Labour-Triumph in England Tories erleiden schwere Verluste bei den Kommunalwahlen
Laut ersten Ergebnissen gewinnt die Labour-Partei Mehrheiten in Stadträten, in denen sie seit Jahrzehnten in der Opposition waren. Nach Auszählung eines Viertels der Sitze verloren die Konservativen 122 Mandate.
Die britischen Konservativen haben bei den Kommunalwahlen deutliche Verluste eingefahren. Laut ersten Ergebnissen vom Freitag gewann die oppositionelle Labour-Partei Mehrheiten in Stadträten, in denen sie seit Jahrzehnten in der Opposition war. Nach Auszählung etwa eines Viertels der 2661 zur Wahl stehenden Sitze verloren die Konservativen 122 Mandate, während Labour 52 hinzugewann. Auch Liberaldemokraten und Grüne legten leicht zu. Ausserdem siegte Labour in einer Nachwahl zum Unterhaus.
Bei der Abstimmung am Donnerstag entschieden die Wählerinnen und Wähler darüber, wer in den kommenden Jahren für viele Bereiche ihres täglichen Lebens zuständig sein wird, von der Müllabfuhr über die Strasseninstandhaltung bis zur örtlichen Kriminalitätsbekämpfung. Die Wahl galt aber auch als Stimmungstest für die Parlamentswahl, die spätestens im Januar abgehalten werden muss. Umfragen sehen Labour weit vor den Tories unter Premierminister Rishi Sunak. Die Kommunalwahlen schienen dies zu bestätigen.
Labour gewann unter anderem in Regionen, die bei der Brexit-Volksabstimmung 2016 in hohem Masse für den Austritt Grossbritanniens aus der EU gestimmt hatten, wie Hartlepool im Nordosten Englands und Thurrock im Südosten. Ausserdem siegte die Partei in Rushmoor, wo sie noch nie eine Mehrheit hatte. Die übrigen Ergebnisse wurden bis Samstag erwartet. In London wurde mit einem Sieg von Labour-Bürgermeister Sadiq Khan gerechnet.
Labour-Chef Keir Starmer: «erdbebenartiger Sieg»
Ausserdem gab es eine Nachwahl für den Unterhaussitz von Blackpool South, den die Konservativen bei der Wahl 2019 Labour abgenommen hatten. Am Donnerstag holte sich Labour den Sitz zurück, wobei Labour-Kandidat Chris Webb mehr als dreimal so viele Stimmen erhielt wie sein konservativer Kontrahent, der wiederum nur knapp vor dem Kandidaten der Rechtspartei Reform U.K. auf den zweiten Platz kam. Labour-Chef Keir Starmer sprach von einem «erdbebenartigen Sieg». «Dies ist die einzige Wahl, bei der die Wähler die Chance hatten, den Konservativen von Rishi Sunak eine direkte Botschaft zu senden, und diese Botschaft ist ein überwältigendes Votum für den Wandel», sagte er.
Einziger Wermutstropfen für Labour waren Einbussen in Gebieten mit grossem muslimischem Bevölkerungsanteil. Dies gilt als Folge von Starmers stramm pro-israelischen Kurs im Gazakrieg.
Ob es bei den Konservativen kurz vor der Parlamentswahl eine Revolte zum Sturz Sunaks gibt, hängt vom Abschneiden der Partei in ihren Hochburgen ab. Dabei könnten die Bürgermeisterposten in Tees Valley und den West Midlands eine entscheidende Rolle spielen. Sollten die konservativen Amtsinhaber Andy Street und Ben Houchen bestätigt werden, bekäme Sunak womöglich eine Atempause. Verlieren sie, könnte es Ärger für den Premier geben. Sunak könnte einem Aufstand zuvorkommen, indem er damit droht, die Parlamentswahl bereits in den kommenden Monaten stattfinden zu lassen.
DPA/sme
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