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Krieg in der Ukraine
Was Putin und Selenski für 2024 erwarten

epa11040624 Local resident Tetiana (40) inspects her ruined flat at the site of a drone attack on a residential building in Kyiv (Kiev), Ukraine, 22 December 2023, amid the Russian invasion. At least two people were injured after a Russian drone attack hit a residential building in the Solomianskyi district of Kyiv, the mayor of the city Vitali Klitschko wrote on telegram. For the third time in the last six days, Russia's 'Shahed' type drones attempted to hit infrastructure and residential buildings in the Ukrainian capital, the Kyiv City Military Administration said. Russian troops entered Ukrainian territory on 24 February 2022, starting a conflict that has provoked destruction and a humanitarian crisis.  EPA/Oleg Petrasyuk
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Die Präsidenten der Ukraine und Russlands haben beide zum Ende des Jahres Pressekonferenz abgehalten, in denen Sie neben einem Rückblick auch die militärischen Ziele für das kommende Jahr verkündet haben. Was die Welt 2024 von dem zermürbenden Konflikt erwarten kann und was Analysten davon halten.

Keine erheblichen Änderungen des Frontverlaufs

Sowohl der ukrainische Präsident Selenski als auch Russlands Putin hatten nach dem Kriegsjahr 2023 wenig gute Nachrichten für eigenen Staatsbürger und ihre Verbündeten.

Selenski hob «einen grossen Sieg» des ukrainischen Militärs im Schwarzen Meer hervor, wo Kiew erfolgreiche Angriffe auf russische Kriegsschiffe vermeldete und Seehandelsrouten sichern konnte. Der ukrainische Präsident hielt seine Pressekonferenz vor dem Hintergrund einer großen Flagge der Europäischen Union ab. Die EU-Staaten hatten sich zuvor darauf geeinigt, Beitrittsverhandlungen mit Kiew aufzunehmen.

Putin seinerseits überstand im vergangenen Jahr einen bewaffneten Aufstand der Söldnergruppe Wagner. Er lobte die russische Gesellschaft dafür, dass sie sich hinter die Kriegsanstrengungen Moskaus gestellt habe. Dazu gibt es allerdings auch wenig Alternativen: Der Kreml erliess eine Reihe von Gesetzen, die jegliche Kritik an der Offensive im Nachbarland verbieten.

Keine der Kriegsparteien hat im vergangenen Jahr erheblich Fortschritte auf dem Schlachtfeld gemacht. Analysten zufolge fehlen sowohl Russland als auch der Ukraine derzeit die Ressourcen, eine ernsthafte Offensive zu starten. Die Ukraine bemüht sich seit geraumer Zeit darum, sich ebenso effektiv wie die russischen Streitkräfte entlang der Front zu verschanzen und ist auf dem Ostufer des Flusses Dnipro in russisch kontrolliertes Gebiet vorgedrungen.

Zermürbungskrieg

Die Ukraine hat inzwischen eingeräumt, dass eine im Sommer gestartete Gegenoffensive aufgrund von Munitionsmangel und fehlender Luftüberlegenheit gescheitert sei. «Wir brauchen Unterstützung, weil wir einfach keine Munition haben», stellte Selenski fest, weigerte sich aber, mehr über die Pläne seiner auf Defensive umgestellten Armee für 2024 zu sagen.

Ukraine Special Operations Forces soldiers navigate the Dnipro River using night vision goggles, or NVG, during a night mission in Kherson region, Ukraine, Saturday, June 10, 2023. Ukrainian special forces officers spent six months on their mission to establish a bridgehead across the Dnipro River in southern Ukraine after an explosion destroyed the Kakhovka Dam upstream. (AP Photo/Felipe Dana)

Russlands Präsident Putin lobte seinerseits die russischen Truppen dafür, ihre Position entlang einem Grossteil der Front «verbessert» zu haben. Beobachter zufolge erzielten russische Soldaten Geländegewinne in Richtung des Industriezentrum Awdijiwka im Osten des Landes.

Putin setzt auf Kriegsmüdigkeit im Westen

Putin, dessen Wiederwahl im Frühjahr sicher scheint, setzt auf das Schwinden der westlichen Unterstützung für die Ukraine, die Gegenstand politischer Streitigkeiten in Europa und den USA ist. Seiner Ansicht nach «droht diese Unterstützung zu enden» und «es sieht so aus, als würde sie nach und nach enden».

Selenski zeigte sich indes überzeugt, dass die Hilfe anhalten werde und dass die USA sein Land «nicht verraten werden». Er räumte allerdings ein, dass die Präsidentschaftswahlen in den USA, dem wichtigsten Unterstützer der Ukraine, den Kriegsverlauf beeinflussen könnten.

Analysten zufolge arbeiten beide Seiten an der Neuaufstellung ihres Militärs. Selenski sagte, die Ukraine solle eine Million Drohnen bauen und die inländische Produktion von Waffen und Munition vorantreiben. Eine Forderung der Armee, bis zu 500’000 neue Kräfte für das Militär zu mobilisieren, wies der ukrainische Präsident vorerst zurück.

Putin hat kurz vor der Wahl eine erneute Mobilisierung für das kommende Jahr ausgeschlossen. Ihm zufolge hat Moskau 486’000 Freiwillige im zurückliegenden Jahr rekrutiert. Er versprach zudem, Russlands Verteidigungsfähigkeiten zu stärken.

Keine Friedensverhandlungen in Aussicht

Selenski hat Gespräche mit Russland ausgeschlossen, solange Putin an der Macht ist. Zudem wiederholte er sein Ziel, die Kontrolle über alle von Russland besetzten Gebiete, einschliesslich der 2014 annektierten Krim, wiederzuerlangen. Aus Moskau habe es ohnehin keine Anfrage zu Gesprächen gegeben. «Ich erkenne in ihrer Rhetorik nur Arroganz und Mord», sagte Selenski.

Putin behauptet zwar immer wieder, Moskau sei offen für Verhandlungen. Doch während seiner im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz sagte er, Frieden könne nur erreicht werden, wenn die Ukraine «entmilitarisiert» und «entnazifiziert» sei.

Beinahe zwei Jahre nach der russischen Invasion und wenige Monate vor der Präsidentschaftswahl in Russland versprach Putin erneut, der «Sieg wird unser sein». Friede werde es geben, «wenn wir unsere Ziele erreichen», fügte er hinzu, ohne einen Zeitrahmen zu nennen.

Der ukrainische Präsident Selenski sagte, «niemand» wisse, wann die Kämpfe enden würden. Er rief seine Landsleute auf, nicht ihre Widerstandsfähigkeit zu verlieren.

AFP/sme