aber innerhalb kürzester Zeit mehrere Interessenten gemeldet. Das begehrteste Stück ist eine futuristische Einschienenbahn mit der Set-Nummer 6990. Für dieses wurden bereits über 2000 Franken geboten.
Ein besonders spektakulärer Fund ist dabei die Garage mit automatischem Tor und der Set-Nummer 236. «Das ist das erste offizielle Lego-Set überhaupt», erklärt Manfred Fuchs. Das Sammlerstück bestehend aus 69 Einzelteilen erschien 1956 auf dem europäischen Markt und kostete damals noch rund 5 Franken im Einzelhandel. Auf Liqwerk zählte es am Freitag bereits 80 Gebote, das höchste davon für 1560 Franken. Die Garage hat es auch Fuchs angetan, der selbst aber nicht für die Sets bieten darf, wie er mit einem Schmunzeln betont. «Die alten Produkte, die eine nahezu heile Welt darstellen, haben einfach einen gewissen Charme», sagt er.
Die allerersten Lego-Sets
Seit Wochen ist das Team um Fuchs damit beschäftigt, die Schachteln zu inventarisieren und Einträge für die Auktion zu schreiben. Fuchs und seine Angestellten hatten sich in die Materie eingelesen und über die Szene informiert. Jedes Los, wie im Fachjargon ein Verkaufsobjekt genannt wird, erhalte dabei eine Nummer und werde nach verschiedenen Kriterien bewertet, erklärt Silvia Fuchs. «Die Sammler legen einen besonders grossen Wert darauf, wie der Zustand der Verpackung ist», sagt sie.
Dies wirke sich stark auf den Wert eines Sets aus, was auch beim Inventarisieren zu beachten sei. Damit die Verpackungen nicht beschädigt werden, werden keine Etiketten direkt auf den Karton geklebt. Stattdessen wird jedes einzelne Set mit einem Streifen aus Klarsichtfolie umhüllt, damit auf diesem dann die Etikette befestigt werden kann.
In gutem Zustand
Viele Sets seien heute nur in «bespielter» Form auf dem Markt erhältlich. Das heisst, sie wurden bereits geöffnet und zusammengebaut. Ungeöffnete Sets seien deutlich beliebter. Noch höher seien die Preise bei verschweissten Produkten, erklärt ein Sammler, der in Otelfingen die Sammlung besichtigte. «Ein verschweisstes Set erreicht auf dem Markt schnell das Zehnfache des Verkaufspreises», erklärt er.
Manfred Fuchs war selbst überrascht über den guten Zustand der Sammlung. Gerade weil der restliche Inhalt des Kellers, den er geräumt hatte, von eher niedrigem Wert war. «Die Legos waren aber sehr sorgfältig in mehreren Bananenschachteln eingeordnet.» Über den verstorbenen Besitzer lasse sich nur spekulieren, sagt Fuchs. Dass er ein Angestellter von Lego war, wie in den Medien spekuliert wurde, hält er aber für eher unwahrscheinlich. «Viele der Sets haben immer noch die Preisetiketten», sagt er. Weil diese auf viele verschiedene Warenläden zurückzuführen seien, lasse sich schliessen, dass der verstorbene Besitzer die Sets privat erworben habe.
Nach Abschluss der ersten Phase der Auktion wird auf der Website von Fuchs Liquidationen die nächste Tranche ausgeschrieben.
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