Kulturpreis der Stadt WinterthurDer kindliche Blick hat etwas Anarchisches – Ruedi Widmer erhält den Kulturpreis
Der Winterthurer Illustrator und Cartoonist Ruedi Widmer erhält den Kulturpreis 2023. Der Förderpreis geht an die Künstlerin Johanna Müller.
Ruedi Widmer ist ein Künstler mit vielen witzigen Einfällen und dem Talent, sie bildhaft in Szene zu setzen. Seine Cartoons betrachten die Dinge oft mit den Augen eines Kindes. Das sieht er auch selber so: «Ich gebe gern kindliche Antworten auf ernste Fragen», sagte er in einem Interview mit dieser Zeitung. Sein Blick ist aber alles andere als naiv. 2022 wurde Widmer zum Pressezeichner des Jahres ernannt. Der Stadtrat ehrt ihn nun mit dem diesjährigen Kulturpreis.
In seinem Cartoon «Die letzten Geheimnisse einer rationalen Welt», der seit über zwanzig Jahren einmal pro Woche im «Landboten» erscheint, kommentiert er oft aktuelle Themen. Ebenso oft sind es absurde Ideen zu alltäglichen Dingen, die ihm einfallen. Immer verlässt der Zeichner dabei die funktionale Welt mit ihren festgelegten Bahnen und zeigt, was auch noch möglich wäre – zumindest in der Vorstellung.
«Fühle mich tief geehrt»
Widmers Sichtweise hat etwas Anarchisches. Viele seiner Witze, wie er sie selber auch nennt, sind auch Jahre später noch lustig. Er verbreitet sie selbst unermüdlich in den sozialen Medien. Auf Facebook bedankt er sich jetzt für die Verleihung des Kulturpreises: «Ich fühle mich tief geehrt und freue mich wie ein Kind an Weihnachten», schreibt Widmer. Am Telefon fügt er an, er finde es gut, dass ein Vertreter dieser komischen Kunstform mit dem Preis gewürdigt werde.
Längst reicht das Schaffen des 50-jährigen Künstlers weit über die Region Winterthur hinaus: mit seinen Illustrationen, die unter anderem im «Tages-Anzeiger», in der «Wochenzeitung» (WoZ), im Konsumentenmagazin «Saldo» und im deutschen Satiremagazin «Titanic» erscheinen.
Künstlerin mit Potenzial
Der Förderpreis geht an die 1990 geborene Johanna Müller. Die Künstlerin arbeitet in den Bereichen Collage, Video, Keramik, Textildruck und Performance. Ihre verspielte Videoarbeit «What if I was wrong about what Jesus looks like» lief 2021 an den Kurzfilmtagen Winterthur. Johanna Müller sei «eine vielseitige Künstlerin mit grossem Potenzial, deren Arbeiten eine ganz eigene Handschrift tragen», heisst es in der Medienmitteilung.
Der Kulturpreis der Stadt Winterthur ist mit 10'000 Franken dotiert und wird jährlich an Personen oder Institutionen verliehen. Für den ebenfalls mit 10'000 Franken dotierten Förderpreis haben sich in diesem Jahr 16 Kulturschaffende beworben. Die Altersgrenze liegt bei 35 Jahren.
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