Zurück nach dem AbsturzLanglauf-Ikone Petter Northug plant Comeback – und fordert Cologna heraus
Der Norweger hörte 2018 auf, hatte Drogenprobleme und sass im Gefängnis. Nun will der 39-Jährige die nächste Olympia-Medaille gewinnen. Wie das gehen soll, verrät er im Gespräch.
Er war der Star des Langlaufsports, dazu Badboy, Exzentriker, Sprintwunder, Fanliebling: Petter Northug. 13-mal gewann er Gold an Weltmeisterschaften und vier Medaillen an Olympischen Spielen. Und er lieferte sich etliche epische Duelle mit Dario Cologna.
2018 trat Northug zurück, er hatte genug vom Hype um seine Person. Doch nach dem Rücktritt kam der Absturz, mit Drogenexzessen, Autounfällen und einem Gefängnisaufenthalt. Am Tiefpunkt angelangt, fand er den Sinn seines Lebens wieder: das Langlaufen und die tägliche Schinderei im Training sowie an Wettkämpfen. Northug trat vorwiegend bei Langdistanzrennen im klassischen Stil an, doch nun will er auf die ganz grosse Bühne zurückkehren.
Das Problem dabei: Die Dichte an Spitzenläufern ist im norwegischen Verband so hoch, dass er kaum Chancen auf eine Wiederaufnahme in den Nationalkader hat. Zwar wurde der 39-Jährige jüngst bei den norwegischen Meisterschaften im Einzelstartrennen starker Achter, doch sein Traum von einer Teilnahme an der Heim-WM in Trondheim (27. Februar bis 9. März) wurde nicht erfüllt.
Darum sucht Northug nun nach einer anderen Lösung. Und er ist dafür sogar bereit, seinem Land den Rücken zu kehren. Gespräche mit dem österreichischen Skiverband laufen, was der ÖSV der Nachrichtenagentur APA bestätigte. Eine Entscheidung soll Anfang März kommuniziert werden.
Was erhofft sich die einstige Langlauf-Ikone von diesem verrückten Comeback-Versuch?
Petter Northug, man hat Sie im Engadin beim Training mit Johannes Klaebo gesichtet, dem besten Langläufer der Welt. Sie meinen es also ernst mit dem Comeback?
Ja, klar! Mir ist bewusst, dass das viele Leute für einen Scherz halten. Aber es ist mein totaler Ernst. Ich bin motiviert und möchte noch mal an zwei grossen Meisterschaften teilnehmen.
Aber Sie sind bereits 39 und haben gerade eine Absage für die WM in Trondheim erhalten.
Ja, Trondheim ist abgehakt für mich. Meine Chance lag bei einem Prozent, dass ich zusammen mit Johannes im Teamsprint hätte starten können. Es war ein Traum, und meine Fans wollten es unbedingt. Mit dem achten Platz an den norwegischen Meisterschaften kam zusätzlich Hoffnung hoch, doch es sollte nicht sein. So ist das Leben.
Nun ist zu hören, dass Sie einen Nationenwechsel zu Österreich anstreben. Sie wollen dieses Comeback also um alles in der Welt erzwingen?
Der österreichische Verband und ich sind im Dialog, aber ich kann nicht gross darüber reden. Was ich sagen kann: Im November fanden die ersten Gespräche statt, und die Entscheidung sollte in den nächsten Wochen kommuniziert werden. Es ist ein komplizierter Prozess, aber ich tue alles dafür, dass ich an den Olympischen Spielen nächstes Jahr sowie an der WM 2027 in Falun starten kann.
Petter Northug im Tenü von Österreich: Würden Sie so nicht Ihr Heimatland betrügen?
Haben Sie nicht mitbekommen, was in den letzten zwei Jahrzehnten passiert ist? 2006 wurde ich nicht für die Spiele in Turin nominiert, obwohl ich es verdient gehabt hätte. Auch danach war es mit dem Verband oft schwierig, was dazu geführt hat, dass ich meinen eigenen Weg gehen musste. Seit meinem Rücktritt 2018 habe ich nichts mehr vom Verband gehört, ich war kein Teil mehr vom Profi-Langlaufsport in Norwegen. Nun möchte ich denen zeigen, dass sie falschlagen. Dass ich immer noch extrem schnell langlaufen kann. Dass ich immer noch wichtig bin, auch wenn sie das nicht so sehen.
Was wäre Ihr Ziel an den Olympischen Spielen, falls der Nationenwechsel klappen würde?
Ich möchte um eine Medaille kämpfen. Das Rennen über die 50 Kilometer wird mein Fokus sein, auch ein Jahr später in Falun. Dafür muss ich meine Ausdauer verbessern, aber dabei darf ich nichts an Endgeschwindigkeit einbüssen. Daran arbeite ich jetzt.
Sie sind kürzlich bei einem Amateurrennen gegen Dario Cologna angetreten, die berühmte Alpe Cermis hoch – und haben deutlich verloren. Hat Sie diese Niederlage gegen Ihren Dauerrivalen von früher nicht zum Zweifeln gebracht?
Das war ja kein normaler Wettkampf, sondern ein Rennen eine Skipiste hoch. Das ist sicher nicht meine Stärke, auch während meiner Profi-Karriere war Dario auf dieser Strecke meist schneller als ich. In einem normalen Rennen würde ich Dario aber schlagen.
Sind Sie sicher? Cologna ist offenbar nach wie vor motiviert und hält sich fit.
Ich bin jederzeit zu haben für ein weiteres Rennen gegen Dario. Zu jeder Zeit, an jedem Ort auf einer normalen Strecke.
Sie sind 2018 am Engadin-Skimarathon angetreten, Cologna hat dieses Rennen bereits viermal gewonnen. Vielleicht wäre das der perfekte Anlass für ein weiteres Duell?
Absolut! «Dario gegen Petter, das letzte Rennen.» So werden wir es nennen. Die Verantwortlichen sollen das organisieren und mir Bescheid sagen. Ich bin motiviert und immer bereit für Dario!
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