Kundgebung in Zürich Mehr als 1000 Menschen solidarisieren sich mit Israel
Die israelische Botschafterin bricht bei ihrer Rede auf dem Zürcher Münsterhof in Tränen aus. Regierungsrat Mario Fehr sichert Israel Unterstützung zu und sagt: «Die Relativierer sollen ihre nächsten Ferien in Gaza verbringen.»
Um 18 Uhr läuten am Grossmünster und am Fraumünster die Glocken. An diesem Dienstagabend erklingen sie für die Jüdinnen und Juden in Israel, die bei den Terrorattacken der Hamas ihre Liebsten verloren haben und von einem Tag auf den andern in einen Krieg geworfen wurden.
Verschiedene jüdische und israelitische Organisationen haben zu einer Solidaritätskundgebung auf dem Münsterhof aufgerufen. Unter dem Glockengeläut füllt sich der Platz mit Menschen, viele in Israel-Fahnen gehüllt oder mit einem Davidstern auf dem Pullover.
Einige haben eine Schweizer Fahne mitgebracht. Auch Ständerat Daniel Jositsch (SP) und Ex-Ständerat Felix Gutzwiller (FDP) sind da.
Einige verteilen Kartons mit Parolen: «Our love is stronger than their hate», «Enough ist enough». Viele halten Bilder von Familien, Grossmüttern oder jungen Frauen in die Höhe, die ermordet oder verschleppt worden sind.
Beim Brunnen bindet einer seinem Freund einen jüdischen Gebetsriemen um den Arm, orthodoxe Juden sind aber nur wenige gekommen. Dafür sind neben den zahlreichen Stadtpolizisten auffällig viele junge Männer mit Knöpfen im Ohr zu sehen, die sich durch die Menge schieben.
Hamas verbieten
Als Jacques Lande, der Präsident der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich (ICZ), ans Rednerpult tritt, ist der Platz mit rund 1000 Personen gut gefüllt. Als er die Menschen zu einer Schweigeminute aufruft, wird es still – auch Passanten und Touristen halten im Vorbeigehen inne.
«Wir stehen hier, weil in Israel 800 Menschen an einem einzigen Tag bestialisch ermordet und weitere gefoltert und geschändet wurden», ruft Lande mit bebender Stimme. Es sei Zeit, dass der Schweizer Bundesrat die Hamas endlich als Terrororganisation brandmarke. Applaus brandet über den Platz.
Botschafterin bricht in Tränen aus
Die israelische Botschafterin Ifat Reshef, die für die Kundgebung auf den Münsterhof gekommen ist, kann ihre Emotionen nicht unter Kontrolle halten. Als sie von den Kindern und Familien spricht, die von den «Terroristen abgeschlachtet und hingerichtet worden sind», bricht sie in Tränen aus. «Ich kann nicht aussprechen, welche Qualen unser Volk erleidet.»
Sie sei aber auch stolz, ruft die Botschafterin. Israel sei innerhalb von Stunden ganz nah zusammengerückt. Die Leute seien mit ihren Privatautos in den Süden gefahren, um den Leuten dort Essen und Spielsachen zu bringen. Reshef betont auch, wie herzerwärmend diese Solidaritätsdemonstration für sie sei.
Israel werde jetzt die Sicherheit für alle Bürger im Land wieder herstellen. «Wir haben das Recht, uns gegen diese Teufel zu verteidigen», sagt sie. Der Krieg Israels werde sich nicht gegen Zivilisten, sondern gegen die Terroristen richten, aber sie sagt auch: «Ich weiss, wie hässlich der Krieg ist. Deshalb wollen wir ihn ja nicht.» Als die Botschafterin von der Bühne tritt, wird sie mit Sprechchören verabschiedet.
Fehr kritisiert die «Relativierer»
Viel Wohlwollen gibts auch für den Zürcher Regierungspräsidenten Mario Fehr (parteilos), der für diesen Gedenkanlass seine Ferien unterbrochen hat. Fehr gilt seit langem als Freund Israels, entsprechend deutlich fällt auch seine Rede aus.
Nach dem «feigen Angriff» ist für Fehr klar: Die offizielle Nahostpolitik der Schweiz muss sich ändern. An den Bundesrat gerichtet sagt er: «Das Verbot der Hamas delegieren wir jetzt nicht an internationale Organisationen, wir beschliessen es selber.»
Weiter fordert er die Landesregierung auf, als Zeichen der Solidarität einen Beitrag zum Wiederaufbau in Israel zu zahlen. Der Kanton Zürich werde das tun.
Fehr zeigt sich verärgert über jene, welche den Israelis in den sozialen Medien bereits wieder eine Mitschuld geben. «Diese Relativierer sollen ihre nächsten Ferien in Gaza verbringen. Dort werden sie sehen, wie diese Terroristen auch ihr eigenes Volk bedrohen.»
Und dann richtet sich Fehr noch direkt an die Leute auf dem Münsterplatz. In Zürich werde es keine antisemitischen Kundgebungen wie in Deutschland geben: «Hier ist nicht Berlin», sagt der Regierungspräsident.
Die Polizeikorps von Stadt und Kanton Zürich würden alles unternehmen, damit die Jüdinnen und Juden in Zürich sicher leben könnten. «Ihr seid unsere Nachbarn und Freunde», versichert er.
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