Antworten zum SpitalangriffEntsetzen über Raketeneinschlag in Spital im Gazastreifen
Hunderte Menschen sollen beim Angriff auf das Al-Ahli-Arab-Spital in Gaza gestorben sein. Die Hamas beschuldigt Israel, Israel wiederum den Islamischen Jihad. Was bislang über die Explosion bekannt ist.
Nur wenige Stunden bevor in Israel US-Präsident Joe Biden erwartet wird, trifft eine Rakete ein Krankenhaus in Gaza-Stadt. Hunderte Menschen sollen dabei umgekommen sein – die genauen Todeszahlen sind aber derzeit unbekannt, ebenso der Hintergrund des Angriffs. Ein Überblick über die bisher bekannten Fakten.
Was ist passiert?
Am Dienstagabend ist das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza-Stadt Ziel eines Luftangriffs geworden. Hunderte Menschen sind dabei Berichten zufolge getötet oder verletzt worden. In der Klinik hätten zu dem Zeitpunkt Tausende Flüchtlinge Zuflucht gesucht, teilte das Gesundheitsministerium, das der militant-islamistischen Hamas untersteht, mit.
Die Klinik wird von der anglikanischen Diözese Jerusalem getragen und ist das einzige christliche Krankenhaus im Gazastreifen. Die palästinensischen Behörden beschuldigen die israelische Armee, für den Angriff verantwortlich zu sein. Diese wiederum spricht von einer fehlgeleiteten Rakete militanter Palästinenser. Die Angaben beider Konfliktparteien können bislang nicht überprüft werden.
Was sagt Israel dazu?
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die Verantwortung für den Einschlag zurückgewiesen. «Die ganze Welt sollte es wissen: Es waren barbarische Terroristen in Gaza, die das Krankenhaus in Gaza angegriffen haben», teilte Netanjahu mit. Es sei nicht das israelische Militär gewesen.
«Diejenigen, die unsere Kinder brutal ermordet haben, ermorden auch ihre eigenen Kinder», sagte er weiter. Israels Präsident Isaac Herzog schrieb bei X (vormals Twitter): «Eine Rakete des Islamischen Dschihad hat viele Palästinenser in einem Krankenhaus in Gaza getötet – einem Ort, an dem Leben gerettet werden sollten. (...) Schande über die abscheulichen Terroristen in Gaza, die vorsätzlich das Blut Unschuldiger vergiessen. Noch nie war die Auswahl klarer. Israel steht einem Feind gegenüber, der aus purem Bösen besteht. Wenn Sie für die Menschheit eintreten – für den Wert allen menschlichen Lebens -, stehen Sie an der Seite Israels.»
In einer Mitteilung des israelischen Militärs hiess es hinterher, dass erste Informationen darauf hindeuteten, dass «der Islamische Dschihad für den fehlgeschlagenen Raketenabschuss verantwortlich ist». Unabhängig sind die Angaben nicht zu überprüfen. Israel kündigte allerdings an, Beweise vorlegen zu wollen.
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Wie reagiert die Hamas?
Die Hamas widerspricht der Darstellung der Israelis. Hamas-Chef Ismail Hanijeh warf den USA vor, hinter der Tat zu stehen und Israel zu decken. Der Angriff werde ein «neuer Wendepunkt in dem Konflikt» sein. Die Extremisten der libanesischen Hisbollah-Miliz kündigten für Mittwoch einen «Tag des beispiellosen Zorns» gegen Israel und den Besuch von US-Präsident Biden in dem Land an. Die USA trügen die direkte und vollständige Verantwortung «für dieses Massaker», hiess es in der Erklärung.
Wie viele Menschen sind getroffen worden?
Der Leiter des Zivilschutzes in Gaza sprach von mindestens 300 getöteten Menschen, das Gesundheitsministerium von mindestens 500 Personen, die getötet oder verletzt worden seien. Beide Behörden unterstehen der Hamas-geführten Regierung im Gazastreifen. Die israelische Armee zweifelt die Zahl der Todesopfer hingegen an. Es habe keinen direkten Treffer auf die Einrichtung gegeben, sagt ein Sprecher der israelischen Armee. Aufnahmen von Militärdrohnen würden eher auf einen Einschlag auf dem Parkplatz hinweisen.
Wie sind die Reaktionen in der arabischen Welt?
Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, sprach von einem «entsetzlichen Verbrechen, einem Völkermord». Dafür trügen auch die Länder Verantwortung, die Israel unterstützten.
In zahlreichen muslimisch geprägten Ländern ist es zu spontanen Protesten gekommen. In Amman versuchten Demonstranten zur israelischen Botschaft zu gelangen, auch vor dem Konsulat in der türkischen Millionenmetropole Istanbul versammelten sich zahlreiche Demonstranten. In Tunis, Bagdad und Teheran kam es ebenso zu Protesten. Im Stadtzentrum Teherans rief eine Menge «Nieder mit Israel», wie Videos der staatlichen Nachrichtenagentur Irna zeigten. Die iranische Regierung erklärte Mittwoch zum Trauertag. Irans Sprecher des Aussendepartements verurteilte den Angriff aufs Schärfste und machte den Erzfeind Israel verantwortlich.
Im Libanon strömten in den südlichen Vororten von Beirut Augenzeugen zufolge Hunderte Hizbollah-Anhänger auf die Strassen und forderten, Tel Aviv zu bombardieren.
Irans Aussenamtssprecher verurteilte den Angriff und machte Israel verantwortlich. Auch Marokko verurteilte die «Bombardierung» des Krankenhauses «durch israelische Streitkräfte» «aufs Schärfste», ähnlich äusserte sich auch Ägypten. Mehrere Staaten kündigten Trauertage für die Opfer an. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Russland beantragten eine Dringlichkeitssitzung des UN-Weltsicherheitsrat zu dem Vorfall.
Jordanien sagte das für Mittwoch geplante Treffen zwischen König Abdullah II. und US-Präsident Joe Biden ab. Man werde Biden erst empfangen, wenn es eine Einigung gebe, den Krieg zu beenden und «diese Massaker» zu stoppen, sagte Aussenminister Aiman al-Safadi.
Wie reagieren die UNO und der Westen?
Scharfe Kritik gab es auch von der UNO. «Ich bin entsetzt über die Tötung Hunderter palästinensischer Zivilisten heute bei einem Angriff auf ein Spital in Gaza, den ich aufs Schärfste verurteile», schrieb UNO-Generalsekretär António Guterres bei X, vormals Twitter. Er reist angesichts der Gewalteskalation nach Kairo. Dort will sich der 74-Jährige Portugiese laut UNO-Angaben ab Donnerstag unter anderem mit dem ägyptischen Staatschef treffen, um eine Öffnung des geschlossenen Grenzübergangs Rafah von der Sinai-Halbinsel in den Gazastreifen zu erwirken.
Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, forderte eine lückenlose Aufklärung. Er rief die Staaten mit Einfluss in der Region auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um die Ereignisse dort zum Ende zu bringen. Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilte den Raketeneinschlag. «Nichts kann einen Angriff auf ein Spital rechtfertigen», schrieb er auf X.
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Was bedeutet das für den Besuch von US-Präsident Joe Biden?
Für die Reise Bidens nach Israel haben sich die Vorzeichen mit dem Anschlag noch einmal verschlechtert. Er selbst zeigte sich «empört und zutiefst betrübt» über die Explosion in dem Krankenhaus, hiess es in einer schriftlichen Stellungnahme. Unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls habe er mit Jordaniens König und Israels Premierminister gesprochen und sein Team angewiesen, weitere Informationen über den genauen Hergang zu sammeln. Dem Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der US-Regierung, John Kirby, zufolge, werde Biden in Israel auch «harte Fragen» stellen und die humanitäre Situation im Gazastreifen ansprechen. Die USA wollten nicht, so Biden, dass sich der Konflikt ausweite oder vertiefe.
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SDA/fal/pash/Leila Al-Serori
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