Ski-WM: Riesenslalom der FrauenGut-Behrami knapp an Bronze vorbei – Rast irritiert von sich übergebender Gegnerin
Die Tessinerin wird in ihrem letzten WM-Rennen Fünfte. Federica Brignone siegt überlegen. Und Rast vergeht vor dem 2. Lauf der Appetit.
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Als Federica Brignone im Zielraum von Saalbach vor das Mikrofon tritt, wirkt sie noch etwas durch den Wind. Es ist ja auch erst wenige Minuten her, seit sie unten angekommen ist nach einer überragenden Fahrt auch in diesem zweiten Lauf des Riesenslaloms, mit dem sie sich WM-Gold sichert.
Jetzt also steht die quirlige Italienerin da und sagt: «Ich hatte das Gefühl, ich sei langsam unterwegs, deshalb sagte ich während der Fahrt immer wieder zu mir, ich müsse mich bewegen.» Nun, die 34-Jährige aus Mailand mag an diesem Donnerstag vieles sein. Nur: Langsam ist sie bestimmt nicht.
Den ersten Lauf hat sie dominiert, war um 67 Hundertstel schneller als die Neuseeländerin Alice Robinson. Und als diese eine brillante Fahrt in den Schnee von Saalbach gezaubert hat und die Schnellste überhaupt gewesen ist, legt Brignone noch einen drauf und fährt erneut Laufbestzeit. Robinson holt letztlich mit neun Zehnteln Rückstand Silber. Paula Moltzan auf dem Bronze-Platz? Verliert 2,62 Sekunden.
Es ist eine Machtdemonstration der Frau, die auch im Gesamtweltcup führt. Eigentlich, so betont das Brignone immer wieder, würde ihr der Triumph in dieser Wertung deutlich mehr bedeuten als eine Medaille an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen, «weil es da nur um die Form an einem Tag geht». Doch an diesem Tag im Salzburgerland, da sind diese Worte schnell vergessen. «Es war der grösste Traum meiner Karriere, einen WM-Riesenslalom zu gewinnen», das sagt sie nun. «Es ist unglaublich, es war ein Stress, echt anstrengend. Ich war auch nervös, aber ich konnte mich konzentrieren und es ist aufgegangen.»
Für Brignone ist es die fünfte WM-Medaille insgesamt, die zweite goldene nach dem Sieg in der Kombination von Méribel 2023 und die zweite in Saalbach nach Silber im Super-G eine Woche davor. Es dürfte für sie, die mit ihrem Bruder Davide als Trainer durch die Skiwelt reist und meist auch mit ihm das Hotelzimmer teilt, nach dem Sieg im Gesamtweltcup 2020 die wichtigste Auszeichnung überhaupt sein.
Zum Abschluss steckt Vater Pauli Gut auch noch den Lauf
Der Riesenslalom gilt als Basisdisziplin des alpinen Skisports und ist entsprechend die meistumkämpfte Sparte. Schon Lara Gut-Behrami, die sich 2021 in Cortina d’Ampezzo zur Riesenslalomweltmeisterin krönte, hatte bei diesem Triumph besonders viele Emotionen.
An diesem Donnerstag fährt die Tessinerin ihr letztes WM-Rennen überhaupt, in Crans-Montana 2027 wird sie nicht mehr dabei sein, das gab sie vor diesen Titelkämpfen in Saalbach bekannt. Und der letzte Auftritt auf einer WM-Bühne ist für die 33-Jährige ein ganz spezieller. Kurssetzer des ersten Laufs ist ihr Vater und Trainer Pauli Gut.
Das Rennen endet dann nicht mit dem grösstmöglichen Happy End für sie. Gut-Behrami wird Fünfte, gerade einmal sechs Hundertstel fehlen auf den Bronze-Platz der Amerikanerin Paula Moltzan. «Schade, diese sechs Hundertstel wären dringelegen», sagt Gut-Behrami. «Aber vielleicht bin ich im Moment auch einfach nur froh, dass es vorbei ist mit der ganzen WM-Geschichte.» An Titelkämpfen werde immer von «Enttäuschung» geredet, sobald die Top 3 verpasst worden seien, sagt Gut-Behrami. Wäre dieser Riesenslalom hingegen ein Weltcuprennen gewesen, hätte sie vielleicht gedacht, dass sie mehr hätte herausholen können, «aber ich hätte nichts von einer Enttäuschung gehört».
Dieses Alles oder nichts, Medaille oder eben nicht, dieses ständige Gerede von «Enttäuschung» sei belastend gewesen in all den Jahren, «das merke ich erst jetzt», sagt Gut-Behrami, die 2009 in Val-d’Isère ihre erste WM erlebte. Es sei schade, würden Leistungen meist negativ bewertet, «ich bewundere Athletinnen, die nie auf dem Podest standen und doch eine grosse Leidenschaft haben. Im Sport gibt es nicht nur Emotionen, wenn man gewinnt. Das ist mir mit den Jahren immer mehr bewusst gewesen».
An Olympia 2026 will Gut-Behrami noch fahren
Ganz vorbei ist es allerdings noch nicht mit der Bewertung nach Medaillen für Gut-Behrami. 2026 will die Tessinerin, die mit Ehemann und Ex-Fussballer Valon Behrami im norditalienischen Udine wohnt, in Mailand und Cortina d’Ampezzo noch Olympische Spiele in ihrer Wahlheimat erleben.
Gut-Behrami ist auch bei ihrem letzten WM-Rennen die beste Schweizerin. Camille Rast verpasst als Elfte die Top 10 nur knapp. Allerdings erlebt die Walliserin auch ein spezielles Rennen. Im ersten Lauf ist direkt vor ihr die für Albanien startende Italienerin Lara Colturi an der Reihe. Sie muss sich vor Nervosität im Starthaus übergeben – es irritiert Rast so sehr, dass sie nicht in den Lauf findet. Gegenüber SRF sagt sie: «Es wurde mir schlecht, ich habe das Beste gegeben, aber es war nicht optimal. Ich bin sehr sensibel, das war nicht gut. Vor dem zweiten Lauf werde ich sicher nichts essen.» Immerhin macht sie in diesem noch zwei Plätze gut.
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Startnummer 29 – Estelle Alphand
Die Tochter des einstigen Gesamtweltcup-Siegers Luc Alphand reiht sich noch hinter Gisin auf Rang 27 ein. Der Vater nimmt es im Ziel mit einem Achselzucken hin.
Startnummer 28 – Michelle Gisin
Ihre Saison? Ein einziger Knorz! Und auch die WM in Saalbach wird nicht zum Befreiungsschlag. Nach der Enttäuschung im Super-G und der verpassten Qualifikation für die Abfahrt missglückt ihr auch der Riesenslalom. Es reicht für Platz 26. Im Slalom vom Samstag wird Gisin nicht starten.
Startnummer 27 – Katie Hensien
Die Amerikanerin glänzte im Slalom der Teamkombination mit der viertbesten Zeit. Nun aber muss sich sie sich mit Platz 23 begnügen.
Startnummer 26 – Ana Bucik Jogan
Die Slowenin, die letztes Jahr einen Profifussballer geheiratet hat, muss sich mit Platz 22 zufrieden geben.
Startnummer 25 – Britt Richardson
Schade, denn das Talent aus Kanada ist lange gut unterwegs. Dann begeht Richardson einen grossen Fehler und fällt auf Platz 18 zurück. Sie liegt direkt hinter Wendy Holdener.
Startnummer 24 – Maryna Gasienica-Daniel
Die Polin lag zuletzt mehrere Tage krank im Bett. Insofern ist ihr Rückstand von 4,4 Sekunden halbwegs erklärbar.
Startnummer 23 – Neja Dvornik
Rang 20 für die Slowenin, die im Ziel frustriert die Stöcke wegwirft.
Einschätzung von Camille Rast
Gegenüber SRF sagt die Walliserin: «Der Schnee ist anders als bei der Besichtigung. Aber ich habe auch grosse Fehler gemacht, war nicht gut im Lauf drin. Ich hoffe, ich kann im zweiten Lauf dann von der guten Nummer profitieren. Ich fühlte mich aber auch schon vor dem Rennen nicht gut, weil Lara Colturi im Starthaus gleich neben mir erbrechen musste. Mir wurde dann gleich schlecht, ich bin da sehr sensibel. Mich hat dass alles irritiert, es war ein schwieriger Moment. Zwischen den Läufen werde ich sicher nichts essen.»
Startnummer 22 – Clara Direz
Dürrs Topfahrt vor einigen Minuten bleibt wohl die Ausnahme. Denn: Auch Direz fährt der Konkurrenz hinterher und verliert deutlich über drei Sekunden.
Startnummer 21 – Stephanie Brunner
Die Österreicherinnen konnten häufig auf der WM-Piste trainieren. Aber irgendwie wirken sie heute ein wenig übermotiviert und scheinen sich zu verkrampfen. Brunner büsst viereinhalb Sekunden ein und reiht sich ganz hinten im Klassement ein.
Startnummer 20 – Lena Dürr
Chapeau, Lena Dürr. Die Slalom-Spezialistin aus Deutschland hält den Schaden in Grenzen und wird mit 1,89 Sekunden Rückstand Siebte. Das war die beste Fahrt seit langer Zeit. Mit Abstand!
Startnummer 19 – Kajsa Lie
Im Super-G holte sie Bronze, die WM wird sie also sowieso in guter Erinnerung behalten. Zuletzt ist die Norwegerin im Riesenslalom immer stärker geworden, nun aber ist sie chancenlos und wird 15.
Startnummer 18 – Katharina Liensberger
Solide Fahrt der Österreicherin, als erste Fahrerin seit einiger Zeit verliert sie weniger als drei Sekunden. Das reicht für Platz 11, die Medaillenränge aber sind wohl ausser Reichweite.
Startnummer 17 – Wendy Holdener
Silber im Teamevent, Silber mit Lara Gut-Behrami in der Teamkombination – die WM hat für die Schwyzerin äusserst stark begonnen. Im Riesenslalom sind ihre Erwartungen nicht allzu hoch. Mit dreieinhalb Sekunden Rückstand wird sie 14. Aber wie bereits erwähnt, die Piste scheint auch nicht mehr allzu viel zuzulassen.
Startnummer 16 – Valérie Grenier
Im letzten Abfahrtstraining stürzte sie, die Schmerzen aber sind abgeklungen. Doch auch die Kanadierin zeigt ein Rennen, das sie schnell vergessen will. Ihr Rückstand: Über vier Sekunden!
Startnummer 15 – Mina Fuerst Holtmann
Die Luft ist schon ein wenig draussen in diesem ersten Lauf. Auch die Norwegerin kann nicht ansatzweise mit den Besten mithalten, sie fährt auf Zwischenrang 11 – zeitgleich mit Camille Rast.
Startnummer 14 – AJ Hurt
Die Teamkombination durfte sie mit Lindsey Vonn bestreiten, das Duo aber konnte nicht in den Medaillenkampf eingreifen. Hurt, die seit Wochen unter starken Nackenbeschwerden leidet, verliert ebenfalls enorm viel Zeit (+3,33 Sekunden). Und wir fragen uns: Sind auf dieser Piste überhaupt noch ansprechende Zeiten möglich?
Startnummer 13 – Marta Bassino
2020/2021 gewann die Italienerin den Riesenslalom-Weltcup, derzeit aber läuft bei ihr schief, was schieflaufen kann. Es passt, scheidet sie auch im WM-Rennen aus.
Startnummer 12 – Camille Rast
Im ersten Sektor ist die Schweizerin genau gleich schnell wie Brignone, danach hängt sie an einer Torstange an und begeht beinahe einen Innenskifehler. Rasts Lauf missglückt total, sie verliert deutlich über drei Sekunden und ist Letzte. Das wars mit den Medaillenchancen.
Startnummer 11 – Lara Colturi
Die für Albanien startende Italienerin war zuletzt krank, die Vorbereitung aufs WM-Rennen war alles andere als optimal. Der achte Zwischenrang ist für das 18-jährige Ausnahmetalent eine Enttäuschung.
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