AboUnruhen in FrankreichKylian Mbappé, der politische Leader
Nach dem Tod des 17-jährigen Nahel fordert die Fussball-Nationalmannschaft ein Ende der Gewalt. Ihr Wunsch nach Trauer und Dialog klingt nach einem, der selbst in der Banlieue aufwuchs.

Alle Aufrufe verhallen, alle Appelle zur Räson. Frankreichs Banlieues finden nicht zur Ruhe, von oben lässt sie sich nicht dekretieren. Weder vom Staatspräsidenten, der die Eltern beschwört, sie möchten ihre Kinder zuhause behalten. Und schon gar nicht vom massiven Aufgebot der Polizei und Gendarmen. Seit dem Tod von Nahel, dem 17-jährigen Gelegenheitskurier aus Nanterre bei Paris, durch die Schüsse eines Polizisten, wandeln sich die Nächte in den Vorstädten des Landes jeweils zu grossen, brennenden Gewaltbühnen. Junge, auch sehr junge Menschen greifen Polizeikasernen an, stecken Autos in Brand, plündern Geschäfte, Restaurants, Bars.
Nun haben auch die französische Fussballnationalmannschaft und ihr neuer Captain und Superstar Kylian Mbappé versucht, die Jugend der Banlieues zur Vernunft zu bringen – mit einem politischen, ganz offensichtlich behutsam redigierten Communiqué, und das ist ein recht erstaunlicher Vorgang. Früher haben sich die Bleus als Ensemble zurückgehalten mit politischen Stellungnahmen.