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Meinung

Gastkommentar zu Entwicklungshilfe
Kürzen ist kurzsichtig

Hier zeigt Entwicklungshilfe am meisten Wirkung: In Benin leben etwa 20 Prozent der Menschen in extremer Armut.

Verschiedene Mittel erlauben es der Schweiz, sich in der Welt zu positionieren: Handelsbeziehungen, Diplomatie, Entwicklungszusammenarbeit. Letztere wird im Parlament oft kontrovers diskutiert – zu häufig aber nur als Kostenfaktor in den Budgetdebatten. Dabei geht gern vergessen, was die Entwicklungszusammenarbeit leistet.

Das Engagement für die globale Entwicklung stärkt die internationale Reputation der Schweiz und wird regelmässig von der OECD und anderen Experten mit guten Noten gewürdigt. Denn: Mit sorgfältig durchgeführten Entwicklungsprojekten rettet die Schweiz Leben und schafft Perspektiven für Menschen in Armut. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag zur internationalen Stabilität und Sicherheit.

Die schwierige globale Wirtschaftslage seit Covid-19 hat zu einem Anstieg der extremen Armut geführt, der Krieg in der Ukraine zu höheren Lebensmittelpreisen und mehr Hunger weltweit. Jetzt bei der Entwicklungshilfe zu sparen, wäre daher verheerend. Laut offiziellen Daten sind Budgetkürzungen des Vereinigten Königreichs für über 100’000 vermeidbare Tode in Entwicklungsländern verantwortlich. Eine Kürzung der Schweizer Gelder für die ärmsten Länder angesichts laufender Spardebatten wäre ähnlich fatal. Dies scheint der Bevölkerung bewusst zu sein. So fordert gemäss einer aktuellen ETH-Umfrage eine klare Mehrheit, dass die Schweiz ihr Engagement stärkt – und zwar über das ganze politische Spektrum, von links (83 Prozent) über die Mitte (72 Prozent) bis rechts (54 Prozent).

In Anbetracht dessen hier drei Vorschläge, um die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz weiter zu stärken:

1. Die Zusammenarbeit kann sich noch stärker auf die ärmsten Länder konzentrieren. Die Wirkung der Schweizer Beiträge in den ärmsten Ländern ist grösser, da mit den eingesetzten Ressourcen mehr Armut bekämpft werden kann. So leben in Benin etwa 20 Prozent der Menschen in extremer Armut. Das sind etwa siebenmal mehr als in Bolivien, welches zudem ein höheres Bruttoinlandprodukt hat. Entwicklungszusammenarbeit in den ärmsten Ländern bringt Ressourcen dahin, wo sie am nötigsten sind. 

2. Die Schweiz ist weltweit ein einzigartiger Gesundheitshub: von der Life-Science-Industrie über die Forschung, von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit des Bundes bis hin zur Weltgesundheitsorganisation in Genf. Trotz dieser Expertise investierte die Schweiz 2019 nur gerade 6,5 Prozent der öffentlichen Entwicklungshilfe in die globale Gesundheit. Grössere Investitionen in die globale Gesundheit zahlen sich nicht nur in Pandemiezeiten auch für die Schweiz aus.

3. Schweizer Entwicklungsprojekte werden bereits besser evaluiert als die meisten anderen staatlichen Projekte. Dennoch besteht Potenzial – insbesondere bei Impaktstudien, der führenden Methode, um die tatsächliche Wirkung eines Projekts zu bestimmen. Die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz soll Impaktstudien stärker in der Projektauswahl nutzen und damit Bundesgelder noch gezielter einsetzen.

Die nächste Vierjahresstrategie der internationalen Zusammenarbeit soll daher noch mehr auf die ärmsten Länder, die globale Gesundheit und Impaktstudien setzen. Denn selbst eine gute Investition kann sich weiter verbessern.

*Anita Käppeli ist Direktorin Policy Outreach Europe beim international tätigen Thinktank Center for Global Development. Sie unterstützt die Schweizer Allianz Coopération Globale, welche aufzeigt, wie eine starke Entwicklungszusammenarbeit zu einer starken Schweiz beiträgt. Max Lauber ist Co-Koordinator der Allianz Coopération Globale.