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Kunstwerke in Herrliberg
Zu viele wollten Christoph Blochers Bilder sehen

Gäste beim Betrachten der Bilder, anlässlich einer Ausstellung in der reformierten Kirche Herrliberg, 5. Februar 2024. Foto: Moritz Hager/Tamedia AG
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Die Menschenschlange ist lang. Sie reicht quer durch die ganze Kirche und weit bis ins Freie hinaus. Was alle sehen wollen: die zehn Werke der Maler Albert Anker, Giovanni Segantini, Giovanni Giacometti und Ferdinand Hodler. Einige der Anwesenden freuen sich augenscheinlich aber auch sehr, den Besitzer der Bilder zu treffen.

Die Bilder sind Teil der Kunstsammlung von Christoph Blocher. Normalerweise lagern sie in einem unterirdischen Bau neben seinem Wohnsitz hoch über Herrliberg. Am Sonntag hat der SVP-Doyen sie der Öffentlichkeit gezeigt. Der Herrliberger Pfarrer Alexander Heit konnte Blocher dafür gewinnen, sie in der reformierten Kirche Herrliberg zu präsentieren – dies im Rahmen der Veranstaltungsreihe «Art & Act» der Kirche.

Enthüllung von Anke-Bildern, anlässlich einer Ausstellung in der reformierten Kirche Herrliberg, 5. Februar 2024. Foto: Moritz Hager/Tamedia AG

«Es ist ein Privileg, diese Bilder zu sehen», sagt ein Mann beim Anblick der Originale. Er gehe oft auch an Auktionen. Nur dort oder eben hier hingen Bilder, die in keinem Museum zu finden seien. «Ich bin Christoph Blocher deshalb dankbar, dass er die Bilder hier zeigt.» Im Unterschied zu vielen Museen befinden sich die Gemälde in der Kirche nicht hinter Glas.

Besonders beliebter Berner

Ein Paar aus Feldmeilen liebt besonders die Porträts von Albert Anker: «Ich bin gebürtige Bernerin», sagt die Frau, Bezug nehmend auf Ankers eigene Berner Herkunft. «Seine Werke hatten wir früher schon in der Schule betrachtet und interpretiert.» Auch eine weitere Besucherin ist von Anker begeistert: «Eine Kindheitserinnerung ist, dass meine Eltern ein Anker-Bild zu Hause aufgehängt hatten», berichtet sie. «Es war aber ein Kunstdruck und kein Original.»

Christoph Blocher (M) spricht mit Gästen, anlässlich einer Ausstellung in der reformierten Kirche Herrliberg, 5. Februar 2024. Foto: Moritz Hager/Tamedia AG

Eine Frau wiederum staunt über die Knie eines Kindes auf einem Bild von Giacometti: «Sie sehen so plastisch aus – als wären sie aus Holz geschnitzt», sagt sie. Und einem Mann fällt etwas anderes auf: «Mit den Blumen über ihrem Kopf wirkt die Mutter, als trüge sie einen Heiligenschein.»

Damit sie daheim die Bilder im Kleinformat nochmals anschauen können, schiessen viele der Besucherinnen und Besucher Fotos mit ihren Handys. Eine Frau gibt einem Mann neben ihr Tipps, wie die Qualität des Handyfotos besser wird: «Lieber nicht zoomen», rät sie ihm.

Christoph Blocher spricht anlässlich einer Ausstellung in der reformierten Kirche Herrliberg, 5. Februar 2024. Foto: Moritz Hager/Tamedia AG

Vor der Besichtigung der zehn mitgebrachten Bilder erklärt Blocher in einem etwa einstündigen Vortrag dem Publikum in den Kirchenbänken, was er in den Gemälden der Schweizer Künstler sieht. «Ich bin kein Kunsthistoriker», schickt er voraus, und zum Sammler sei er nur geworden, weil er irgendwann mehr Bilder gehabt habe als Wände.

Zur Veranschaulichung sind Bilder der vier Künstler aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert auf eine Leinwand projiziert. Auf Albert Ankers Biografie und Werke geht Blocher besonders ein: «Schauen Sie: Das sind die Hände einer alten Frau – und nicht irgendwelche Hände», sagt er zu Ankers Bild einer alten Frau. Viele Maler würden es umgehen, Hände zu malen, weil dies so schwierig sei. Sie versteckten sie etwa hinter den Rücken ihrer Modelle.

Gäste beim Betrachten der Bilder, anlässlich einer Ausstellung in der reformierten Kirche Herrliberg, 5. Februar 2024. Foto: Moritz Hager/Tamedia AG

Anker sei ein bescheidener Mann gewesen, von ihm gebe es nur wenige Selbstbildnisse, sagt Blocher. Ganz im Gegensatz zu Hodler: «Das war ganz ein anderer Typ. Der konnte sich nicht genug malen.» Deshalb gebe es viele Selbstbildnisse von ihm. Das Publikum in der Kirche lacht.

Genauso wie über die Anekdote über den speziellen Pinsel, den Anker konstruierte: Dieser war nämlich aus den Wimpern von Rehaugen gefertigt. «Auf die Idee musst du auch erst mal kommen», meint Blocher dazu.

Eine Frau macht ein Foto von einem Anker-Bild, anlässlich einer Ausstellung in der reformierten Kirche Herrliberg, 5. Februar 2024. Foto: Moritz Hager/Tamedia AG

Blochers Ausführungen können an dem Abend allerdings nicht alle mithören. Viele Interessierte – sie sind aus verschiedensten Kantonen angereist – werden aus feuerpolizeilichen Gründen nicht mehr in die Kirche hereingelassen. 350 Personen fanden laut Pfarrer Heit Platz in der Kirche, mehrere Hundert mussten abgewiesen werden.

Damit diese trotzdem noch die Bilder zu sehen bekommen, planen er und Blocher, die Veranstaltung zu wiederholen, wie sie sagen. Schon vor sechs Jahren zeigte Blocher Bilder in der Kirche. Damals kamen genau so viele Leute, wie die Kirche fassen konnte.

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