Vorstoss der UkraineKreml: Ukrainische Truppen aus Kursk vertrieben – Kyjiw widerspricht
Im August waren ukrainische Truppen in die russische Region eingedrungen. Moskau spricht nun von Rückeroberung, Kyjiw von weiteren Kämpfen.

Moskaus Truppen haben die russische Region Kursk nach Kremlangaben vollständig von den ukrainischen Streitkräften zurückerobert. Generalstabschef Waleri Gerassimow habe Präsident Wladimir Putin über eine Beendigung der Operation informiert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.
Peskow sprach von einer «Befreiung» des Gebiets Kursk. Die ukrainischen Truppen waren dort Anfang August vergangenen Jahres einmarschiert und hatten Dutzende Ortschaft eingenommen.
«Die Zerschlagung der bewaffneten Formationen der ukrainischen Streitkräfte, die in die Region Kursk eingedrungen sind, ist abgeschlossen», sagte Gerassimow. «Die Pläne des Kyjiwer Regimes, einen sogenannten strategischen Brückenkopf zu schaffen und unsere Offensive im Donbass zu stören, sind gescheitert.»
Kyjiw spricht von «Propaganda-Schachzug»
Der ukrainische Generalstab hat die von Russland erklärte Rückeroberung des grenznahen Gebiets Kursk als einen «Propaganda-Schachzug» von Kremlchef Wladimir Putin zurückgewiesen. Die Kämpfe gingen nicht nur in einigen Teilen des Gebiets Kursk weiter, sondern auch im benachbarten russischen Gebiet Belgorod, teilte der Generalstab in Kyjiw bei Facebook mit.
Russland verbreite «Wunschdenken», hiess es in der Mitteilung der Militärführung weiter. Es seien mehrere Angriffe von russischer Seite abgewehrt worden.
Zugleich räumte der Generalstab ein, dass die Lage kompliziert sei. «Die operative Situation ist schwierig, aber unsere Einheiten halten weiterhin bestimmte Stellungen und führen die ihnen zugewiesenen Aufgaben aus, wobei sie dem Feind mit allen Arten von Waffen eine wirksame Feuerniederlage zufügen und dabei unter anderem aktive Verteidigungstaktiken anwenden», hiess es in der Mitteilung weiter.
Moskau bestätigt Einsatz nordkoreanischer Soldaten
Das russische Militär hat bei seiner Erklärung den Einsatz nordkoreanischer Soldaten gegen ukrainische Truppen in der russischen Region Kursk bestätigt. Gerassimow sagte, die Nordkoreaner hätten «Schulter an Schulter mit russischen Soldaten an Kampfeinsätzen zur Abwehr des ukrainischen Vormarsches teilgenommen» und «hohe Professionalität, Standhaftigkeit, Mut und Heldentum im Kampf bewiesen».
Russland hatte die Rückeroberung der Region Kursk stets als Bedingung genannt, um mit der Ukraine in Verhandlungen für einen Frieden zu treten. Für Kremlchef Putin war die Invasion der ukrainischen Truppen eine Blossstellung, weil sie auch die Verletzlichkeit der russischen Staatsgrenze zeigte.
Selenskyj sprach stets von einem Erfolg der Offensive
Trotz des zuletzt erfolgten weitgehenden Rückzugs ukrainischer Truppen aus der russischen Region Kursk sah Präsident Wolodymyr Selenskyj den Vorstoss stets als Erfolg. «Es ist absolut fair, den Krieg dorthin zu verlagern, wo er herkommt», sagte er wiederholt. Unter Experten war das umstritten, weil dem Land Ressourcen an anderer Stelle fehlten.
Im vergangenen Sommer hatten die ukrainischen Truppen rasch etwa 1300 Quadratkilometer russisches Territorium unter Kontrolle gebracht. Davon waren nach Karten ukrainischer Militärbeobachter zufolge nur kleine Reste direkt an der Grenze geblieben. Im März eroberte Russland die Kreisstadt Sudscha zurück.
Der schnelle Vorstoss hatte 2024 die Stimmung in der Ukraine gehoben. Doch die Kiewer Hoffnung erfüllte sich nicht, in Friedensverhandlungen besetztes Gebiet eintauschen zu können. Unabhängigen ukrainischen Militärexperten zufolge erlitten beide Seiten ähnlich hohe Verluste, was für die Ukrainer schwerer wiegt als für die Russen. Die eingesetzten Truppen fehlten der Ukraine 2024 zur Abwehr der russischen Offensive im Osten bei Pokrowsk.
DPA/oli/anf
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