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Meinung

Ödes Herbstgericht
Kürbissuppe, es reicht!

Men eating Vegan Creamy Roasted Pumpkin Soup on wooden background
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Die ersten werden dieser Tage serviert, und es werden für lange Zeit nicht die letzten sein: Kürbissuppen. Es ist ja schon eine Weile her, seit diese orange Brühe regelmässig im Spätsommer bis tief in den Winter hinein über unser Land schwappt. Ja, es muss noch im letzten Jahrhundert gewesen sein, als plötzlich auf jedem Restauranttisch eine Kürbissuppe stand. Vor jedem Essen. Zu jeder Gelegenheit. Pur, damals noch. 

Auch in Privathaushalten wurde man mit Kürbissuppe drangsaliert. Bei Gabi und Paul aber wurde sie jeweils verfeinert, gerne mit Kokosraspeln (Kokoswasser kannte man damals noch nicht), das war der Knüller. Oder aufgepimpt mit Rüebli (Geschmacksträger, Farbgeber), vielleicht lag am Tellerrand noch ein Blatt Rauke, eine Pflanze, die gerade als Rucola ein Comeback feierte. Ja, jene Zeiten waren das, und das ist lange her. Die Suppe ist immer noch da. Jeden verdammten Herbst.

Jetzt mit Chili, Curry, Chia oder Cox Orange versetzt, das schon, aber trotzdem. Kaum ein Trend hält sich so lang, warum tut es diese nach nichts schmeckende Flüssigkeit? Gäbe es zurzeit nicht tausend andere Dinge zu tun, als Hokkaido-Kürbis zu mixen?

Lustige Kosenamen wie «Goldene Sonne», «Gute-Laune-Suppe» oder «Knalliger Herbstgenuss» helfen auch nicht

Nie haben doch so viele Gemüsesorten und Obst Saison wie jetzt, Gänseblümchen, Berner Rose, Holunder, Auberginen! Bohnenkraut, Blumenkohl und die letzten, saftigen Tomaten. Doch nein, es ist der Kürbis – wir pflanzen ihn hier übrigens erst seit Kolumbus an –, den wir anbeten, kultivieren und zu Tode kochen. Da helfen lustige Kosenamen wie «Goldene Sonne», «Gute-Laune-Suppe», «Knalliger Herbstgenuss» eben auch nicht, mich jedenfalls langweilt der öde Schlick furchtbar. Modetrends müssen ja auch sterben, um einst wieder auferstehen und geliebt werden zu können. 

Es ist aber nicht so, dass ich gefeit wäre gegen den Kürbiswahn. Selbstverständlich kann auch ich nicht an diesen hübschen Ständen auf dem Land vorbeifahren, an denen Kürbisse jeglicher Art ausgestellt werden, ganze Beigen, gleich neben dem Feld. Natürlich muss auch ich immer quietschend bremsen (man sieht sie ja immer zu spät), halb auf der Strasse parkieren, mir das schönste Exemplar schnappen (als ob es drauf ankäme) und dann merken, dass ich kein Münz dabeihabe, worauf ich ein Zehnernötli für einen kleinen Butternut hinterlasse. Und dann Suppe daraus mache, weil es halt am einfachsten ist.

Und jetzt ist wieder Herbst. Und sie ist wieder da, die Kürbissuppe. Überall. Als ob es nichts Besseres aufzutischen gäbe.

Dieser Artikel erschien erstmals am 19. September 2020. Anlässlich unserer Spezialsektion zum Thema Halloween, Räbeliechtli und Kürbis haben wir ihn für Sie aktualisiert.